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Käptn Snieders groß in Fahrt

Käptn Snieders groß in Fahrt

Titel: Käptn Snieders groß in Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Schuhen ’rübergehen“, sagte Ludwig.
    Wolfgang sah flüchtig in die angezeigte Richtung.
    „Mir war sowieso heiß“, sagte er.
    „Wir gehen zur Schwinge, kommst du mit?“ fragte Kluten. „Schwinge?“
    „Ja, so ’ne Art Schaukel. Da hinten an der Weser. Da fliegste ganz klasse durch die Luft, du.“
    „Mindestens fünf Meter hoch“, bekräftigte Ludwig.
    Wolfgang hatte zwar nicht die geringste Lust, gerade jetzt fünf Meter hoch durch die Luft zu fliegen, aber er spürte, daß er die beiden beleidigen würde, wenn er ihre Einladung nicht annahm. „Meinetwegen“, sagte er deshalb, nahm das Hemd auf und zwängte sich in die nassen Schuhe.
    Gemeinsam zogen sie über das sandige Gelände der Weser zu. Dort stand eine einzelne hohe Pappel. Einen Ast streckte sie weit über das gelbsandige Ufer. Und von diesem Ast hing ein langes Seil herab, unten zu einer Schlinge geknüpft.
    „Bei Hochwasser kannste von hier aus in die Weser springen“, sagte Kluten und hing auch schon an der Schlinge. Er ging ein Stück die steile Böschung hinauf und schwang sich dann in einem weiten Bogen um den Baum herum. Er erreichte tatsächlich eine erstaunliche Höhe dabei. Sicher landete er auf der anderen Seite des Baumes. Wolfgang war beeindruckt.
    Ein wenig zögernd faßte er das Seil, als Kluten es ihm zuwarf, und holte Schwung. Viel zuviel, wie es schien, denn er wurde hoch hinausgetragen und fürchtete schon, gegen den Baum geschleudert zu werden. Aber er kam unversehrt wieder unten an. Nach ihm war Ludwig an der Reihe, und dann schwangen sie abwechselnd eine ganze Zeit.
    Schließlich begann Kluten mit seiner Zirkusnummer.
    Er stieß sich ab, setzte sich in die Schlinge und brachte durch geschickte Körperdrehungen die Schwinge in eine geradlinige Schaukelbewegung. Nun hängte er die Beine ein, ließ sich mit dem Oberkörper nach hinten fallen und schwang so weiter. Doch nicht genug damit! Jetzt zog er sein Sporthemd aus und warf es wie ein Akrobat zur Erde. Das Turnhemd folgte.
    „Paß auf“, schrie Ludwig, „jetzt kommt die größte Appraxion von Zirkus Meier, der Todessprung aus siebzehn Meter Höhe in einen Goldfischteich. Achtung, Achtung, wir bitten das verehrte Publikum, die Luft anzuhalten und nicht mit den Ohren zu wackeln! Der Artist befindet sich in unübertrefflicher Todesgefahr.“
    Kluten hatte inzwischen das Seil wieder mit den Händen ergriffen, fädelte die Beine aus und hing nun langgestreckt in der Schlinge. Dreimal schwang das Seil vor und dreimal zurück, dann ließ er sich fallen und stand einen Flügelschlag später sicher auf den Füßen.
    Wolfgang atmete auf. Das hatte doch sehr gefährlich ausgesehen.
    „Dolle Sache“, sagte er anerkennend. „Aber nicht ohne. Wenn du nicht richtig landest, brichst du dir den Hals.“
    „Na klar“, sagte Kluten, „sonst wär’s ja auch langweilig.“
    „Heini Brackwede hat sich ja hier beinahe das Genick gebrochen“, erklärte Ludwig. „Der wollte aber auch einen Kopfsprung in die Weser machen und ist dabei auf Grund gehauen.“
    „Hier war das?“ fragte Wolfgang betroffen.
    Ludwig nickte.
    „Dabei war das so ’n prima Sportler, was Kluten? Der konnte Handstand machen auf einer Hand.“
    Kluten hatte seine Hemden wieder angezogen und zeigte, wie er auf den Händen stehen konnte. Er war nicht ungeschickt, lief sogar ein ganzes Stück auf die Weser zu, bevor er wieder auf die Füße sprang, ja, und es gelang ihm vorher, ein paar Sekunden auf der rechten Hand allein zu stehen.

    „Für den Anfang nicht schlecht“, sagte Ludwig.
    Kluten ärgerte sich.
    „Du Mehlsack kriegst doch deine Haxen überhaupt nicht hoch“, rief er.
    Wolfgang hatte nun auch Spaß an der Sache. Er nahm einen kurzen Anlauf und machte einen Handstandüberschlag, seine Spezialität.
    Kluten staunte.
    Verstand der Neue etwa auch was von Sport? Er nahm ebenfalls einen Anlauf und machte es ihm nach. Aber er zog die Beine nicht genug an und landete darum auf seinem Hintern.
    „Bums, sagte die Bombe, da war sie unten“, ließ Ludwig sich vernehmen. Kluten nahm noch einmal Anlauf und überschlug sich ein zweites Mal. Und diesmal kam er besser auf.
    Inzwischen hatte Wolfgang sich auf die Hände erhoben und watschelte die Böschung hinab. Sein Rücken war weit durchgebogen, die Finger hatte er gespreizt. Man sah, daß er Übung im Händelaufen hatte.
    „Mensch, wo haste denn das gelernt?“ fragte Kluten bewundernd.
    Wolfgang lief noch ein paar Schritte weiter und stellte sich dann

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