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Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Titel: Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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wurde.
    «Aber meine liebe junge Dame», sagte Ebbs geduldig, «es handelt sich doch nur darum, ein paar Tage zu warten. Warum wollen Sie um alles in der Welt ausgerechnet heute nacht getraut werden?»
    «Wie können Sie es wagen, Herr!» schnappte, zu Ebbs' Erstaunen, Dancer auf ihn los. «Wollen Sie zur Kenntnis nehmen, daß Annette ein durch und durch anständiges Mädchen ist!»
    «Aber, mein lieber Herr, was fällt Ihnen ein! » rief Ebbs und errötete tief. «Ich versichere Ihnen, daß es mir vollkommen fern lag... will sagen, ich wollte Ihnen durchaus nicht unterstellen, daß Sie...» Er schluckte. «Ich meinte nur damit, daß Ihr Brautzustand etwas kurz bemessen war und daß ein oder zwei Tage Überlegung...»
    «So ist das also?» Dancer entließ Annette aus seiner tröstlichen Umschlingung und nahm vor Ebbs Aufstellung, die Arme in die Seiten gestemmt. «Sie wollen vermutlich andeuten, Kapitän, daß Annette und ich im Begriff sind, einen Fehler zu begehen? Sie glauben, daß wir morgen früh entdecken werden, wir liebten einander nicht mehr? Nicht wahr? Sie geben mir mit einem Wort zu verstehen, daß das süßeste und wundervollste Weib auf Erden -»
    «Nein, nein, nein!» schrie Ebbs. «Ich versichere Ihnen, ich meinte nichts Derartiges —»
    «Ich möchte Ihnen zur Kenntnis bringen, Kapitän», fuhr Dancer angriffslustig fort, «daß es für mich auf der ganzen Welt keine andere Frau als Annette gibt, gegeben hat oder je geben wird.» Annette, die sich inzwischen auf ein gelegentliches Aufschnupfen beschränkt hatte, begann bei dieser Erklärung wieder laut zu heulen. «Die Insinuation, daß unsere Liebe nicht echt, stark und ewig dauernd ist, kommt einer Beschimpfung des teuersten Weibes auf Erden gleich. Ich halte mir wohl vor Augen, daß Sie der Kapitän dieses Schiffes sind, Sir, und selbst als Passagier muß ich Ihnen ein gewisses Maß von Respekt bezeugen. Doch, bei Gott! Jedem anderen hätte ich gerne einen Hieb auf die Nase versetzt -»
    «Mr. Dancer! Haben Sie denn Ihren ganzen Verstand verloren?» brüllte Ebbs. «Was soll all der Unsinn? Sie kommen da mitten in der Nacht mit einem überaus unvernünftigen Ansinnen, milde ausgedrückt, in meine Kabine, und ich tue mein Bestes, Ihnen zu helfen -»
    «Ich wollte Sie nicht beleidigen», sagte Dancer, der sich durch die Rückkehr Annettes an seine feuchte Hemdbrust wieder beruhigte. «Schließlich», fuhr er etwas duldsamer fort, «wären Sie nicht gewesen und hätten wir nicht an Ihrem Tisch gesessen und so weiter, würden wir einander wahrscheinlich überhaupt nicht begegnet sein. Nicht wahr, mein Süßestes? All mein künftiges Glück wäre absolut verloren gewesen. Ein verheerender Gedanke!»
    «Gewiß. Nun, Sie müssen sich also mit der Tatsache aussöhnen, daß ich Sie augenblicklich nicht durch das heilige Band der Ehe vereinigen kann. Sie müssen daher - äh, Ihre Seelen in Geduld fassen. Nun möchte ich aber, wenn es Ihnen beliebt, gern zu Bett gehen.» Ebbs hielt inne. Zum erstenmal fiel ihm sein letztes Londoner Gespräch ein. McWhirrey wünschte Romantik, er sollte sie kriegen. «Ich denke, ich könnte das Schiff irgendwie formell verständigen», fuhr er wohlwollend fort. «Morgen abend findet meine Cocktail-Party statt, und das scheint mir eine günstige Gelegenheit hierfür zu sein. Sie sind doch beide eingeladen, nehme ich an? Ausgezeichnet! Dann werde ich alles, was in meiner Macht steht, für die Trauung arrangieren, sobald wir in Port Said eingetroffen sind. Und nun gestatten Sie, daß ich Ihnen bei dieser Gelegenheit - vielleicht etwas verspätet - meine herzlichste Gratulation und meine besten Wünsche ausspreche. »
    Das Pärchen stand, nunmehr wieder lächelnd, Hand in Hand vor ihm.
    «Zweifellos», fuhr Ebbs fort, der sich in die Sachlage einzuleben versuchte, «werden Sie einen Ring brauchen. Wahrscheinlich ist so etwas beim Schiffsfriseur erhältlich - der verkauft alle möglichen Dinge.»
    «Ich habe einen!» rief Annette atemlos. Sie zog einen Reifen von ihrer rechten Hand und ließ ihn auf die «Vorschriften der Pole Star Line» fallen, die Ebbs aufgeschlagen vor sich hielt.
    «Nun, Mr. Dancer», sagte Ebbs, mit einem scheuen Versuch, neckisch zu sein. «Ich glaube, Sie müssen ihn auf den Mittelfinger der linken Hand stecken.»
    «Na so was! » rief Dancer, sah Ebbs glücklich an und nahm den Ring entgegen. «Fast wie bei einer richtigen Hochzeit, nicht wahr? Ich meine - Sie, der Ring, das Buch... Sie brauchen uns

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