Kaelter als dein Grab
hintere Schlafkoje sowie die Toilette. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie allein waren, schaltete er die Lüftung ein und startete den Dieselmotor.
Leigh saß auf der Sitzbank in der Kombüse, als er zurückkehrte. In diesem Moment wirkte sie so müde, wie Jake noch nie einen Menschen gesehen zu haben glaubte. Ihre Schultern hingen herab, der Kopf war leicht nach unten geneigt. Er ging davon aus, dass er selbst nicht viel frischer aussah.
„Die Heizung sollte in ein paar Minuten ihren Dienst tun“, sagte er. „Weitere zehn Minuten und wir haben heißes Wasser.“
„Hier auf dem Boot gibt es eine Dusche?“ Sie merkte auf.
Er deutete in Richtung Toilette. „Sie ist klein, aber sie funktioniert.“ Dann holte er seine Pistole aus der Manteltasche. „Einige Meilen von hier gibt es ein Restaurant in der Stadt.“
„Ich sterbe vor Hunger …“ Ihre Stimme erstarb, als sie die Waffe erblickte.
Jake drückte sie ihr in die Hand. „Ich werde die Tür hinter mir zuschließen. Du bist hier sicher. Aber nur für den Fall der Fälle möchte ich, dass du diese hier bei dir hast. Nimm sie mit in die Dusche. Nimm sie mit ins Bett. Aber bereite dich darauf vor, sie zu benutzen, wenn es sein muss. Hast du das verstanden?“
„Was ist mit dir?“
Er klopfte auf die Pistole, die er Rasmussens Mann beim Getreidespeicher abgenommen hatte. „Ich habe diese hier, falls ich eine brauche.“
Er betete, dass es nicht dazu kommen würde.
Leigh konnte sich nicht vorstellen, dass ihr jemals wieder warm werden würde. Sie drückte sich in dem winzigen Bad in Jakes Segelboot unter den warmen Wasserstrahl, bis das gesamte heiße Wasser verbraucht war. Als sie den Hahn abdrehte, hörte sie Jake, der in der Kombüse hantierte.
Schon die ganze Zeit versuchte sie, nicht über den Kuss nachzudenken, zu dem es im Getreidespeicher gekommen war. Doch ihr Kopf – ganz zu schweigen von ihrem Körper – erlaubte ihr einfach nicht, ihn zu vergessen. Rational gesehen wusste sie, dass Ian Rasmussen ein weitaus größeres Problem darstellte. Darüber, wie sie sich vor ihm in Sicherheit bringen konnte, sollte sie nachdenken. Stattdessen dachte sie die ganze Zeit daran, wie sich Jakes Mund auf dem ihren angefühlt hatte …
Entnervt trocknete sie sich rasch ab. Nur widerwillig zog sie die alten Sachen an, doch da nichts anderes vorhanden war, hatte sie keine Wahl.
Als sie die Tür öffnete, stieg ihr der Duft einer köstlichen warmen Mahlzeit in die Nase. Jake stand mit dem Rücken zu ihr in der Kombüse. Dann drehte er sich um, und sie sah, dass er in der einen Hand eine Flasche Wein hielt und in der anderen zwei Weinkelche aus Kunststoff.Einen Moment lang wirkte er verlegen. Dann spielte ein leises Lächeln um seine Mundwinkel, und sie spürte, wie irgendetwas in ihr zu schmelzen begann.
„Ich dachte, wir beide könnten eine kleine Auszeit gebrauchen“, sagte er.
Leigh wusste nicht, was sie entgegnen sollte. Eine kleine Auszeit war eine Sache. Eine ganz andere war es, Wein zu trinken mit einem Mann, dessen Lächeln auch den standhaftesten weiblichen Widerstand dahinschmelzen ließ und zu dem sie sich noch dazu stark hingezogen fühlte.
„Ein Franzose“, fügte er hinzu. Als ob das eine Rolle spielte. „Merlot. Ich hoffe, du bist damit einverstanden.“
„Äh, ja.“ Das war die intelligenteste Äußerung, die sie in dem Moment hervorbringen konnte.
„Wie fühlt sich deine Wunde an?“, fragte er.
Ihr Herz schlug ein bisschen zu schnell, als sie ihm zusah, wie er die Gläser auf den Tisch stellte und den Wein eingoss. „Sehr gut.“
„Ist dir warm genug?“
Sogar heiß, dachte sie benommen, begriff aber, dass dies wohl keine angemessene Antwort war, und zuckte mit den Schultern. „Alles in Ordnung.“
„Ich habe Suppe gekauft.“ Er deutete auf den Gasbrenner in der Kombüse. „Wenn du sie im Auge behältst, würde ich gerne rasch duschen.“ Er reichte ihr ein Glas Wein.
Leigh nahm es entgegen, wobei sie hoffte, dass er das Zittern ihrer Hand nicht bemerkte.
„Wir sind hier sicher“, sagte er. Offenbar war ihm der eigentliche Grund ihrer Nervosität nicht bewusst.
Sie nippte am Wein – er war schwer, mit einem Aroma von Beeren. Jake trat auf sie zu. Sie wollte schon zurückweichen, weil sie glaubte, dass er sie gleich berühren würde. Stattdessen begann er sein Hemd aufzuknöpfen. Leigh spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. Ohne seinen Blick abzuwenden, zog er das Hemd über seine
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