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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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Grenze langsam erreicht, aber dem Geruch nach zu urteilen, lohnt sich das Warten.»
     
    In seinem eigenen Büro verfasste Adam Miller eine verschlüsselte E-Mail, die er nach Moskau schicken wollte. Er war neugierig geworden, wer dieser Trottel war, der den Leutnant und ihn für ordinäre Auftragskiller hielt.

Kapitel 11
    Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass Mörder häufig an den Ort ihres Verbrechens zurückkehren, um dem letzten Akt der Inszenierung beizuwohnen. Und dies war vermutlich auch der Grund, warum er die Umgebung instinktiv und systematisch nach prüfenden Blicken von Polizisten oder der am Rande eines Tatorts allgegenwärtigen Aasgeier absuchte. Niemand schien ihn hier hinten zu bemerken. Nicht einmal die Polizisten in seiner Nähe warfen einen Blick in seine Richtung.
    Er musste wissen, wie es sich von hier anfühlte. Alles so sehen wie die anderen. In der Menschenmenge nahm keiner von ihm Notiz. Außer den Journalisten hatte niemand eine Kamera, und die waren nicht daran interessiert, diesseits des Absperrbands zu fotografieren – sondern am Tatort dahinter. Auch von den Polizisten war keiner damit betraut worden, Bilder von den Zuschauern zu machen und sie später auf der Polizeiwache nach auffälligen Personen durchzusehen.
    Während er hinter zwei Jugendlichen stand, die sich bis zum Absperrband vorgewagt hatten und neugierig alles mitverfolgten, konnte er nicht sagen, was er empfand. Freude und Genugtuung, womit er gerechnet hatte, ließen auf sich warten. Die Wut, mit der er gestern Abend hierhergekommen war, hatte erst heute früh nachgelassen. Noch als er die Böschung hinter dem Haus hinuntergerannt war, nachdem er ihn umgebracht hatte, hatte er innerlich gekocht.
    Nach wie vor strömten Nachbarn von Viggo Holm herbei. Er studierte ihre Gesichter. Sie alle waren einzig und allein gekommen, um ihre perverse Neugier zu befriedigen, damit sie heute Abend beim Essen etwas zu erzählen hatten. Ein Journalist von
Verdens Gang
sprach mit einem Kollegen von
Aftenposten
über die Wohngegend. Beide waren in Begleitung eines Kameramanns.
    Zwei weiße Kastenwagen vom Typ Mercedes Sprinter kamen die Straße herauf. Er trat zur Seite. Beschattete sein Gesicht. Der vordere Wagen musste hupen, damit auch die anderen Schaulustigen den Weg freigaben. Ein junger Polizist, der seine Uniform mit einem Stolz trug, als handelte es sich um die Galauniform der amerikanischen Marine, eilte herbei und löste das Absperrband, damit die Wagen passieren konnten. Er blieb stehen und sah zu, wie einige der Neuankömmlinge die Hecktüren öffneten und weiße Overalls überstreiften. Wie sie Mundschutz anlegten und sich blaue Plastikhauben über Kopf und Schuhe zogen.
    Er bereute jetzt, dass er nichts zu ihm gesagt hatte. Vielleicht ließ die Genugtuung deshalb auf sich warten. Weil er Viggo Holm nicht hatte wissen lassen, wer er war, und vor allem, weshalb er gekommen war.

Kapitel 12
    Anton überquerte den schneebedeckten Vorplatz und schlitterte die rutschige Böschung hinter dem Haus hinunter. An der Hausecke hockte eine Kollegin von der Spurensicherung. Sie war so in ihre Arbeit vertieft, dass sie nicht aufblickte, als er vorbeiging. In dem Wäldchen unterhalb des Gartens sah Anton zwei weitere Gestalten in weißen Overalls. Aus dieser Entfernung waren sie unmöglich zu identifizieren, und er war sich auch nicht sicher, ob es sich um Techniker der Osloer Kripo handelt, oder ob sie zur Polizeidirektion Østfold gehörten. Beide bewegten sich langsam auf das Haus zu. So gingen normalerweise die Kriminaltechniker der Kripo vor. Sie fingen am Rand des Tatorts an und arbeiteten sich zu dem Opfer vor.
    Anton warf einen Blick durch die offene Kellertür. Gleich neben dem Eingang hing eine heruntergerissene Außenlampe. Hinter sich hörte er die raue Stimme von Sofie Prytz, der Leiterin der Spurensicherung, einer Hexe, mit der er noch nie auf einer Wellenlänge gelegen hatte. Und hätte er nicht gewusst, dass sie es war, hätte er angenommen, die Stimme gehörte einem Mann.
    «Anton!» Die Stimme kam aus dem Wäldchen.
    Anton drehte sich nicht um. Sagte nur kurz: «Ja …?»
    «Ja.»
    Dieses Ja kannte er nur zu gut, er hatte es schon oft gehört, zum allerersten Mal, kurz nachdem er in der Ermittlungsabteilung angefangen hatte. In der Annahme, die Spurensicherung sei mit ihren Untersuchungen bereits fertig, war er damals einfach in einen Tatort hineinmarschiert. Sie hatte ihn so zur Schnecke gemacht, dass er vor Wut schäumte.

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