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Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Titel: Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Doch dort hatte er es auch nur zwei Jahre ausgehalten. Danach hatte er das Studium geschmissen und angefangen zu arbeiten. Nachforschungen ergaben, dass er eine Zeit lang sowohl auf Trawlern als auch auf Frachtern zur See gefahren war, und als er wieder an Land ging, hatte er sich sein Geld als Hafenarbeiter verdient. Ein früherer Kumpel vom Hafen hatte erklärt, dass er zu der Zeit bereits erhebliche Alkoholprobleme hatte, er trank so unmäßig, dass er häufig genug einfach nicht zur Arbeit erschienen war, woraufhin ihm gekündigt wurde. Danach tauchte Tryggvi immer wieder in den Polizeiakten auf, meist als obdachloser Penner in irgendwelchen Unterschlupfen, oder er wurde sturzbesoffen irgendwo im Freien aufgefunden. Soweit Erlendur sehen konnte, war er aber nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten.
    Er störte den Barkeeper beim Lösen des Kreuzworträtsels. »Ich bin auf der Suche nach Tryggvi. Soweit ich weiß, lässt er sich manchmal hier blicken.«
    »Tryggvi?«, fragte der Barkeeper. »Denkst du vielleicht, dass ich all diese Kerle mit Namen kenne?«
    »Das weiß ich nicht. Kennst du sie mit Namen?«
    »Sprich mit dem da im grünen Parka«, sagte der Barkeeper. »Der ist jeden Tag hier.«
    Erlendurs Blicke folgten der Handbewegung des Barkeepers durch den schummrigen Raum in Richtung eines Tisches, an dem ein Mann in einem grünen Parka vor einem halb vollen Bierglas und drei Schnapsgläsern saß. Ihm gegenüber saß eine Frau mittleren Alters, die eine ähnliche Ration vor sich stehen hatte.
    »Ich suche nach einem Mann namens Tryggvi«, sagte Erlendur, während er einen Stuhl vom nächsten Tisch heranzog und sich zu ihnen setzte.
    Das Pärchen blickte hoch, sie waren offensichtlich erstaunt über die Störung.
    »Wer bist du denn?«, fragte der Mann.
    »Sein Freund«, erklärte Erlendur. »Wir haben früher mal zusammen studiert. Ich habe gehört, dass er manchmal hierherkommt. Ich würde ihn gerne treffen.«
    »Und … was …?«, sagte die Frau.
    Das Alter der beiden war schwer zu bestimmen, beide hatten gerötete Augen und aufgedunsene Gesichter. Sie rauchten selbst gedrehte Zigaretten, und Erlendur hatte sie bei ihrer Beschäftigung gestört. Gemeinsam drehten sie mit Tabak und Papier kleine Zigaretten. Sie gab sich Mühe, die richtige Menge Tabak auf das Papier zu geben und nichts zu verstreuen, und er rollte sie zusammen und befeuchtete die Gummierung.
    »Gar nichts«, sagte Erlendur, »ich wollte ihn bloß treffen. Wisst ihr, wo er sich befindet?«
    »Ist der Tryggvi nicht tot?«, fragte der Mann im grünen Parka und sah zu der Frau hinüber.
    »Ich hab ihn lange nicht gesehen. Kann sein, dass er tot ist.«
    »Ihr kennt ihn also?«
    »Er ist einem hin und wieder über den Weg gelaufen«, sagte der Mann und leckte eine neue Zigarette ab, die die Frau ihm reichte.
    »Ist es lange her, seit ihr ihn zuletzt gesehen habt?«
    »Ja.«
    »Kannst du dich erinnern, wo das war?«
    »War das nicht … War es … Nein, ich kann mich nicht erinnern. Sprich mit Rúdólf, der sitzt da drüben.«
    Er deutete in Richtung Tür, wo ein Mann in einem blauen Anorak allein am Tisch saß und rauchte. Vor ihm stand ein Bierglas. Er starrte auf den Tisch und schien völlig in seine eigene Welt versunken zu sein, als Erlendur sich ihm gegenüber auf einem Stuhl niederließ. Der Mann blickte hoch.
    »Weißt du, wo ich Tryggvi finden kann?«, fragte Erlendur.
    »Wer bist du?«
    »Ein Freund. Von der Universität.«
    »Tryggvi? War der an der Universität?«
    Erlendur nickte. »Weißt du, wo ich ihn finden kann? Die beiden da drüben wussten nicht, ob er noch lebt«, sagte er und deutete mit dem Kopf in Richtung des Paares mit den selbst gedrehten Zigaretten.
    »Tryggvi ist nicht tot«, sagte der Mann. »Ich hab ihn vor zwei oder drei Tagen getroffen. Falls es der Tryggvi ist, den du meinst. Ich kenne keinen anderen. War er wirklich auf der Universität?«
    »Wo hast du ihn getroffen?«
    »Er hatte vor, sich eine Arbeit zu suchen und keinen Alkohol mehr anzurühren.«
    »Und?«
    »Das hab ich doch alles schon wer weiß wie oft gehört«, sagte der Mann. »Er war da beim Busbahnhof. Hat sich auf der Toilette rasiert.«
    »Ist er häufig dort anzutreffen?«
    »Ja, manchmal. Schaut sich die Busse an. Sitzt den ganzen Tag da und guckt zu, wie die Busse ankommen und abfahren.«

Sechzehn
    Etwas später am gleichen Tag fuhr Erlendur bei strömendem Regen zum Skúlakaffi. Er betrat die Gaststätte, blieb im Eingangsbereich stehen und

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