Kaelter als dein Grab
auf. Bevor sie überhaupt begriff, was sie da tat, schoss ihre Hand nach vorn, und ihre Finger umklammerten sein Handgelenk. „Bist du dir mit dieser Sache ganz sicher?“, fragte sie.
„Ich will ihn hinter Schloss und Riegel haben, bevor er noch mehr Menschen umbringt.“
Sie stellte sich auf die Zehen, beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange. „Danke, dass du bereit bist, dich für mich in die Schusslinie zu stellen.“
„Vor sechs Jahren hast du das Gleiche für uns getan“, erwiderte er.
Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Sie sah den dunklen Schatten seiner zwei Tage alten Bartstoppeln. Ein leichtes Schwindelgefühl überkam sie, und sie trat zurück.
Einen Moment lang suchte er ihren Blick.
Dann drehte er sich wortlos um und ging in Richtung Treppe, während er gleichzeitig eine Telefonnummer wählte.
13. KAPITEL
Ronald Waite traf um Punkt neun Uhr ein. „Ahoi!“
Leigh hatte gerade Kaffee gemacht, als sie seine Begrüßung hörte. Die sechs Jahre im Zeugenschutzprogramm hatten sie misstrauisch gegenüber Fremden werden lassen. Doch es genügte ein Blick in Jakes grinsendes Gesicht, als er zur Treppe eilte, und sie wusste, dass der Mann, der das Boot betreten hatte, ein Freund war.
In der Kombüse stellte sie den Kaffee samt Bechern auf den Tisch. Als sie die Männer oben an Deck reden und lachen hörte, entspannte sie sich langsam. Wenige Minuten später kamen beide herunter.
„Du hast mir nicht gesagt, wie schön sie ist.“ Lächelnd reichte ihr Ronald Waite die Hand.
Leigh konnte nicht anders – sie lächelte ebenfalls, als sie seine Hand ergriff. „Danke fürs Kommen“, sagte sie.
Mit seinem hellroten Haarschopf und dem rötlichen, mit Sommersprossen übersäten Gesicht entsprach der Reporter ganz und gar nicht ihren Erwartungen. Er trug einen blauen Parka mit Kunstfellkragen. Sie schätzte, dass er um die vierzig war.
Fünf Minuten später saßen sie mit Bageln und dampfenden Kaffeebechern um den Tisch.
„Ihr bleibt hier auf dem Boot?“, fragte Ronald.
„Vorerst“, sagte Jake. „Ich möchte nirgendwo allzu lange bleiben.“
„Ich habe über diesen Plan von dir nachgedacht.“Ronald nippte an seinem Kaffee. „Ich denke, es könnte funktionieren.“
„Die Logistik könnte zum Problem werden“, sagte Jake.
„Und die Frage, ob Rasmussen anbeißt oder nicht“, fügte Leigh hinzu.
Ronald tätschelte über den Tisch hinweg beruhigend ihre Hand. „Er wird anbeißen, Liebes. Glauben Sie mir.“
„Ich brauche einen abgelegenen Ort für ein Zusammentreffen“, sagte Jake und blickte Waite an. „Und du müsstest Leighs angeblichen Aufenthaltsort andeuten. Dort wird Rasmussen dann auftauchen. Und genau dort werde ich bereits auf ihn warten.“
Waite nahm sich einen Bagel. „Ich kann dir in beiden Punkten helfen. Mir gehört eine Hütte etwa hundert Meilen nördlich von hier, auf der Oberen Halbinsel. Ich fahre mehrere Male im Jahr mit meiner Frau und den Kindern dorthin. Meinem Schwager gehört nur drei Meilen von uns entfernt eine Hütte auf der gegenüberliegenden Seite des Sees.
„Ist es abgelegen?“, fragte Jake. „Ich möchte nicht, dass irgendwelche Zivilisten zu Schaden kommen.“
„Weit und breit keine Nachbarn. Das nächste Anzeichen von Zivilisation ist eine Tankstelle, die zehn Meilen weit weg liegt.“
Jake nickte und sah Leigh an. „Dann werden wir es so machen: Wir verstecken dich in der Hütte auf der anderen Seeseite.“ Er blickte zu Waite. „Ich verschanze mich indeiner Hütte. Du enthüllst Leighs Aufenthaltsort im Investigator . Mach es Rasmussen nicht allzu leicht. Gib ihm nur gerade so viele Informationen, dass er selber draufkommen kann.“
Leigh gefiel es nicht, wie Jake seinen Plan darlegte. Es gab so viele Dinge, die schiefgehen konnten. „Jake, du sprichst von einem abgelegenen Ort und willst dich dort mit einem gewalttägigen Mann anlegen, der eine kleine Armee hinter sich hat. Du kannst diese Sache nicht allein durchziehen. Du wirst Unterstützung brauchen, falls irgendetwas schiefgeht.“
„Ich habe einen Freund, den ich anrufen kann“, sagte er.
„Wen?“
Er starrte sie wortlos an.
„Einen der Agenten von MIDNIGHT?“
Jake wandte seine Aufmerksamkeit wieder Ronald Waite zu. „Wie rasch kannst du diese Geschichte schreiben und veröffentlichen?“
„Ich habe bereits die Erlaubnis vom Leiter der Lokalredaktion. Ich kann es heute Nachmittag schreiben, wenn ich wieder zurück bin. Es erscheint
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