Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaelter als dein Grab

Kaelter als dein Grab

Titel: Kaelter als dein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
Vom Netzwerk:
Überführung Rasmussens benutzt zu haben. Doch nicht einmal das Wissen um all diese Dinge konnte verhindern, dass ihre körperliche Nähe eine qualvolle Sehnsucht in ihm weckte.
    „Wie konnten sie entkommen?“
    Obwohl er die Frage betont ruhig stellte, war Ian Rasmussen Lichtjahre davon entfernt, ruhig zu sein.
    „Der Plan sah vor, dass wir zuschlagen, wenn sie schlafen, und sie so zu überraschen.“ Derrick LeValley zuckte mit den Schultern. „Sie sind durch die Hintertür entkommen und haben es irgendwie zur Nachbarfarm geschafft.“ „Sind sie zu Fuß geflohen?“
    „Sie haben einen Wagen gestohlen.“
    „Ihr hättet sie umzingeln sollen.“
    „Wir haben das Haus gestürmt. Der Plan sah vor, sie rasch zu überwältigen …“
    „Ich habe Ihre Ausflüchte satt.“ Rasmussen schüttelte verärgert den Kopf. „Ich toleriere kein Versagen.“
    „Wir kriegen sie, Mr Rasmussen. Vanderpol mag gut sein, doch er kann uns nicht viel länger entkommen.“
    „Je länger ich mich auf diesem Kontinent aufhalte, desto größer ist das Risiko, dass ich von der Polizei gefasst werde.“ Rasmussen knirschte mit den Zähnen. „Ich werde nicht ins Gefängnis zurückgehen. Und ich werde das Land nicht verlassen, bevor ich mich um die beiden gekümmert habe.“
    „Ich kann Ihnen versichern, wir werden …“ Rasmussen schnitt ihm mit einer entschiedenen Handbewegung das Wort ab. Er hatte das Gerede satt, die Versprechen, die dann doch nicht eingehalten wurden. Was noch wichtiger war: Er hatte es satt, auf der Flucht zu sein. Ähnlich wie das Gefängnis, dem er gerade entkommen war, vertrug sich die Flucht nicht mit dem Lebensstil, den er gewohnt war. Ursprünglich hatte er geplant, sich jetzt schon in seiner geheimen Villa an der Küste Marokkos zu befinden. Doch wegen Leigh Michaels und Jake Vanderpol hatte er seine Pläne ändern müssen.
    „Haben Sie vielleicht eine entfernte Idee, wo die beiden sind?“, fragte er.
    „Wir wissen, dass sie sich in Missouri aufhalten. Vielleicht Illinois.“
    Er wandte sich von LeValley ab und ging zum Fenster, wo er auf die schneebedeckte Straße hinuntersah. In derNacht war es ihm gelungen, die Grenze nach Kanada zu überqueren. Es hatte ihn zwanzigtausend Dollar gekostet, doch dafür hatte der Grenzbeamte sie passieren lassen. Ian hätte den Hurensohn umbringen können, weil er ihm so viel abgeknöpft hatte. Doch er hatte keine Aufmerksamkeit auf sich lenken wollen. Eine Gelegenheit zur Rache würde sich später finden.
    Er ging hinüber zum Tisch und goss sich Tee in die erlesene Wedgwood-Tasse. Das King Edward Hotel war eines der besten in Toronto. Doch er hatte kein Auge für das feine Porzellan oder die eleganten Möbel. Ihn beschäftigte nur, dass er Leigh Michaels und diesen Bastard Vanderpol in seine Gewalt bringen musste. Er musste diese Sache einfach erledigen. Er konnte nicht in dem Wissen verschwinden, dass die beiden zusammen waren. In dem Wissen, dass Leigh ihn nicht nur einmal, sondern sogar zweimal verraten hatte. Dass sie hinter seinem Rücken über ihn lachten …
    Der Gedanke daran ließ eine solche Wut in ihm aufsteigen, dass ihm alles vor seinen Augen verschwamm. Er schleuderte Tasse samt Untertasse quer durch den Raum. „Ich will, dass sie gefasst werden! Und ich will, dass das schon gestern erledigt ist. Der Nächste, der versagt, stirbt.“ Er drehte sich zu LeValley. „Ist das klar?“
    LeValley trat unbehaglich von einem Bein aufs andere. „Glasklar.“
    Eine Minute voller Anspannung verstrich. LeValley räusperte sich und deutete auf das Handy, das er an diesemMorgen gekauft hatte. „Unser Kontaktmann bei der Telefongesellschaft steht bereit.“
    „Ich werde anrufen.“ Rasmussen starrte seinen Untergebenen eindringlich an. „Verlassen Sie sich nicht allein auf diese Spur, um sie zu finden. Ich möchte, dass Sie so viel wie möglich über die beiden in Erfahrung bringen. Finden Sie heraus, wer ihre Freunde sind. Wo ihre Familien leben. Wo sie hingehen könnten. Tun Sie, was auch immer nötig ist. Scheuen Sie keine Umstände und Kosten. Ich will, dass sie gefunden werden.“
    „Sie werden uns nicht wieder entkommen.“
    „Das glaube ich erst, wenn ich Jake Vanderpols Blut an meinen Händen habe.“
    Leigh wusste nicht, wie es ihr gelungen war einzuschlafen. Es war viel zu kalt, um irgendetwas anderes zu tun, als zu zittern. Doch irgendwie war sie eingedöst. Sie träumte gerade von Jake, als das Klingeln ihres Handys sie plötzlich weckte.

Weitere Kostenlose Bücher