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Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Titel: Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Reiseschreibmaschine herunterklapperte - genau in der Art, wie er an den hierfür bestimmten langen Nachmittagen seine berühmten Cricket-Reportagen für seine Zeitung in ländlichen Gartenhäuschen verfaßte. Er schrieb unablässig bis fünf Uhr, der Stunde, da die Bar wieder öffnete und er mit seinen Gefährten zusammentraf, um fleißig in die Nacht; hinein zu zechen; sie beschlossen sie mit ein paar letzten Drinks der Sorte «Sonnenuntergang», «Schlafmütze», «Tigerschreck», «Haifischscheuche» und «Schildkrötenfänger», bis Scotties Rolladen um Mitternacht ihrer festlichen Runde den Garaus machte.
    Doch diesen Nachmittag um vier Uhr wurde das träge Alltagsgetriebe des Schiffs durch die Sirene unterbrochen, die das Signal «Alle Mann von Bord!» gab, und die Passagiere krochen verlegen in ihren Schwimmwesten die Leitern empor, um auf Deck anzutreten. Die einzigen Ausnahmen bildeten Willy Boast, der sich in seine Kabine eingesperrt hatte, und die alte Mrs. Lomax, die die beruhigenden Versicherungen ihrer Stewardess überhört hatte und unter schrillen Schreien zahnlos, kahlköpfig und im Korsett aufs Deck gestürzt kam.
    Die Passagiere versammelten sich unter der Anleitung Shawe-Wilsons auf dem Promenadendeck; er trat in ihre Mitte, die Mütze: haarscharf über das eine Auge gesetzt, die Daumen aus seinen Rocktaschen hervorgestreckt: Bootsmanöver waren ihm der liebste Teil seiner Seemannspflichten.
    «Wollen Sie mir bitte nur eine Minute zuhören», wendete er sich streng an die Versammlung. Respektvolles Schweigen trat ein.
    «Sollte unserem Schiff irgend etwas passieren», fuhr er mit eindrucksvoller Ungezwungenheit fort, «wünsche ich keine Panik entstehen zu sehen. Sie kennen ja alle die Vorschrift - Frauen und Kinder kommen als erste dran. Es ist keine Gefahr zu erwarten, wenn jedermann seinen Kopf oben behält. Das können Sie mir aufs Wort glauben. Ich hab's deutlich genug erkannt, sooft ich torpediert wurde. Jedesmal.» Grimmig musterte er die durchweg unterwürfige Zuhörerschaft. «Jedermann hat die Befehle abzuwarten. Ich wünsche unter keinen Umständen, daß die Boote gestürmt werden. Halten Sie sich vor Augen, daß Sie Briten sind. Oder Australier», fügte er geschwind hinzu. «Und nun -» er suchte das hübscheste Mädel in Sichtweite heraus, «wissen Sie, wie man eine Schwimmweste in fünf Sekunden anlegt?»
    Sie errötete und schüttelte den Kopf, als hätte er sie öffentlich der Unsittlichkeit bezichtigt.
    «Dann zeige ich es Ihnen lieber. Wollen Sie sich alle um mich herum versammeln - Sie können rauchen, wenn Sie wünschen -, und ich werde Ihnen demonstrieren, wie wir unsere Schwimmwesten anlegen, wenn wir im Dienst sind. Also, meine junge Dame, stellen Sie sich unmittelbar vor mir auf, und reichen Sie mir Ihre beiden Hände...»
    Brickwood kam über die Brückenleiter auf das darüber gelegene Bootsdeck gestiegen, salutierte vor Ebbs und meldete: «Boote gesichert, Sir.»
    «Ausgezeichnet, Mr. Brickwood. Die Besatzung scheint ihre Aufgaben zu kennen. Ich bin mit der Durchführung des Manövers restlos zufrieden.»
    «Danke, Sir. Soll ich abtreten lassen?»
    «Warten wir lieber, bis Mr. Shawe-Wilson mit den Passagieren fertig ist, ja?»
    «Ay ay, Sir.»
    Ebbs schritt auf der Brücke hin und her und dachte über die Cocktail-Party nach. Noch nie hatte er seit Antritt seiner Seemannslaufbahn einer Veranstaltung mit einem derartigen Widerwillen entgegengesehen; damals hatten ihm die Mitkadetten in der Kabine eine Einstandsfeier bereitet, zu der er die Hauptunterhaltung beitragen mußte, indem er, nackt auf einem Bein stehend, einen Krug Meerwasser, das mit Bittersalz und Sirup versetzt war, leerte und die britische Nationalhymne sang. Er beschloß, nicht wieder denselben Fehler wie beim gestrigen Dinner zu machen, nämlich seinen Verlauf im vorhinein zu bestimmen: er würde die ganze Angelegenheit lieber als eine Art Taifun auffassen und so handeln, wie die augenblickliche Notlage es erforderte. Und wenn es danach aussah, daß die Gäste nicht mehr zu zügeln waren, konnte er sich immer noch in seinen Baderaum zurückziehen und sich dort so lange einsperren, bis sie gegangen waren.
    «Ist Mr. Shawe-Wilson noch nicht fertig?» fragte er zehn Minuten später ungeduldig.
    «Er geht äußerst gründlich vor, Sir», sagte Brickwood.
    Ebbs verbrachte weitere fünf Minuten damit, mit seinem Fernrohr den Horizont abzusuchen, dann brach er in den Ruf aus: «Verdammt noch mal! Was tut denn

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