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Käptn Snieders groß in Fahrt

Käptn Snieders groß in Fahrt

Titel: Käptn Snieders groß in Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Mütze legten und „Guten Morgen, Käpten Snieders!“ riefen. Der Kapitän grüßte zurück. Dann sagte er: „Leute, wir haben heute einen Passagier an Bord, der glaubt, er verstünde was von der Seefahrt. Den wollen wir auch begrüßen.“
    „Guten Morgen, Herr Bürgermeister“, brüllten die Kinder. Und Rudi ergänzte: „Hoffentlich wirßte nich ßeekrank!“
    Darauf setzten sich alle wieder hin.
    Käpten Snieders bot dem Gast die umgestülpte Papierkiste als Sitzplatz an. Er selber setzte sich rittlings auf seinen Stuhl, nachdem er Minna, die Dohle, auf die Querleiste des Kartenständers genötigt hatte.
    Der Unterricht konnte beginnen.
    „Fangt an!“ rief der Alte nun mit lauter Stimme.
    Da bückten sich die Kinder zu ihren Taschen und nahmen Hefte und Bücher heraus. Waldemar Peters förderte auch ein dickes Butterbrot zutage, in das er hungrig hineinbiß. Wolfgang winkte Joachim Pinkel und Trinchen Hoffmann zu sich und Rudi in die Bank und sagte ihnen leise, sie sollten die Lesebücher mitbringen. Sie mußten, links und rechts an seiner Seite sitzend, nun das Buch aufschlagen und ihm die Geschichte vom Heiner im Storchennest vorlesen. Rudi kam als letzter dran, weil er ein wirklicher Anfänger war, die andern waren nur schwache Leser.

    Der Bürgermeister machte große Augen.
    Sie wurden noch größer, als er sah, wie sein eigener Sohn an die Tafel ging, ihn angrinste und damit begann, den Querschnitt eines Deiches mit bunter Kreide anzuzeichnen. Nach den ersten Strichen rief er Erna, Michael, Hans und Maria zu, sie möchten das abzeichnen, aber genau und gefälligst ohne Radieren.
    Susi Hartung, Waldemar Peters und Hinnerk Beiderbeck setzten sich zu Lutz Lehmann, der ihnen aus dem Handbuch für Lehrer knifflige Rechenaufgaben stellte.
    Kluten Neumann aber, Gesche Bödeker und Marichen Buttjer stellten sich gemeinsam hinter den Globus und führten ein tiefsinniges Gespräch miteinander über alle Länder, die am Äquator liegen.
    Überall wurde mal gelacht oder gespottet, aber richtig laut wurde es nicht.
    Lfm halb neun flog plötzlich die Tür auf. Herein kam schwanzwedelnd und bellend Furkens großer Hund. Er lief mitten durch die Klasse zu Käpten Snieders, der ihn streichelte und ihm guten Morgen sagte. Dem Hund folgte die kleine Garde von Ritzenfleth: Johann Furken und Ingrid Böttcher, beide drei Jahre alt, die Zwillinge Heide und Ursel Johannsen, vier Jahre alt, und Klara Furken und Wilma Böttcher, die achtjährigen Mädchen, die die Kleinen jeden Morgen bringen mußten. Es kamen auch noch zwei bunte Gummibälle, ein Sprungseil und eine Schildkröte sowie einiges Obst und mehrere Brotpakete. Das wurde nun alles rundum verteilt, und dann begrüßte man sich.
    Natürlich wurde dadurch die Arbeit eine Zeitlang unterbrochen, aber das nahm keiner übel. Nur als Lott, der Hund, zu heftig mit der Schildkröte hin und her schob und dafür von Johann eins ’rübergezogen kriegte, gab es etwas mehr Bewegung, denn das Tier fing nun an zu spielen, weil es den Schlag für eine Liebkosung gehalten hatte. Bald jedoch trat wieder die normale Arbeitsunruhe ein.
    Die Kleinen hatten sich in zwei Parteien aufgeteilt und einander gegenüber hingehockt. Sie rollten sich abwechselnd die bunten Bälle zu, freundlich unterstützt von Lott, der jeden verlaufenen Ball wieder zurückbrachte.
    So trieb das bis gegen neun Uhr hin.
    Da hörte man Rudi sagen: „Jetßt hab’ ich aber keine Lußt mehr ßu die dößige Leßerei.“
    Das war das Zeichen zur Pause.
    Käpten Snieders, der die ganze Zeit still auf seinem Stuhl gesessen und geraucht hatte, unterbrach Arbeit und Spiel und schickte die Kinder auf den Hof hinaus.
    Walter Reiners war sichtlich beeindruckt. Er erhob sich von der Papierkiste, vertrat sich ein wenig die Beine und sah sich im Vorbeigehen die Hefte der Kinder an.
    „Das läuft ja wie am Schnürchen“, sagte er, „wie hast du das bloß hingekriegt?“
    „Och“, antwortete der Kapitän, „das hat sich so nach und nach ganz von selbst ergeben. Weil ich doch nicht schreiben und malen und all das andere kann, hab’ ich einige von den Größeren gefragt, ob sie mir nicht die Arbeit abnehmen könnten. Tja, und seitdem macht dein Junge Erdkunde, und Wolfgang, das ist der schlanke Junge, der mit den Kleinen in der Bank saß, gibt Lese- und Schreibunterricht. Der wird sowieso mal ’n richtiger Schulmeister. Wie der mit den Kindern umgeht, da kannst du viel von lernen! Lutz Lehmann besorgt das Rechnen. Der

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