Kälteeinbruch (German Edition)
Abend auch gemeinsam in St. Hanshaugen totschlagen.»
«Oh gern», erwiderte sie mit einem zufriedenen Lächeln. «Und kein Wein heute Abend, versprochen.»
Anton sah ihr an, dass sie es nicht ernst meinte. Sie kicherte laut und verschwand mit ihrem Kollegen nach draußen.
Torp machte große Augen. «Was zum Geier …?»
Anton zwinkerte ihm zu. «Gestern Abend im Hotel ist allerhand vorgefallen, also hat sie bei mir übernachtet.»
«Machst du Witze?» Torp lehnte sich schwungvoll zurück. «Sag, dass du Witze machst.»
«Sah sie so aus, als würde ich Witze machen?»
«Das ist doch unglaublich. Wir beide haben uns schon jede Menge SMS geschickt, aber sie macht immer einen auf schüchtern. Antwortet vielleicht auf zwei von zehn.»
«Was heißt, dass eher du derjenige bist, der jede Menge SMS an sie geschickt hat», feixte Anton. «Höchste Eisenbahn für einen guten Tipp, Torpster. Räum das Feld für die Erwachsenen mit mehr Erfahrung. Sie gehört zu den Frauen, die richtige Männer wollen und keinen Spargeltarzan mit glattrasierter Brust.»
«Mir wird gleich schlecht.»
Kval ließ den Kopf immer noch hängen. Offenbar hatte er die Neuigkeit, die Torp derart aus der Fassung brachte, gar nicht mitbekommen.
«Ole», sagte Anton. «Findest du es nicht auch merkwürdig, dass Mielkos in nicht einmal einer Woche vom gemeinen Einbrecher zum dreifachen Mörder mutiert?»
«Nein», antwortete Kval, ohne aufzublicken. «Ganz und gar nicht. Wir wissen, dass er mindestens ein Kind ins Land geschmuggelt hat, das missbraucht werden sollte. Und dass Viggo Holm der Empfänger war. Irgendwas muss schiefgelaufen sein, als Mielkos das Geschäft bei Holm zum Abschluss bringen wollte. Allein die Tatsache, dass er sich auf diese Art von Kinderhandel einlässt, beweist, dass er auch zum Töten imstande war.» Er hob den Kopf. Sah abwechselnd Anton und Torp an. «Im Schotterwerk trifft er dann diesen anderen Ausländer und erschießt ihn mitsamt dem Kind.»
«Aber wieso?»
«Keine Ahnung», sagte Kval ruhig.
«Du weißt, Nils …»
«Nein, Anton, hör auf. Bitte.»
«Lass mich ausreden», sagte Anton schroff. «Bernandas Mielkos ist noch nicht die ganze Wahrheit. Mit Karl Skarvik würde ich auch noch gern ein paar Worte wechseln.»
«Und du meinst, sein Wagen ist dieses mysteriöse Karoauto, nur weil es diesen gemusterten Aufkleber hat?» Kval schnaubte abfällig.
«Das ist nicht das Karoauto, aber ich habe den Verdacht, dass zwischen Karl Skarvik und Nils Jahr noch eine weitere Verbindung besteht.»
Anton ließ den Satz im Raum hängen.
«Zwischen den beiden?», fragte Torp. «Wie meinst du das?»
«Ich habe nachgedacht.» Er stand auf.
«Und worüber?», seufzte Kval. «Sogar der Revierleiter ist zufrieden, dass wir dem Ganzen heute ein Ende bereitet haben. Alle sind zufrieden, nur du nicht.»
Anton überhörte die Kritik. «Lass uns später darüber sprechen, Ole. Ich würde es jedenfalls gern so machen. Ich werde ihm ein paar Tage geben. Karl Skarvik. Dann …»
«Dann was?», fragte Kval wütend.
Antons Handy vibrierte in der Tasche. Er fischte es heraus. Eine SMS von seinem Vater. Anton las sie durch:
Sind gerade gelandet. Mama jammert schon über die Hitze.
Das Bild darunter zeigte eine Palme aus der Froschperspektive, über der sich ein strahlend blauer Himmel wölbte.
Nachdem du für deinen alten Vater keine Zeit erübrigen konntest, will ich mal sehen, ob ich hier unten eine neue Uhr für dich finde. In einer der Buden am Strand. Papa.
Anton lachte in sich hinein und steckte das Handy zurück in die Tasche.
Er sah Kval an. Von seiner Vermutung bezüglich Karl Skarvik und Nils Jahr konnte er ihm noch nichts erzählen. Das wäre zu viel für ihn. Er hatte momentan genug anderes im Kopf. «Dann werde ich ihn mir vorknöpfen.» Er sah Torp an. «Fahr mich ins Hotel. Ich muss packen und zusehen, dass ich nach Hause komme, damit ich die Wohnung noch putzen kann, bevor sie kommt. Dort sieht’s gerade katastrophal aus. Am besten fährst du mich direkt nach Oslo, dann bleibt mir der Zug erspart. Und während ich packe, fährst du zum nächsten Laden und kaufst ein Paar Gummihandschuhe. Die gelben, du weißt schon.»
«Du hast nicht mal Gummihandschuhe?», spöttelte Torp lachend.
«Doch. Aber nur ein Paar, und die sind für mich. Du sollst schließlich auch nicht mit bloßen Händen schrubben müssen.»
Sechs Tage später
Freitag, 24 . Dezember
Kapitel 59
Vor der Villa im Gregers Grams Vei parkten vier
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