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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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zwischenmenschlicher Hinsicht dauerte es lange, bis die beiden den richtigen Ton fanden. Adam kam ursprünglich aus England, und der Leutnant konnte Briten nicht leiden – wofür er ihm nach wie vor eine gute Erklärung schuldig war. Doch ein Ereignis war grundlegend für ihre Freundschaft gewesen.
    Bei einem Aufklärungsauftrag entlang der angolanischen Grenze waren die beiden in einen Schusswechsel geraten, bei dem Adam in der linken Schulter, am Unterarm und im Schenkel getroffen wurde. Dem Leutnant war es gelungen, nicht nur die zahlenmäßig überlegenen feindlichen Soldaten zu besiegen, sondern auch seinen schwerverletzten Kameraden zu retten. Er hatte Adams Wunden mit den Hemden der getöteten Soldaten verbunden und ihn mehrere Tage und Nächte lang durch den von gegnerischen Patrouillen wimmelnden Dschungel getragen. Für seine Tat wurde dem Leutnant die goldene Ehrenmedaille der SADF verliehen.
    Als sie das Haus betraten, umarmte Mery sie beide. Sie war klug genug, nicht zu fragen, wie es ihnen ergangen war. Ihr war bewusst, dass der Leutnant und Adam Geschäften nachgingen, die jenseits des moralisch und juristisch Akzeptablen lagen.
    Mit seinen großen Händen umfasste der Leutnant die Greifringe des Rollstuhls und fuhr in sein Büro. Adam folgte ihm mit etwas Abstand.
    Sobald Adam die Bürotür hinter sich geschlossen hatte, sagte der Leutnant: «Der Anruf vorhin … Worum ging es da?»
    «Keine Ahnung. Wir sollen ihn auf einer sicheren Leitung zurückrufen.»
    «Rumänien …» Der Leutnant öffnete die oberste Schublade seines Schreibtischs und nahm das Satellitentelefon heraus. «Gibt es dort überhaupt zahlungskräftige Menschen?»
    «Ganz offensichtlich.» Er nahm das Telefon und wählte die Nummer. «Sonst wäre er wohl kaum an meine Nummer gekommen.» Nach dem vierten Klingeln nahm jemand ab. Es war dieselbe Stimme wie vorhin im Auto.
    «This is Adam Miller on behalf of Mr. Peter Jäckel. What can we do for you?»
    Adam Miller legte den Telefonhörer auf die Schulter und sagte: «Er will unbedingt mit dir sprechen.»
    «Stell laut», erwiderte der Leutnant. Adam legte das Satellitentelefon auf den Schreibtisch und schaltete den Lautsprecher an. «You’re on speaker.»
    «Mr. Jäckel?»
    «Yes.»
    «My name is Doskino.» Er wartete ab. Als ginge er davon aus, dass Peter Jäckel ihn mit einem eingängigen Werbeslogan bei seiner Ich-helf-dir-aus-der-Scheiße-Hotline willkommen heißen würde. Was aber nicht passierte. «Ich habe ein Problem», fuhr er daher fort, «und ein gemeinsamer Freund in Moskau hat mir gesagt, Sie könnten mir vielleicht helfen.»
    Peter Jäckel konnte sich nicht erinnern, seinen Namen schon einmal gehört zu haben.
    «Das wird Sie eine Stange Geld kosten.»
    «Darüber bin ich mir im Klaren.»
    «Genau das kann ich nur schwer glauben», erwiderte der Leutnant griesgrämig.
    Er konnte hören, dass der Mann Russe war. Der gemeinsame Freund, den er erwähnt hatte, war vermutlich eher ein Bekannter aus einem der russischen Syndikate. Ein Russe, der in Rumänien tätig war – der Leutnant begann zu ahnen, worauf das Ganze hinauslief.
    «Die Sache ist die: Einer meiner neuen Kuriere ist in Norwegen, um Waren an einen Norweger auszuliefern. Jetzt ist der Empfänger aber tot. Was egal ist, die Ware wurde im Voraus bezahlt. Das Problem ist nur, dass mein Mann sich weigert, das Zeug loszuwerden. Es zurück nach Litauen zu schaffen, wäre aber viel zu riskant. Ich habe nicht vor, länger in Bukarest zu bleiben, und es wäre schön, wenn ich mir um dieses … wie soll ich sagen … wandelnde Pulverfass mit Gepäck bei Ihnen da oben keine Sorgen mehr zu machen brauchte. Verstehen Sie …»
    «Ja», unterbrach ihn der Leutnant. Während Doskinos Monolog hatten sich seine Augenbrauen gehoben. Und sie waren immer noch oben.
    «Gut. Dann … wie viel wollen Sie, um meinen Mann und die Fracht aus dem Weg zu räumen?»
    «Da sind sie schief gewickelt. So läuft das bei mir nicht. Sie sagen, Ihr Kurier weigert sich, die Ware loszuwerden. Das sagt mir alles, was ich über Sie wissen muss. Sie haben offenbar keine Kontrolle, und mit so ahnungslosen Rindviechern wie Ihnen mache ich keine Geschäfte. Adieu.»
    Der Leutnant unterbrach die Verbindung. Sah Adam an und sagte: «So ein Clown.» Er packte das Satellitentelefon zurück in die Schublade. Legte den Kopf in den Nacken, bis es knackte, und schloss die Augen. «Hat Mery gesagt, wann das Abendessen fertig ist? Mein Hunger hat die kritische

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