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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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bei mir zu Hause», sagte Anton und zog die Hand wieder zurück. «Und bei mir kommt niemand vorbei. Wer weiß, wofür er diese Marion Finess gebraucht hat. Staubwischen tut sie jedenfalls nicht.» Er klopfte sich den Staub ab und ging zum letzten Regal. «Hast du sie schon gesehen, Kval?» Anton setzte seinen Fuß auf das Regalbrett.
    «Nein, worauf willst du hinaus?»
    «Ob sie hübsch ist», kam es von Torp.
    «Da siehst du’s, Kval. Der Knabe ist blitzgescheit. Den hast nicht mal du kapiert.» Anton zog sich hoch. Staub rieselte ihm ins Gesicht. Seine Hand glitt weiter. Keinerlei Geheimnisse auf dem Regal. Er ging wieder zum Schreibtisch. Schob die Papiere beiseite. Blätterte sie rasch durch. Bei den korrigierten Klassenarbeiten fiel Anton auf, dass Viggo Holms Rotstift bei den Jungen wesentlich häufiger zum Einsatz gekommen war als bei den Mädchen. Manche Dinge änderten sich nie. Er hob die Tastatur hoch und guckte darunter. Nichts. Als er sie wieder hinstellen wollte, löste sich ein gelber Post-it-Zettel von der Unterseite der Tastatur und segelte wie eine Feder durch die Luft. Anton fing den Zettel auf. Der Klebestreifen war schmutzig. Zwei achtstellige Telefonnummern standen dort untereinander. Vor beiden Nummern befanden sich drei kleine Sternchen. Neben der unteren Nummer stand: 13 . Dez. 2400 .
    «Worüber denkst du nach?», fragte Kval nach einer Weile.
    «Dreizehnter Dezember», sagte Anton langsam, «der mutmaßliche Tatzeitpunkt. Beide Nummern beginnen mit einer Sechs.» Er ging zum Sofa und setzte sich. Legte den Zettel auf den Tisch und seinen Zeigefinger daneben. In Norwegen gibt es keine Handynummern, die mit einer Sechs beginnen.»
    «Könnten ja Festnetznummern sein», warf Torp ein.
    «Wer hat denn heute noch Festnetztelefon?»
    «Ich», sagte Kval.
    «So oder so», fuhr Anton fort, «ich vermute, dass die Sterne für eine dreistellige Ländervorwahl stehen.» Er sah hoch zu Kval. «Er wurde am dreizehnten Dezember getötet.» Anton zeigte auf den Tisch. «Sieh zu, was du über die Nummern rausfinden kannst.» Er erhob sich vom Sofa. «Wir drehen hier noch eine Runde, dann wollen wir uns bei den Leuten hinter dem Wäldchen umhören.» Anton nickte zum Garten.
    «Die Kollegen von der Schutzpolizei haben schon alle befragt», sagte Kval.
    «Und exakt aus diesem Grund machen wir es noch mal.»

Kapitel 17 Bukarest, Rumänien
    Ein nacktes Mädchen schlang sich im Takt des hämmernden Rhythmus um die Eisenstange. Warf einer Gruppe von Männern, die sich vor der ovalen Bühne auf Stühlen niedergelassen hatten, verspielte und berechnende Blicke zu. Einer hatte seine Jacke diskret über den Schoß gelegt. Sie stellte sich vor den Schmucksten in der Runde und drehte sich um. Ging auf alle viere und ließ ihren Po vor seinem Gesicht zucken. Er faltete einen Geldschein und schob die Hand zwischen ihren Beinen hindurch. Sie schnappte sich den Schein aus seiner Hand. Langsam zog er den Arm zurück, jedoch nicht, ohne sie dabei im Schritt zu streifen. Sie sah ihn böse über die Schulter an, dann ging ihr Blick zu Doskino, der zurückgelehnt auf einem Sofa an der Wand saß und die Show verfolgte. Sie stand auf und legte den Schein neben ihren Slip und den BH , die sie auf der Bühne ausgezogen hatte.
    Mit krummem, sehnigem Zeigefinger hielt Doskino den Henkel einer Kaffeetasse fest. Vorsichtig blies er in die heiße Tasse. Seine goldene Armbanduhr glitzerte, sobald sie von den Lichtreflexionen der Discokugel getroffen wurde. Er blickte zu dem Rausschmeißer, einem Bären von einem Mann, der neben der Tür stand, und zeigte auf den Grapscher. Der Türsteher durchquerte langsam den Raum. Schob Stühle beiseite. Wie ein Bulldozer bahnte er sich seinen Weg. Dann packte er den übergriffigen, wenn auch spendablen Herrn an Nacken und Oberarm und eskortierte ihn hinaus. Die Mädchen anzufassen war dem Mann vorbehalten, dem der Laden gehörte.
    Doskino hatte noch immer nichts von Arturas gehört, wusste nicht, wann mit seiner Ankunft in Norwegen zu rechnen war. Bernandas war zwar mit allen Wassern gewaschen, aber bei einem Ding dieser Größenordnung war er noch nie dabei gewesen, und er hatte bereits bewiesen, dass er der Sache nicht gewachsen war. Mit jeder Stunde, die verging, stieg die Gefahr, dass er einknickte. Schlimmstenfalls hielt ihn die Polizei an – ob zufällig oder nicht –, und er erzählte ihnen alles. Das würde er tun. Wenn eines sicher war, dann dass Bernandas singen würde. Einsam und

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