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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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brauchst du im Notfall nur noch auf den Abzug zu drücken, okay?»
    Kval sah Torp besorgt an.
    «Ich weiß, wie das Ding funktioniert», bemerkte Torp lässig.
    «Das ist dein erster scharfer Einsatz, oder?»
    «Jepp.»
    «Eben. Also keine dummen Sprüche mehr, jetzt wird gemacht, was ich sage, verstanden?»
    Torp sah ihn aus den Augenwinkeln an. Kval schaute wieder nach vorn, während er gleichzeitig seine eigene Waffe für den Einsatz vorbereitete. Sein Blick war starr geradeaus gerichtet. Wie von selbst luden seine Hände die Pistole. Mit seiner Weste und der Waffe sah er kompakt und gefährlich aus – was unter anderem auch Sinn und Zweck dieser Ausrüstung war.
    «Okay», sagte Torp. Er musste sich eingestehen, dass Kval solche Einsätze in der Tat schon öfter mitgemacht hatte.
    Das Gummi am linken Hinterreifen des Hyundai wurde während der halsbrecherischen Fahrt immer mehr in Stücke gerissen. Sie fuhren am Friedhof in der Altstadt vorbei. Der Hyundai schien geradeaus über die Kreuzung zu wollen, auf halber Strecke riss der Fahrer den Wagen jedoch herum und bog nach links zur Kongstenhalle ab. Torp fuhr hinterher. Der Passat schlingerte. Kval saß angespannt da. Klammerte sich mit der rechten Hand an den Griff über der Tür, während die linke den Schaft der Pistole fest umschlossen hielt.
    Dann gabelte sich die Straße. Bernandas Mielkos bog nach links ab. Torp und Kval hängten sich an ihn dran. Als Torp in die Kurve fuhr, konnte er im Seitenfenster sehen, dass Verstärkung unterwegs war. Mit etwa hundert Metern Abstand folgten ihnen zwei Streifenwagen dicht hintereinander.
    Bernandas Mielkos blieb hinter einem Schneepflug hängen. Er setzte zum Überholen an, scherte jedoch wieder ein, als ihm ein Auto entgegenkam. Neuer Versuch. Torp sah, dass es ihm diesmal gelingen würde. Ganz klar.
    Bevor Bernandas den Hyundai an dem Schneepflug vorbeiziehen konnte, teilte sich die Straße um eine lange Verkehrsinsel. Mit heftig schlingerndem Heck lag er nun auf der entgegengesetzten Fahrbahn. Der Schneepflug wich so weit wie möglich zur Seite aus.
    Der Passat sauste vorbei.
    Ein Stück weiter vorn konnte Torp einen Lastzug sehen, der ihnen auf der Fahrbahn entgegenkam, auf der sich Bernandas Mielkos befand.
    Der Hyundai machte einen scharfen Haken nach rechts und schoss über die Verkehrsinsel. Schnee spritzte auf. Das Heck des Wagens hing in der Luft. Noch bevor die Erkenntnis bei Bernandas Mielkos angekommen war, hatte Torp es kommen sehen – nämlich dass es ihm nach dem Ritt über die schneebedeckte Betoninsel auf keinen Fall gelingen würde, die Kontrolle über sein Fahrzeug zurückzugewinnen.
    Das Heck des Hyundai schoss nach rechts. Sein Fahrer versuchte den Wagen wieder auszurichten, aber die physikalischen Gesetze hatten über den Ausgang längst entschieden.
    Bernandas Mielkos hatte die Kontrolle verloren.

Kapitel 56
    Anton stand vor dem Eingang zur Notaufnahme und schnappte frische Luft. Er gönnte Nils Jahr und Karl Skarvik ein paar Minuten unter vier Augen. Allmählich wurde ihm eins klar: Nils Jahr konnte man vermutlich nichts anderes vorwerfen, als dass er ein widerlicher, arroganter Vergewaltiger und Junkie war. Eine dunkelhaarige Krankenschwester, die Anton bis zur Brust reichte, lächelte ihm im Vorbeigehen zu und verschwand durch die Tür. Offenbar hatte sich die Nachricht vom Besuch der Kriminalpolizei bereits in der gesamten Notaufnahme herumgesprochen.
    Er ging ein paar Schritte über den Vorplatz des Krankenhauses. Vergrub die Hände in den Taschen und zog die Schultern hoch. Ein Taxi fuhr vor. Anton trat einen Schritt zur Seite, damit der Fahrer den alten Mann auf dem Beifahrersitz bis vor die Tür fahren konnte. Der Mann bezahlte, stieg mit ein paar Zetteln und einer Tüte in der Hand aus und bewegte sich langsam auf die Tür zu. Hob den Blick und sah Anton an. Nickte höflich, wenn nicht gar respektvoll. Dann blieb er stehen.
    «Entschuldigung», setzte der alte Mann an, «würden Sie …»
    «Oh», unterbrach ihn Anton. «Selbstverständlich.» Er machte drei große Schritte. Öffnete die Tür und hielt sie auf.
    «Vielen Dank, junger Mann. Hab meinen Arm ruiniert, verstehen Sie?» Der Alte hob den in einer Schlinge ruhenden rechten Arm leicht an. Am Finger trug er einen Ehering.
    Anton sah ihn den Korridor hinunter verschwinden. Als er um die Ecke bog, war er nur noch ein kleiner Punkt. Anton stellte sich seine Frau vor, die ihn wahrscheinlich ein Leben lang begleitet hatte. Die

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