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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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Ging langsam zum Schalter und blieb dort stehen. Die breite Stirn hatte ihn noch nicht bemerkt. Polizisten waren also doch nicht immer wachsam. Dieser hier zumindest nicht.
    Anton klatschte mit der Hand so fest gegen die Glasscheibe, dass sie vibrierte. Der junge Polizist machte einen kleinen Satz auf seinem Stuhl und blickte unwirsch auf. Dann entspannten sich seine Züge, und sein Gesicht zeigte eine Freude, wie man sie sonst nur bei Kindern sieht, die gerade ein Spielzeug auspacken, das sie sich lange gewünscht haben.
    Der Polizist schob die Scheibe zur Seite und strahlte von einem Ohr zum anderen: «Anton!»
    «So ist es, Torp, ich höchstselbst. Die Legende in Person.»
    «Ist ja Ewigkeiten her!» Magnus Torps Stimme klang einen Tick höher als beabsichtigt. «Ich hab in den letzten Monaten versucht, dich zu erreichen.»
    «Wirklich? Hab mein Handy verloren.» Anton blickte ausweichend zu der Frau im Hidschab hinter sich und fuhr fort: «Lasse es dauernd irgendwo liegen.» Dann sah er Torp wieder an. «Rechnung nicht bezahlt. Du weißt ja, wie das ist.» Er klopfte Torp auf die Schulterklappen. «Sieh an, du hast ja Sterne auf den Schultern. Bist kein Student mehr. Wer hätte das gedacht?»
    Magnus Torp grinste. «So schwierig war’s nun auch wieder nicht.»
    Anton runzelte die Stirn. «Hat das jemand behauptet?» Er stützte den Ellbogen auf den Tresen und legte das Kinn in die Hand. «Und sogar auf Anhieb einen Job gefunden.»
    «Ich hab mich schon tausendmal bei dir bedankt, kann’s aber gern noch mal tun. Danke.»
    «Tja, mein Name öffnet viele Türen. Dass du den Job tatsächlich bekommen hast, sagt aber mehr über die Polizeidirektion Østfold aus als über dich – oder mich, wenn wir schon dabei sind. Jetzt besteht kein Zweifel mehr: Die Polizeidirektion Østfold ist eine Institution zur Wiedereingliederung beruflich schwer vermittelbarer Subjekte.» Er lächelte Torp verschmitzt zu. «Schön, dich wiederzusehen. Wieso sitzt du hinter dieser Scheibe und nimmst Anzeigen entgegen? Hast du dich noch nicht für den Außendienst empfohlen? Lassen sie dich nicht mit Blaulicht und Sirene fahren?»
    «Pflichtdienst …» Torp rollte mit den Augen. «Muss ein Jahr in der Zentrale absitzen.» Er streckte den Kopf durch die Scheibe und flüsterte: «Das ist so was von langweilig.»
    «Nein, eine geistige Herausforderung ist das wirklich nicht, eigentlich genau das Richtige für dich.»
    «Ha, ha.» Er zog den Kopf wieder ein. «Hab gehört, dass jemand von der Kripo kommt, cool, dass sie dich schicken.»
    «Ja, verdammt cool … Freu mich drauf, wieder mit Kval zusammenzuarbeiten.»
    «Kval? Kennt ihr euch?»
    «Er hat mal ein Jahr bei der Kripo gearbeitet. Tüchtig und knallhart.»
    «Und warum ist er nicht mehr bei euch?»
    «Er wollte zurück nach Sarpsborg.»
    «Er wollte zurück nach Sarpsborg …? Ja, so sind sie, die alten Polizisten. Wollen lieber bei der Schutzpolizei daheim arbeiten.»
    «
So
alt ist er nun auch wieder nicht.»
    «Ende fünfzig?»
    «Er ist drei Jahre älter als ich.»
    «Ups … Bist du nicht im Mai dreiundvierzig geworden?»
    «Du machst mir Angst. Ich hab seit dem Gymnasium keinen Stalker mehr erlebt. Der damals war anderthalb Meter groß, mindestens genauso breit und weiblich.»
    Torp wurde rot. Polizeikommissar Kval kam aus der Tür der Zentrale und gesellte sich zu Anton.
    «Was ist hier los?», fragte Anton und sah Kval dabei an. Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: «Hier parkt ihr einen Kollegen von neunzig Kilo und nennt das
Pflichtdienst
. Einen, der gerade mit der Ausbildung fertig ist und nichts lieber tun würde, als Banditen zu jagen.» Seine Stimme wurde jetzt lauter: «Stattdessen schickt ihr zwei Weibsbilder auf Streife, die zusammen neunzig Kilo auf die Waage bringen?» Er hielt einen Zeigefinger hoch. «Ich möchte betonen, dass ich nichts gegen Frauen bei der Polizei habe, aber verdammt, du weißt, was ich meine?»
    Kval schenkte Anton ein entwaffnendes Lächeln. «Ich versteh dich gut. Das hat sich hier im Haus so eingebürgert.»
    «Beim Militär wäre der junge Mann, den du hier vor dir siehst, der geborene General. Es ist doch nicht euer Ernst, dass er hier ein Jahr lang sitzen soll? Dann nehm ich ihn lieber mit nach Bryn, wenn ich hier fertig bin.»
    «War nicht meine Entscheidung, Anton», erwiderte Kval zaghaft. Seine Kinnpartie zuckte. «Da ist nicht viel zu machen.»
    Anton sah Torp an. «Zieh die Uniform aus. Du kommst mit uns.»
    «Anton», Kval

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