Kaelter als dein Grab
dem Gedanken daran verzog er das Gesicht. „Ich erhielt eine Disziplinarstrafe und hätte beinahe meinen Job verloren. Ich habe sowieso nicht viele Punkte bei der Agency gemacht und schätze mal, dass das der Anfang vom Ende meiner Karriere war.“
„Es tut mir leid, dass das so gelaufen ist. Nur wegen mir.“
„Wegen Rasmussen. Nicht wegen dir.“
„Sieht so aus, als hätten wir beide einen Preis zahlen müssen.“
Zum ersten Mal sah sie ihn an, als ob sie zumindest in Erwägung zog, dass er die Wahrheit sagte. Als ob sie ihm glauben wollte. Ihm verzeihen wollte.
Das war alles, was er brauchte. Jakes Selbstbeherrschung fiel in sich zusammen. Er zog sie an sich. Ein Stöhnen entfuhr ihm, als er die weichen Kurven ihres Körpers an dem seinen spürte. Seit er sie in der Badewanne gesehenhatte, war er schon den ganzen Abend immer wieder erregt gewesen. Doch nun, da er sie fest an sich presste, ihre Wärme spürte und den süßen Duft ihrer Haut einsog, prickelte jedes Nervenende in seinem Körper vor Erwartung.
Sie keuchte auf, als seine Hände durch ihr Haar fuhren. Er staunte, wie seidig es sich zwischen seinen Fingern anfühlte. Er hörte ihr leises Stöhnen und wusste, dass sie mindestens ebenso erregt war wie er. Er hätte schwören können, dass die Raumtemperatur um zehn Grad gestiegen war.
Eine Art Elektrizität schien sie zu verbinden, als er mit seinen Lippen ihren Mund berührte. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit er sie das letzte Mal geküsst hatte, doch der jetzige Kuss war Entschädigung für jeden qualvollen Moment dieser langen Wartezeit. Sie unternahm einen halbherzigen Versuch, ihr Gesicht abzuwenden, doch er folgte ihr und nahm ihren Mund wieder in Besitz. Dieses Mal ließ sie ihn gewähren.
Er hatte nicht damit gerechnet, dass sich die Dinge so entwickeln würden. Er hatte sich selbst versprochen, dass es ihm genügen würde, wenn er sie davon überzeugen konnte, sie nicht benutzt zu haben. Doch als er sie berührt und dann geküsst hatte, konnte Jake einfach nicht wieder aufhören. So war es schon immer zwischen ihnen gewesen.
Er hätte wissen sollen, dass sie wieder zur Besinnung kommen würde.
Ohne Vorwarnung entzog sie sich ihm und setzte sich auf. Einige endlose Sekunden starrten sie einander nur an.Dann richtete Jake sich auf und fuhr sich mit der Hand über den Kiefer. „Es tut mir leid“, sagte er. „Ich hätte das nicht tun sollen.“
Leigh sah ihn nicht an. Sie hatte die Decke um sich geschlungen, als ob es sie vor ihm schützen würde. Sie blickte überallhin, nur nicht in seine Augen. „Du hättest eine Menge Dinge nicht tun sollen.“
„Irgendwann werden wir darüber sprechen müssen, was das zwischen uns ist“, entgegnete Jake. „Es wird nicht einfach verschwinden.“
Leigh schlang die Arme um sich, als ob sie plötzlich frösteln würde. „Wer zweimal auf den gleichen Trick hereinfällt, ist selber schuld.“ Sie sah ihn direkt an. „Ich werde nicht zulassen, dass du mir noch einmal wehtust, Jake.“
Bevor er antworten konnte, wandte sie sich ab und ging hinüber zum Kamin, wo sie sich hinsetzte und in die Flammen starrte.
Leigh wusste nicht genau, was sie geweckt hatte. Gerade hatte sie noch in einem erschöpften Schlummer auf der Seite gelegen. Im nächsten Moment war sie hellwach.
Sie setzte sich auf, schlang die Decke um die Schultern und sah sich um. In dem gedämpften Licht, das durch das Fenster fiel, erblickte sie Jake. Er lag nur einen halben Meter vor dem dickbauchigen Ofen. Sie hörte sein rhythmisches Atmen – ein Geräusch, das sie beruhigte. Das Holz im Kamin war zu Asche hinuntergebrannt und der Raumso kalt, dass ihr Atem weiße Wölkchen vor ihrem Mund bildete.
Um Jake nicht zu wecken, stand sie vorsichtig auf und tapste zu dem Holzstapel, den er an der Tür errichtet hatte. Wenn sie schon nicht schlafen konnte, wollte sie wenigstens das Feuer in Gang halten. Das war das Mindeste, was sie tun konnte. Sie nahm zwei Scheite und ging Richtung Kamin. Durch das Fenster sah sie, dass es draußen noch immer schneite.
Als ein Schatten an dem Fenster vorbeihuschte, zuckte Leigh zusammen und hätte fast das Holz hinunterfallen lassen. Sie zitterte am ganzen Körper, legte die Scheite zu Boden und lief zu Jake.
„Jake“, flüsterte sie.
Im nächsten Augenblick war er auf den Beinen, seine Waffe in der Hand. „Was ist los?“
„Ich habe jemanden draußen vor dem Fenster gesehen.“
Er legte den Finger auf die Lippen, schlich auf
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