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Käptn Snieders groß in Fahrt

Käptn Snieders groß in Fahrt

Titel: Käptn Snieders groß in Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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ihnen herab. Max Beerwein stand da, schüttelte den Kopf und sagte: „Na, Rudi, iß dich der dicke ßpeckaal wieder ins Waßßer geplumpßt? Macht ja nichtß, wenn er noch ein Jahr wächßt, ißt er ßo groß wie dein kleiner Finger.“

    „ßei du doch bloß ßtill, Makß Beerwein, du verstehßt doch ßo-bießo nichtß vom Angeln, Menß“, antwortete Rudi empört. Max Beerwein war seit einem halben Jahr aus der Schule und bei einem Maurermeister in der Lehre. Er war unter den Kindern Ritzenfleths verrufen als ein Herumtreiber und Bummler, genoß aber dennoch großes Ansehen bei ihnen, weil er ungestraft Dinge tun konnte, die ihnen versagt waren. So durfte er beispielsweise im Sommer draußen am Deich schlafen, ohne daß jemand nach ihm rief und ihn ins Bett schickte. Er konnte auch, wenn in Bremen Freimarkt war, ein paar Tage ganz und gar verschwinden. Keiner suchte nach ihm oder verständigte gar die Polizei. Seine Eltern waren froh, wenn sie ihn nicht sahen. Daß sie ihn bis zu seiner Schulentlassung durchgefüttert hatten, war das Äußerste, was man von ihnen verlangen konnte. Jetzt sollte er sehen, wo er blieb.
    Max hatte seinen Vater verloren, als er drei Jahre alt war. Seine Mutter hatte wieder geheiratet und war bald darauf auch gestorben. Und als dann der Stiefvater eine zweite Frau nahm, hatte Max keinen richtigen Vater und keine richtige Mutter mehr. Für seine Zieheltern war er nur eine unbequeme Last, die sie gern losgeworden wären.
    Natürlich wurde der Junge mit seiner Freiheit nicht fertig. Er bummelte in der Schule und nun auch in der Lehre, und wenn er großtat und prahlte und die andern Jungen des Dorfes ihn beneideten, dann war er doch nicht glücklich dabei.
    Nun kam er zu Rudi und Wolfgang herab. Er stieß die Wurmdose mit dem Fuß um, daß das Wurmknäuel im Gras lag, und sagte: „Ich angle in zehn Minuten sechs oder sieben Aale, die so dick sind wie dein Arm, mein Lieber, die kannste richtig essen. Und ganz ohne Würmer!“
    „Meinßte mit Fißbrot? Da beißen Aale gar nich an.“
    „Ohne Fischbrot! Ja, da staunste, was? Komm mit, ich geb’ dir auch drei dicke ab!“
    Rudi schluckte. Er fragte sich, ob er Max trauen konnte. „Kommßte auch mit?“ wandte er sich an Wolfgang. Der wußte nicht recht, er kannte den Jungen noch nicht, und was er von
    ihm gehört hatte, war nicht das Beste. Als er aber merkte, daß Rudi ihn gerne dabei hätte, nickte er.
    Da zog Rudi seine Angel ein und rollte die Schnur auf.
    „Laß man die Angel hier“, sagte Max. „Die brauchen wir nicht. Ich nehm’ auch keine mit.“
    Jetzt hatte Rudi das sichere Gefühl, Max wollte ihn nur anführen.
    „Wie willßte denn ohne Angel fißen, Menß?“ fragte er zweifelnd.
    „Mit den Händen, wie denn sonst. Wenn du die Stelle kennst, wo über hundert Aale ganz dicht zusammen sind und nicht wegkönnen, ist das keine Kunst. Du greifst nur rein, und schon haste einen in der Hand.“
    „Meinßt du, ich laß mir veräppeln, Makß Beerwein?“ sagte Rudi zögernd.
    Max wandte sich ab.
    „Dann eben nicht“, sagte er, schon im Gehen. „Siehst du das Faß da auf der Brücke? Darin will ich meine Aale räuchern. Aber du magst wohl keine Räucheraale!“
    Das war zuviel für Rudi.
    Er rief: „Renn doch nich gleich ßo!“ und legte seine Angel mit ein paar dicken Steinen am Grabenrand fest. Und dann lief er die Böschung hinauf zu Max, der langsam voranging.
    Wolfgang kam nach.
    Max nahm das kleine Heringsfaß auf und legte es sich über die Schulter. Wolfgang war sehr neugierig, wie er mit den Händen Aale fangen wollte. Er vermutete irgendeinen Trick hinter der Sache. Und damit hatte er auch recht.
    Als die drei den alten Weserarm erreichten, löste Max ein grünes Ruderboot, das am Ufer lag, indem er den Anker aus dem Gras zog, und sagte: „Los, einsteigen! Beeilt euch!“
    „Menß, daß ißt doch Jachenß’ Boot!“ rief Rudi.
    „Na und?“ gab Max zurück.
    „Daß kannßte doch nich nehmen!“
    „Siehst ja, daß ich’s kann.“
    „Und wenn der alte Jachenß waß merkt?“
    „Nur keine Bange, der kommt erst heute nacht um zehn nach Hause.“
    Wolfgang fühlte sich nicht ganz wohl bei diesem Unternehmen. Aber es reizte ihn auch, mit den Streichen dieses Jungen vertraut zu werden, der bis jetzt noch kein einziges Wort mit ihm gesprochen hatte. Darum sprang er ins Boot und setzte sich nach hinten. Da kam auch Rudi nach. Als letzter stieg Max ein. Er stieß das Boot mit dem Fuß vom Ufer ab, nahm auf der Bank

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