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Kaelter als dein Grab

Kaelter als dein Grab

Titel: Kaelter als dein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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und Innigkeit, die vorher nicht da gewesen war. In der Art, wie er sie berührte. Wie er sie ansah. Als ob er versuchte, sie davon abzuhalten, ihm zu entschlüpfen.
    Er zog sich kurz zurück, um ihr in die Augen zu sehen. „Leigh, versprich mir, dass du bei mir bleibst, bis das alles hier vorbei ist. Versprich mir, dass du auf mich hörst.“
    „Das werde ich.“
    „Versprich mir, dass du meinem Urteil trauen wirst“, sagte er. „Dass du nicht irgendwelche Gelegenheiten ergreifst …“
    „Jake, du zitterst. Was ist los?“
    „Ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt.“
    „Jake, du machst mir Angst.“
    „Ein bisschen Angst ist im Moment vermutlich genau das Richtige“, sagte er. „Sie hält dich wachsam. Lässt dich vorsichtig sein.“
    Leigh erinnerte sich, dass er geträumt hatte, und fragte ihn: „Hat das mit dem Traum zu tun? Ist es das, was dich so umtreibt?“
    „Es geht hier um Rasmussen.“ Er fuhr sich mit der Hand über das Kinn. „Ich glaube nicht an Vorahnungen.“
    Die Beklommenheit in seiner Stimme sagte ihr, dass das Gegenteil der Fall war. „Was für eine Vorahnung? Jake, sag es mir.“
    Er schwieg so lange, dass sie schon glaubte, keine Antwort mehr zu bekommen. Mit einem schweren Seufzer legte er den Arm um sie und zog sie fest an sich. „Wir befanden uns draußen, es schneite und stürmte. Du ranntest durch einen Wald. Ich sah, dass du schreckliche Angst hattest, konnte aber nicht zu dir. Dann tauchte Rasmussen auf. Er trug ein Gewehr bei sich. Ich wusste, dass erschießen würde, doch ich konnte mich nicht bewegen. Wie in einer Schockstarre. Er hob das Gewehr.“ Jake atmete durch. „Er hat dich erschossen. Ich sah dich fallen.“
    Als ihre Blicke sich trafen, las sie Qual in seinen Augen. „Als ich auf meine Hände hinuntersah, waren sie blutverschmiert.“
    Leigh glaubte ebenfalls nicht an Vorahnungen, doch bei seinen Worten überlief sie ein Schauder. „Es tut mir leid, dass du diesen Albtraum hattest, doch ich kann dir versichern, dass nichts davon geschehen wird.“
    „Dir muss gar nichts leidtun.“ Er presste die Kiefer zusammen. „Sondern mir.“
    Sie wollte nicht, dass er weitersprach. Wenn er sich jetzt entschuldigte, würde das den kostbaren Moment mit einem Schatten belasten, mit dem sie noch nicht umgehen konnte. Bis zu diesem Tag hatte Leigh die Vergangenheit als Entschuldigung angeführt. Sie hatte sich daran festgeklammert, sie hatte ihr als Schutz und Ausrede gedient, um Jake nicht zu nahezukommen.
    Als sie ihm nun in die Augen sah, wusste sie, dass die Vergangenheit kein Thema mehr zwischen ihnen war. Die Erkenntnis, dass ihr Herz erneut auf dem Spiel stand, führte dazu, dass sie sich auf beängstigende Weise verwundbar fühlte.
    Dann glitten Jakes Hände über ihren Körper, und zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit lebte Leigh ausschließlich im Moment.

15. KAPITEL
    Leigh erwachte, als Kaffeeduft durch die Hütte zog. Sie tastete nach Jake, während die Erinnerung an alles, was in der Nacht zwischen ihnen geschehen war, sie einholte.
    Sie setzte sich auf und sah sich um. Das kleine Schlafzimmer war sehr rustikal eingerichtet. Das Bett hatte man aus schwerem Kiefernholz gefertigt. Sie lächelte, als sie den schweren Bademantel und die dicken Wollsocken am Fußende erblickte. Gestern Abend hatten die Sachen noch nicht dort gelegen. Jake hatte sie für sie dorthin gelegt …
    Sie schlüpfte in den Mantel, zog die Socken an und tapste aus dem Raum. Sie fand Jake in der Küche, wo er am Tisch saß, einen Becher mit dampfendem Kaffee in seinen großen Händen. Er lächelte bei ihrem Anblick, und ihr entging nicht das begehrliche Aufblitzen in seinen Augen. „Guten Morgen.“
    Sie erwiderte sein Lächeln. Es war ihr unangenehm, dass sie eine leichte Verlegenheit verspürte. „Hey.“
    Er stand auf und schenkte ihr einen Kaffee ein. „Milch gibt es nicht.“
    „Schwarz ist wunderbar. Er riecht göttlich.“
    Statt ihr den Kaffeebecher zu reichen, beugte er sich hinunter und küsste sie. Ein besitzergreifender Kuss, der ihr unmissverständlich klarmachte, dass sie ihm gehörte. „Du riechst göttlich.“
    Sie öffnete ihm die Lippen, und ihr Puls stieg an.
    Er vertiefte seinen Kuss. „Und schmeckst noch besser.“
    Auf dem Tresen begann ein tragbares Faxgerät zu summen. Mit einem Laut des Bedauerns zog Jake sich zurück. Er sah sie an und fuhr mit dem Finger über ihre Wange. „Merk dir, wo wir waren“, sagte er und ging zum

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