Kälteeinbruch (German Edition)
schwierige Entscheidung gestellt sah, welchem der beiden Ermittler er sich anschließen sollte.
Anton holte sein Handy heraus. Es war auf lautlos geschaltet. Vor zwanzig Minuten war eine SMS von seinem Kumpel beim Inlandsgeheimdienst eingegangen:
Herlov Langgaard hat so viel Unterhaltungswert wie eine Scheibe Knäckebrot. Null, nada, niente bei der NSB . Vergiss ihn. Get over it.
Verdammt, dachte Anton, obwohl der Kerl es ihm bei seinem Hausbesuch sichtlich schwer gemacht hatte, ihn nicht zu mögen. Wenn sie sich unter anderen Umständen begegnet wären, hätten sie bestimmt Freunde werden können. Er schloss die Augen und schlug mit dem Hinterkopf leicht gegen die Wand.
«Von deiner Ex?», wollte Kval plötzlich wissen.
Ein Versuch, die Wogen wieder zu glätten.
«Nein, aber so ähnlich», antwortete Anton. «Hab nur versucht, was in Erfahrung zu bringen, was nicht funktioniert hat.»
«So wie bei Nils?»
Zum Beweis, dass er nicht wieder von vorn anfangen wollte, lächelte Kval zaghaft.
Torp machte einen Schritt vorwärts und stellte sich zwischen Anton und Kval. «Was machen wir jetzt?»
«Warten, bis wir wieder mit ihm sprechen dürfen.»
«Darf man fragen, wieso?», erkundigte sich Torp.
«Wenn du noch immer nicht …»
Anton hielt mitten im Satz inne. Ein Arzt kam durch den Korridor auf sie zu. Er blieb bei dem Trio stehen.
«Ist es in Ordnung, wenn der Patient ein Telefonat führt?»
«Mit wem?» Anton blickte ihn schräg von unten an.
«Er möchte mit seinem Psychologen sprechen. In seinem jetzigen Zustand würden wir ihm normalerweise eine ordentliche Dosis Beruhigungsmittel verabreichen, aber wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist er medikamentenabhängig, somit kommt das nicht in Frage. Und wenn ihm ein Gespräch mit seinem Psychologen guttut, würden wir empfehlen, seinem Wunsch zu entsprechen.»
«In Ordnung», antwortete Kval.
Anton sprang auf. «Wenn ich bei dem Gespräch dabei sein darf.»
Der Arzt nickte. «Waren Sie zugegen, als er den Anfall erlitten hat?»
«Ja.»
«Was war der Auslöser? War er großem Druck oder Stress ausgesetzt?»
Anton zögerte. Tat so, als müsste er nachdenken. «Hmm, nein, das würd ich so nicht sagen. War eine ganz normale Unterhaltung. Zudem noch informell.»
«Okay.» Der Arzt nickte bedächtig, als wollte er aus dem Stand eine Diagnose stellen. «Merkwürdig. Könnte natürlich damit zusammenhängen, dass er Kokain nimmt und Beruhigungsmittel futtert, als wären es Drops, und dass er jetzt schon eine ganze Weile auf dem Trockenen gesessen hat. Wir werden ihn auf jeden Fall noch ein paar Tage für weitere Untersuchungen hierbehalten.»
«Was für Untersuchungen?», wollte Kval wissen.
«Ein EKG , zum Beispiel. Egal ob auf Entzug oder nicht, es ist äußerst ungewöhnlich, dass ein so junger Mann, der zudem noch gut in Form ist, einen solchen Zusammenbruch erleidet.»
«Könnte er Epileptiker sein?»
«Das ist eine der Möglichkeiten, denen wir nachgehen werden.» Er sah Anton an. «Dann kommen Sie jetzt mit?»
Sie gingen den Korridor entlang. Bogen nach links in einen weiteren Flur. Etwa in der Mitte blieb der Arzt stehen und öffnete eine blaue Tür.
«Keine informellen Unterhaltungen mehr, damit das klar ist. Dazu ist er nicht in der Lage. Okay?»
«Natürlich», erwiderte Anton verständnisvoll.
Der Arzt reichte Nils ein Telefon und ging hinaus. Anton setzte sich neben dem Patienten auf einen Stuhl. Sein Oberkörper war verkabelt, ein Pulsmesser war an seinem rechten Zeigefinger befestigt.
«Wissen Sie», sagte Anton, bevor Nils die Nummer eintippte, «das Einzige, was ich von Ihnen wissen wollte, als wir Sie zu Hause besucht haben, war die Wahrheit. Jetzt kenne ich sie.»
Nils sah voller Scham weg.
«Wollen wir eine neue Übereinkunft treffen?»
«Was für eine?»
«Der Brocken Stoff, der in Ihrem Auto gefunden wurde. Davon steht nichts im Protokoll. Vorläufig, wohlgemerkt. Wir könnten es dabei belassen, wenn Sie mir ein paar Fragen ehrlich beantworten. Wenn Sie schlau sind, nehmen Sie mein Angebot an.»
«Geht das …?» Nils’ Augen weiteten sich.
«Klar geht das.»
«Okay … Gern. Danke.»
«Haben Sie ihn ermordet?» Antons Tonfall war mitfühlend. «Die allermeisten würden das verstehen.»
«Ich war es nicht. Ehrenwort.»
«Genauso wenig, wie Sie die beiden Frauen vergewaltigt haben? Montagnacht haben Sie nämlich nicht schlafend in ihrem Bett gelegen. Das wurde uns bestätigt.»
«Ich war zu Hause. Ich hab sogar
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