Kaelter als dein Grab
wusste nicht, wovor sie wegrannte, doch er spürte Teuflisches. Es drang ihm geradezu ins Mark .
„Jake!“, rief sie im Laufen. „Hilf mir, bitte!“
Er wollte zu ihr laufen, sie in die Arme schließen und in Sicherheit bringen. Doch er war wie gelähmt und konnte sich nicht bewegen. „Leigh! Ich bin hier!“, rief er. „Lauf!“
Doch durch das Heulen des Windes konnte sie ihn nicht hören .
Dann erschien Ian Rasmussen plötzlich wie aus dem Nichts. Er trug einen schwarzen Smoking und hatte ein langes Gewehr in der Hand. Rasmussen hob das Gewehr und zielte. Mit ausgestreckten Armen rief Leigh nach Jake und bat ihn, ihr zu helfen .
„Leigh“, schrie Jake .
Die Gewehrschüsse erschütterten die Stille der Nacht. Jake sah, wie sich ein roter Fleck vorne auf Leighs Nachthemd ausbreitete. Sie blieb stehen und presste eine Hand auf die Wunde. Ihre Augen blickten anklagend .
„Du hast mich benutzt“, flüsterte sie. „Du hast mich verraten .“
„Nein!“, rief er .
Doch als er auf seine Hände hinunterblickte, waren sie blutverschmiert .
„Nein!“
Jake setzte sich abrupt auf. Sein Herz schlug bis zum Hals, und sein Körper war schweißbedeckt.
Das Bild, wie Leigh erschossen wurde, bereitete ihm Übelkeit. Die Angst lag schwer wie ein Stein in seinem Bauch.
Er schwang die Beine über die Bettkante und stand auf.
„Jake?“
Beim Klang ihrer Stimme zuckte er zusammen. Rasch blickte er zur Tür, wo sie im Türrahmen stand.
„Was machst du hier?“, fragte er in einem raueren Ton, als er beabsichtigt hatte.
„Du hast im Schlaf geschrien. Ich wollte mich nur vergewissern, dass mit dir alles in Ordnung ist.“
„Es geht mir gut.“
Offensichtlich glaubte sie ihm nicht, denn sie kam auf ihn zu. Voller Unmut über ihre Sorge seufzte Jake schwer. „Verdammt noch mal, Leigh, es geht mir gut.“
Doch als sie seinen Arm berührte, zuckte er zusammen.
„Mein Gott, du bist ja schweißnass.“
Sie trat näher heran, als wollte sie ihre Hand gegen seineStirn legen, um die Temperatur zu fühlen. Er hinderte sie daran, indem er ihr Handgelenk packte. „Ich sagte, es geht mir gut.“ Ein bisschen zu grob gab er sie wieder frei.
„Du bist nicht krank?“
„Nein.“
Sie musterte ihn argwöhnisch, als wusste sie nicht, ob sie ihm glauben sollte. „Hattest du einen Albtraum?“
„Es war nur ein dummer Traum.“ Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und wünschte im selben Augenblick, dass er es nicht getan hätte, weil seine Hand zitterte.
„Worum ging es?“
Er wollte nicht über den Traum reden. Er spürte noch immer das Gefühl puren Terrors, als Rasmussen sie niederschoss. Er sah noch immer ihr Gesicht und die Überraschung in ihren Augen, fühlte die Verzweiflung in seinem Herzen. Während er dicht genug neben ihr stand, um sie zu berühren, konnte er nichts anderes tun, als zu Gott zu beten, dass er niemals das würde erleben müssen, was er in diesem Albtraum erlebt hatte.
Erschüttert von dem Gedanken und hin- und hergerissen, weil er sie auf eine Weise begehrte, die eine ohnehin schon schwierige Situation noch komplizierter machen würde, schob er sie von sich weg und ging ins Wohnzimmer. Das Feuer im Kamin war bis auf die Asche hinuntergebrannt. Weil er einfach etwas tun musste, legte er zwei weitere Holzscheite auf den Rost.
„Du sahst wirklich nicht gut aus, als ich in dein Schlafzimmer kam.“
Er drehte sich um. Sie stand direkt hinter ihm. „Es war nur ein böser Traum, Leigh. Gib Ruhe.“
„Ein böser Traum, der dich zittern und schwitzen ließ, als ob du todkrank wärst. Um Himmels willen, du zitterst noch immer.“
„Ja, nun, es ist verdammt kalt hier drin.“
„Manchmal hilft es, über die Dinge zu sprechen.“
Er wünschte, sie würde damit aufhören, ihn auf diese Weise anzusehen. Als ob er der einzige Mann auf der Welt wäre und all die Dinge, die vor sechs Jahren geschehen waren, keine Rolle mehr spielten.
Dann bemerkte er, dass sie nur ein T-Shirt und ein Paar Socken trug. Ihre Beine waren bloß, und es gelang ihm kaum, seinen Blick von diesem verführerischen Anblick nackter Haut loszureißen. Als Nächstes fiel ihm ein, dass auch er nur seine Boxershorts und ein T-Shirt anhatte. Wenn er nicht sofort aus dieser Situation herauskam, würde sie gleich wissen, wie sehr ihm ihr Anblick gefiel.
„Geh zurück ins Bett“, sagte er mürrisch.
Keiner von beiden rührte sich, und Jake wusste, dass sein Schicksal besiegelt war. Zwei entschlossene Schritte
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