Kälteeinbruch (German Edition)
Fredrikstad-Brücke.
«Fox zwei null, hier ist Sierra vier null.» Kval sprach ins Mikro, während seine andere Hand den Griff über der Tür umklammert hielt.
«Fox zwei null hört», antwortete eine Frauenstimme.
«Noch Kontakt zum Hyundai?»
«Gerade noch, aber nicht mehr lange. Bei dem Schnee ist unser alter Mercedes wenig kooperativ, außerdem haben wir vier Häftlinge hinten drin, die zur Vernehmung ins Revier sollen. Es geht also nur langsam voran. Verstärkung scheint unterwegs zu sein. Wie ist eure Position?»
«Wir befinden uns auf der Auffahrt zur Fredrikstad-Brücke.» Im Spiegel tauchte Blaulicht auf, das zu ihrer Unterstützung herannahte. «Gerade sehe ich einen Streifenwagen kommen.»
«Der Hyundai kommt euch gleich entgegen. Er hat den Verkehrskreisel schon hinter sich und fährt weiter Richtung Brücke.»
«Verstanden, Sierra vier null, Ende.» Kval hängte das Mikrophon wieder in die Halterung am Armaturenbrett.
Drei Autos, die in ihrer Spur unterwegs waren, wichen nach rechts aus. Torp überholte mit quietschenden Reifen. Als sie den höchsten Punkt der Brücke erreicht hatten, kamen zwei Scheinwerfer auf sie zu. Der Gefangenentransporter, der die Verfolgung aufgenommen hatte, hatte den Verkehrskreisel auf der Ostseite der Brücke noch nicht erreicht. Der von hinten nahende Streifenwagen tauchte rechts von ihnen auf und hielt sich neben dem Passat.
Bernandas Mielkos konnte nichts sehen.
Vor ihm war alles blau. Die grellen Blinklichter, die die winterliche Dunkelheit durchschnitten, blendeten ihn. Auf beiden Gegenfahrbahnen kam ihm ein Polizeiauto entgegen. Den Kastenwagen, der ihm eine Weile gefolgt war und dann die Sirenen eingeschaltet hatte, konnte er locker abhängen. Doch nun hatte dieser Unterstützung von zwei kleineren Fahrzeugen bekommen, deren Motoren mit Sicherheit mehr hergaben als dieser Schrotthaufen von einem Hyundai. Die Frage war: Würden sie auf der Brücke oder erst unten beim Verkehrskreisel wenden?
Noch konnte er es schaffen.
In dem Versuch, die Fahrer ebenfalls zu blenden, schaltete Bernandas das Fernlicht ein. Er legte den Schalter um und sah, wie das gelbe Licht seiner Scheinwerfer das Innere des ersten Polizeiautos in helles Licht tauchte. Obwohl das Gaspedal schon am tiefsten Punkt war, verlagerte er das ganze Körpergewicht darauf.
Er fuhr an den heulenden Sirenen vorbei. Sah die Blaulichter im Rückspiegel kleiner werden. In der langgestreckten Kurve am Ende der Brücke bremste er leicht herunter. Fuhr geradewegs in den Kreisverkehr.
«Verdammt!», zischte Kval. «Verlier ihn jetzt bloß nicht!»
Torp antwortete nicht. Er sah starr geradeaus. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie Kval seinen Sicherheitsgurt löste und die Rückenlehne langsam nach hinten schraubte.
«Was hast du vor?», fragte Torp.
«Das hätten wir schon machen sollen, bevor wir in den Wagen gestiegen sind», erwiderte Kval und kletterte nach hinten. Immer wieder warf Torp einen kurzen Blick in den Spiegel. Kval hing über der Lehne der Rückbank. Wühlte geräuschvoll im Kofferraum.
Das Auto raste die Ausfahrt hinunter und fuhr unter der Eisenbahnbrücke hindurch. Als er sich dem Kreisverkehr der St.-Croix-Kreuzung näherte, drosselte Torp das Tempo. Schaute nach rechts und nach links. Vier Autos hatten abwartend angehalten. Ein älterer Fiat stand mit verbeultem Heckflügel quer auf der Fahrbahn. Der Fahrer war ausgestiegen und zeigte in Richtung Zentrum. Torp blickte hoch. Sah zwei Rücklichter am Horizont verschwinden. Er nahm das Mikro aus der Halterung am Armaturenbrett.
«Null zwei, Sierra vier null.»
Er kannte die Männerstimme, die ihm aus der Einsatzzentrale antwortete.
«Wir verfolgen Bernandas Mielkos in dem gestohlenen Hyundai Richtung Fredrikstad Zentrum. Haben nur einen Wagen zur Unterstützung, der liegt ein ganzes Stück hinter uns. Fox zwei null will direkt zurück ins Revier. Sind noch Wagen frei?»
«Zwei Wagen sind zu euch unterwegs. Befinden sich noch in Seut und Begby.»
«Verstanden. Die in Begby sollen auf der Ostseite warten. Der Flüchtige kennt sich im Zentrum garantiert nicht aus, deshalb lässt sich nur schwer vorhersagen, wohin er fahren wird. Ich denke mal, er wird versuchen, die Straße wiederzufinden, auf der er gekommen ist, und dann zusehen, dass er es auf die E 6 schafft.»
Kval nahm wieder auf dem Beifahrersitz Platz. Er hatte zwei schusssichere Westen dabei. Die eine legte er vor sich in den Fußraum, die andere in seinen
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