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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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einen roten Gummiball, an dem zwei Gummiriemen befestigt waren. In rosa Buchstaben stand zu lesen:
Xtra small gagball – perfect for the petite girl next door
.
    Er wusste, was das war. In einem Sexschuppen in Vilnius, der eigentlich nur für die ganz Perversen da war, hatten die Mädchen einen solchen Ball im Mund und die Lederriemen eng um den Kopf gespannt. So konnten sie nicht sprechen und höchstens ein Gurgeln von sich geben. Bernandas starrte das perverse Spielzeug an. Drehte sich zu den Jungen um, die noch immer still auf dem Sofa saßen.
    Der Mann, dessen Name auf dem nun leeren Paket stand, hatte bekommen, was er verdient hatte.

Kapitel 15
    Anton betrachtete seinen leeren Teller. Besser gesagt, seinen fast leeren Teller. Ein kleines Stück Fisch und eine halbe Tomate waren noch übrig. Als Kval ihm das von seiner Frau vorbereitete Abendessen serviert hatte, hatte Anton die Nase gerümpft wie ein kleiner Junge. Tiefkühlkabeljau mit Tomaten.
    «Mmm!», sagte Kval und rülpste in sein Glas Pepsi Max. «Hat’s geschmeckt?»
    «Ja, lecker», log Anton. «Etwas gewöhnungsbedürftig vielleicht. Hab die Kartoffeln vermisst.»
    Kval wischte die Bemerkung mit einer Hand weg. «Daran gewöhnst du dich schnell. Du solltest es auch mal probieren. Die Low-Carb-Diät ist nicht nur was für Leute, die abnehmen wollen, sondern auch eine Frage des Lebensstils.»
    Kval redete, als bekäme er für jeden Abnehmwilligen, den er überzeugte, eine Prämie.
    Anton stand auf und ging mit seinem Teller in die Küche. Kippte die Reste in den Müll und stellte den Teller in die Spülmaschine.
    Die Küche machte den Eindruck, als wäre sie nie ganz ordentlich. Auf der Küchenzeile lagen ein paar lose Blätter. Daneben stand eine Schüssel, die anscheinend einzig und allein dazu bestimmt war, Krimskrams aufzubewahren. Sie war bis zum Rand mit Notizzetteln, Vitamintabletten, einem kleinen Block, vier Kugelschreibern – allesamt blau – und Rechnungen gefüllt. Zuoberst lag ein Kärtchen mit einem Arzttermin für Unni Kval. An der Wand zum Wohnzimmer hing ein Weinregal, in dem neun Flaschen Platz hatten, das jedoch nur vier enthielt. Kval stellte sich davor.
    «Rot oder Weiß?», fragte er. «Tja, wir haben ja gerade Fisch gegessen, dann bekommst du einen Weißen.»
    Bier, dachte Anton.
    Sie setzten sich ins Wohnzimmer. Kval schaltete den Fernseher ein und stellte den Ton ganz leise. Er schenkte Anton ein und begnügte sich selbst mit einem weiteren Glas Pepsi Max. Bei dem Geruch verzog Anton das Gesicht, aber nach einem halben Glas hatte sich seine Zunge an die Säure gewöhnt. Die Wohnzimmerwand hing voll mit Bildern von Ole Kvals einzigem Sohn, eines zeigte ein Zwillingspaar von drei oder vier Jahren.
    «Wer ist das?», wollte Anton wissen und zeigte auf die Zwillinge.
    «Das sind die zwei Jüngsten von Unnis Bruder.» Kval ließ den Blick zu den Fotos seines Sohnes wandern. «Erinnerst du dich?» Fragend sah er Anton an.
    Anton war an der Suche nach Kvals vermisstem Sohn nicht beteiligt gewesen, erinnerte sich jedoch, dass der Fall vor drei Jahren monatelang die Nachrichten beherrscht hatte. Anton nickte. «Immer noch nichts Neues?»
    Kval schüttelte düster den Kopf. «Nein. Eine Weile habe ich versucht, mich mit der Vorstellung zu trösten, dass er irgendwo in Mexiko am Strand sitzt und Gras raucht. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum es mir den Boden nicht so vollständig unter den Füßen weggezogen hat wie Unni. Sie war von Anfang an davon überzeugt, dass er nicht mehr lebt.»
    «Vielleicht täte es dir auch gut, mit jemandem darüber zu reden», sagte Anton in der Hoffnung, dass er Kval damit zum Schweigen bringen konnte. Er mochte das Thema nicht. Seine Schultern waren einfach nicht dafür geschaffen, dass man sich an ihnen ausweinte.
    «Ach was», schnaubte Kval. «Das hab ich probiert. Bin zu so einem Quacksalber in Moss gegangen. Totaler Idiot. Die wollen dir doch nur das Geld aus der Tasche ziehen. Mehr, mehr, mehr. Aber bei Unni funktioniert’s wohl besser.»
    «So?»
    «Ja. Sie hat einen Therapeuten, zu dem sie jede Woche hingeht. Kann nicht behaupten, dass ich was davon merke, abgesehen von den Rechnungen natürlich.» Voller Abscheu blickte er Anton an. «Aus psychischen Problemen werden da finanzielle.» Er schüttelte frustriert den Kopf. «Achthundert Kronen nimmt der in der Stunde. Achthundert! Und dabei ist es nicht mal eine volle Stunde, knappe 45  Minuten.» Kval spuckte Anton die Worte

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