Kälteeinbruch (German Edition)
Abgesehen davon war Karl von uns dreien am besten für Jahr geeignet. Er ist schließlich Spezialist für PTBS . Einer der Besten in ganz Norwegen. Posttraumatische Belastungs…»
«Ich weiß, was das heißt», unterbrach Anton ihn höflich.
«Ja, natürlich. Jedenfalls wurde Jahr so zu Karls Patient. Er hat ihn dann nach Fredrikstad mitgenommen.»
«Als einzigen Patienten?»
«Ja.»
«Ist das nicht etwas merkwürdig?»
«Tja, wir waren ja von Anfang an der Ansicht, dass Karl ihn nicht übernehmen müsse, zumal er sich zurückziehen wollte, aber Karl hat darauf bestanden, somit … na ja, so ist es jedenfalls gewesen.»
Anton bedankte sich für die Auskunft und legte auf.
Seit Kval die tödlichen Schüsse auf Bernandas Mielkos abgefeuert hatte, waren noch keine drei Stunden vergangen. Das Messer, das Torp unter dem Beifahrersitz gefunden hatte, war zur Analyse ins Labor nach Oslo geschickt worden. Als Kval Anton ein Foto davon gezeigt hatte, musste dieser widerstrebend einräumen, dass es sich dabei um die Tatwaffe handeln könnte, zumindest laut Obduktionsbericht, der besagte, Viggo Holm sei mit einem kleinen, zweischneidigen Messer getötet worden.
Wochenendliche Stille hatte sich über das Polizeirevier Sarpsborg gelegt. Anton und Kval saßen beide mit einem dampfenden Pappbecher Kaffee in der Kantine. Torp saß daneben und schlürfte Wasser mit Zitronengeschmack aus einer Flasche.
Kval wirkte bedrückt. Starrte wortlos auf die Tischplatte, auf die er mit dem Zeigefinger unsichtbare Kreise malte. Seine braune Anzugjacke hing über der Stuhllehne.
«Was für eine Woche», brach Torp das Schweigen.
«Mmh», erwiderte Anton.
«Seit Dienstag habe ich wieder mit dem Gedanken gespielt, es doch noch mal bei der Kripo zu versuchen», sagte Kval. Seine Stimme klang heiser. «Muss heute Abend zur Vernehmung. Jetzt werden sie mich wohl vom Dienst suspendieren.» Er richtete einen flehenden Blick auf Anton, in der Hoffnung, dieser möge sagen, dass es so weit nicht kommen würde.
«Vorübergehend vielleicht», antwortete Anton und nahm einen Schluck aus seinem Kaffeebecher. «Aber wenn man bedenkt, weshalb Mielkos gesucht wurde, ist es nicht verwunderlich, dass du geschossen hast. Ihr konntet ja nicht wissen, dass er keine Waffe in der Hand hatte. Ist eher verwunderlich, dass es keine war … Ich hätte auch geschossen.» Er klopfte Kval auf die Schulter. «Jetzt heißt es, drei oder vier Wochen die Ohren steifhalten, dann renkt sich alles wieder ein.»
Kval zwang sich zu einem Lächeln.
Zwei Uniformierte betraten die Kantine. Gingen zielstrebig auf den Tisch der Dreierrunde zu. Anton spürte, wie ihm warm wurde. Da war sie. Sie sah ihn an. Schien unsicher, ob sie lächeln sollte oder nicht. Das Resultat war ein Zwischending. Er hatte heute früh kein Wort mit ihr gewechselt, sondern sich aus dem Hotelzimmer gestohlen in der Annahme, sie fände allein hinaus.
«Gratuliere», sagten sie und ihr Kollege zu Torp und Kval.
Torp verzog den Mund zu einem riesigen Grinsen. «Danke.»
Kval hob kaum eine Augenbraue.
«Gut zu hören, dass euch beiden nichts passiert ist.» Sie ging zu Torp und umarmte ihn von hinten über die Schultern. «Wir wollten gerade in den Wagen steigen, als wir die Meldung erhalten haben, dass die Situation unter Kontrolle ist.» Sie wandte sich an Anton. «Und du? Alles klar?»
Anton schüttelte leicht den Arm, damit seine Uhr zum Handgelenk hinunterrutschte. Warf einen Blick darauf. «Ja. Und bei dir? Kater?»
Torp verschluckte sich beinahe an seinem Zitronenwasser. Er setzte abrupt die Flasche ab und blickte auf.
Sie wurde rot. «Ja, sorry. Ich hatte kaum was gegessen. War ein bisschen viel, das geb ich ja zu. Pläne für heute Abend?»
«Ja, eigentlich schon.»
«Okay …?»
«Ich fahre bald nach Oslo zurück.»
«Ich habe von heute Nachmittag bis Dienstagabend frei, falls du Lust hast, was zu unternehmen.»
«Fool me once, shame on you. Fool me twice, shame on me.»
«Was willst du damit sagen …?» Sie sah ihn verunsichert an.
Dann überlegte Anton es sich anders. Er könnte mit ihr morgen noch einmal einen Besuch im Gregers Grams Vei abstatten. Sie Elisabeth zeigen, damit sie mit eigenen Augen sah, wogegen sie ausgetauscht worden war. Ihm war klar, wie erbärmlich das war, aber in diesem Moment scherte es ihn nicht. Vielleicht würde das ihre Eifersucht wecken. Unabhängig davon wollte er Alexander wiedersehen.
«Vergiss es», sagte er schnell. «Wir können den
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