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Kaelter als dein Grab

Kaelter als dein Grab

Titel: Kaelter als dein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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untertauchen sollten.“
    „Ich bin sechs Jahre lang untergetaucht, Jake.“ Frustriert und nervös stand Leigh auf und ging zu dem kleinen Bullauge. Der Hafen lag ruhig und verlassen da, während es weiterhin schneite. Die ganze Szenerie hätte friedlich wirken sollen, doch das tat sie nicht. „Ich habe es satt, ständig über die Schulter schauen zu müssen, ob mich jemand verfolgt.“
    „Ich weiß, dass es hart ist“, erwiderte er.
    „Ich will mein Leben zurück.“
    Sie hörte, dass Jake aufstand. Anspannung machte sich in ihr breit, als er zu ihr trat und ihr eine Hand auf die Schulter legte. Wie leicht wäre es, sich umzudrehen und in seinen kräftigen Armen Schutz und Trost zu finden. Doch nach Rasmussen – nach Jake – hatte Leigh sich geschworen, keine weiteren Fehler zu begehen.
    Sie entspannte sich ein wenig, als Jake ihr das Glas Weinreichte, das sie auf dem Tisch hatte stehen lassen. „Ich weiß, dass es hart ist, aber versuch, geduldig zu sein“, sagte er.
    „Ich habe es satt, geduldig zu sein. Und ständig Angst zu haben. Und ich habe es satt, alle paar Monate aufs Neue umziehen zu müssen.“ Sie wandte sich ihm zu, wobei sie das Glas Wein auf den Tisch stellte. „Wir müssen ihn aufhalten.“
    „Wir haben im Moment aber nicht die Mittel dafür.“
    „Es muss eine Möglichkeit geben.“
    „Ich werde dein Leben nichts aufs Spiel setzen, Leigh. Besessenheit, Eifersucht und Hass sind starke und hässliche Gefühle. Denk darüber nach. Ein normaler und gesunder Mann hätte Schadensbegrenzung betrieben und wäre so weit weg gegangen wie möglich.“
    „Vielleicht finden wir seine Schwachstelle. Und nutzen sie …“
    „Verdammt noch mal, Leigh, überlass mir die Sache.“
    „Ich habe ein Recht darauf, mein Leben zurückzubekommen, Jake. Nimm mir das nicht weg.“
    „Ich werde nicht zulassen, dass du verletzt wirst.“
    „Ich bin keine Vollidiotin. Verdammt, schließlich kenne ich Rasmussen. Ich weiß, wie er tickt.“
    „Dann weißt du auch, dass er keinerlei Skrupel kennt“, rief Jake.
    „Und ich weiß, dass ich ihn aufhalten muss, wenn ich überhaupt noch darauf hoffen will, ein normales Leben zu führen! Wenn ich eine Zukunft haben will!“
    Jake ergriff mit beiden Händen ihre Arme. „Ich werde nicht zulassen, dass er dich umbringt!“
    Leigh starrte in sein wütendes Gesicht und erkannte, dass er keineswegs nur Zorn in sich fühlte. Jake Vanderpol hatte auch Angst.
    „Du hast Angst vor ihm“, sagte sie.
    Er presste die Kiefer zusammen. „Da hast du verdammt recht, dass ich Angst habe! Ich weiß, was er dir antun wird, wenn er dich in seine Gewalt bekommt. Ich habe sein grausames Werk gesehen, Leigh. Wenn du nicht so verdammt stur wärst, hättest du ebenfalls Angst.“
    Leigh war sogar mehr als verängstigt. Ihr graute vor Rasmussen. Doch sie war schon zu lange auf der Flucht. „Wenn ich ihn nicht aufhalte, gebe ich damit mein Leben auf. Werde mich für immer im Schatten verstecken müssen. Werde nie eine Zukunft haben. Das kannst du nicht von mir verlangen.“
    „Alles, was ich von dir verlange, ist, dass du den Rest meines Lebens am Leben bleibst.“
    „Warum ist dir das überhaupt wichtig?“, fragte sie. Ärger wallte in ihr auf. „Ich werde in irgendeiner Stadt leben, die so klein ist, dass sie nicht einmal auf der Karte verzeichnet ist. Du wirst nicht da sein …“
    „Weil du mir wichtig bist“, brach es aus ihm heraus. „Warum kriegst du das nicht in deinen Schädel hinein.“
    Die Worte trafen sie wie ein Faustschlag. Zu überrumpelt, um reagieren zu können, starrte sie in seine leuchtenden Augen, in denen sie mehr sah, als sie sehen wollte,und die sie mehr fühlen ließen, als sie fühlen wollte. Sie drehte sich abrupt um und floh. Sie wusste, dass sie auf gefährliche Weise versucht war, einen Fehler zu begehen, der ihr nur weiteren Kummer bringen würde. Sie hörte ihn ihren Namen rufen, während sie die Stufen hoch- und durch die Luke kletterte, doch sie blieb nicht stehen.
    Aus einem schwarzen Himmel wirbelte der Schnee zu Boden. Sie hörte, wie das Wasser bei dem strengen Nordwind an das Pier klatschte und die Takelage des Bootes scheppernd an den Mast schlug. Hinter sich hörte sie Jake, doch sie drehte sich nicht zu ihm um. Sie wollte nicht, dass er sah, was sich in ihrem Gesicht abzeichnete.
    „Leigh, komm wieder nach unten.“
    Als sie sich nicht rührte, trat er hinter sie und drehte sie sanft zu sich um.
    „Es ist kalt“, sagte er. „Du

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