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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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auf sich gestellt, ohne einen einzigen Verbündeten in der Fremde.
    Scheiße, dachte Doskino, an seiner Stelle würde er vermutlich ebenfalls singen. Sollte Bernandas bei der Polizei auspacken, würde das für internationale Schlagzeilen sorgen, was wiederum zur Folge hätte, dass Spezialeinheiten unter anderem diesen Laden hier stürmen würden.
    Ivan kam durch den Raum auf ihn zu. Er würdigte die Stripperin keines Blickes. Er hatte sie schon allzu oft und aus allen erdenklichen Perspektiven gesehen. Mit einem Glas Eiswasser in der Hand setzte er sich zu Doskino aufs Sofa. In der anderen hielt er ein Zippo, das er unablässig auf- und zuschnappen ließ, was ein nervtötendes Klicken erzeugte.
    «Leg das Ding weg», sagte Doskino.
    Das Feuerzeug verschwand in Ivans Tasche. Er nahm einen großen Schluck aus seinem Glas. «Tut mir leid, dass ich zu spät komme, aber einem der Mädchen geht’s nicht gut.»
    Doskino runzelte die Stirn. «Welchem?»
    «Anna.»
    «Sie hat später nach ihrem Auftritt noch einen wichtigen Kunden.»
    «Ich weiß.»
    «Und was fehlt ihr?»
    Ivan zuckte mit den Achseln. «Sie sagt, ihr tut’s da weh …» Er nickte in Richtung seines Schrittes.
    «Schon wieder?»
    «Hm. Das sollte sich vielleicht mal ein Arzt angucken. War ganz schön rot und wund da unten.»
    «Solange sie sich auf allen vieren halten kann, wird sie arbeiten.»
    «Das hab ich ihr auch gesagt.»
    «Ich fahr heute Nachmittag nach Vilnius. Und du kommst mit.» Er sah Ivan in die Augen, damit dieser begriff, dass er es ernst meinte. «Dieser Bernandas …»
    Ivan grinste. «Ist die Sache noch nicht erledigt?»
    «Seh ich so aus, als hätte ich Grund zur Freude?»
    Ivans Gesicht wurde ernst. «Was hast du vor?»
    «Ich verlass mich lieber nicht darauf, dass der nicht auspackt. Hab mir schon überlegt, wie wir ihn davon abhalten können. Wir brauchen ein Druckmittel.»
    «Und was soll das sein? Der Kerl ist doch am Arsch der Welt.»
    «Seine Schwester. Bin noch nicht entschieden, wie wir es anstellen sollen, ich weiß nur, dass wir sie uns zunutze machen müssen. Studiert an der Universität in Vilnius. Ich hoffe, dir ist klar, was du zu tun hast?»
    Die Stripperin, die noch vor kurzem auf der Bühne gestanden hatte, trug wieder einen Slip. Oben ohne schlenderte sie zu ihnen an den Tisch.
    Ivan machte eine Faust und streckte Daumen und Zeigefinger aus. Hielt sich die Hand wie eine Pistole an den Kopf und sah Doskino fragend an.
    Doskino schüttelte den Kopf. «Erst mal nicht.»
    Die Stripperin stellte sich neben Doskino. Behutsam streichelte er ihre rechte Brust und kniff sie sanft in die Brustwarze.
    «Gute Show.»
    «Danke», sagte sie und legte die Hand auf ihren flachen Bauch.
    Doskino wandte sich an Ivan: «Sie hat heute Geburtstag. Du könntest ruhig ein bisschen höflicher sein.»
    Ivan zwang sich zu einem Lächeln. «Gratuliere. Wie alt bist du geworden?»
    «Sechzehn», sagte sie ohne die geringste Regung. «Ich hab Bauchschmerzen.»
    «Was?», knurrte Doskino und stand auf. «Kann ich nicht mal ein paar Tage weg sein, ohne dass gleich alle krank werden?»

Kapitel 18
    Adam Miller stand oben in der Scheune und sah aus dem Fenster, das zum Wald und zum Hundezwinger ging. Der siebenjährige Boerboel, der normalerweise Tag und Nacht auf dem fünfzig Quadratmeter großen, eingezäunten Hof zubrachte, lag neben ihm in der Ecke und fixierte seinen Besitzer. Zumindest einen der beiden. Auf dem Papier gehörte der Hund zwar dem Leutnant, aber aus naheliegenden Gründen verbrachte Adam wesentlich mehr Zeit mit ihm. Adam sah auf die Uhr. 10 :38 . Moskau war ihnen zwei Stunden voraus.
    Er lehnte sich an den Fensterrahmen. Sein Blick schweifte zu den Bäumen, die in dichten, kalten Nebel gehüllt waren. Er schloss die Augen und dachte an früher. An England. An Afrika. An seine drei Kinder, die schon nichts mit ihm zu tun haben wollten, als sie noch klein waren, woran sich bis heute nichts geändert hatte. Dennoch konnte er zufrieden sein. Wäre er nicht nach Südafrika gegangen, wäre er höchstwahrscheinlich nicht mehr am Leben. Damals, vor über dreißig Jahren in Portsmouth, hatte er bereits mit einem Bein im Grab gestanden.
    In den siebziger Jahren war er ein gefürchteter Boxer gewesen, mit zweiundzwanzig wurde er britischer Meister im Schwergewicht. Experten sagten ihm eine internationale Karriere voraus. Doch Adam fand vor allem an den Früchten des Ruhms Geschmack: an Geld und an Frauen. Als er fünfundzwanzig war, verließ

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