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Käptn Snieders groß in Fahrt

Käptn Snieders groß in Fahrt

Titel: Käptn Snieders groß in Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Platz und begann zu rudern.
    Mit leichtem Ebbstrom glitt das Boot weserabwärts. Max trieb es mit geschickten Schlägen in die Mitte des Weserarmes und dann rasch der Mündung in die große Weser zu.
    „Wo willßte denn bloß hin?“ fragte Rudi. Er hatte keine Angst in dem sanft schaukelnden Fahrzeug. Mit dem Bootfahren war er vertraut, obwohl er noch nicht schwimmen konnte. Wolfgang fand die Fahrt wunderschön. Er wäre am liebsten immer so weitergefahren bis nach Bremerhaven oder sogar bis nach Wilhelmshaven, um dort bei den Tankern Ausschau nach seinem Bruder zu halten.
    Aber so weit wollte Max nicht.
    Als er das Boot in die große Weser gerudert hatte, trieb er es ein Stück stromauf, blieb aber in Ufernähe. Nach hundert Metern erreichte er ein größeres Boot, das dort vor Anker lag.

    „So, Rudi“, sagte er schnaufend, „jetzt kannste Aale greifen.“
    Er ließ das Boot längsseits gehen und hielt sich an dem größeren fest.
    „Steigt um“, sagte er und zeigte mit dem Kopf auf das geteerte Boot.
    Die beiden Jungen kletterten hinein. Er selbst kam auch, nachdem er Jachens' Boot mit dem Anker an dem großen befestigt hatte. „Was ihr jetzt erlebt, bleibt unter uns, klar?“ sagte er geheimnisvoll. „Das braucht sonst niemand zu wissen.“
    Nach diesen Worten beugte er sich über die Bordwand und zog an einer Kette, die ins Wasser hinabhing. Bald tauchte ein Kasten auf, der einen Deckel mit vielen Löchern hatte. Und jetzt sprach Max Wolfgang zum erstenmal an, weil er seine Hilfe brauchte.
    „Halt fest, Wolfgang“, rief er, „hier, an der Seite! Ich muß den Deckel loskriegen.“
    Wolfgang hielt den Kasten so, daß seine Seitenwände zehn Zentimeter aus dem Wasser ragten. Max fummelte an dem Verschluß des Deckels herum. Nach wenigen Handgriffen hatte er ihn gelöst und konnte den Deckel abheben. Rudi schaute an Max vorbei in den Kasten. Es wimmelte darin von Aalen. Braunschwarz glänzend glitten sie in einem unentwirrbaren Knäuel durcheinander. Es mochten tatsächlich über hundert sein.
    „So“, sagte Max, „nun wollen wir uns mal ein paar fette Burschen ’rausholen.“
    Rudi konnte vor Staunen kein Wort sagen. So viele Aale auf einmal hatte er noch nie gesehen. Atemlos verfolgte er alle Bewegungen von Max, sah, wie der mit geschicktem Griff einen dicken Aal hinter den Kiemen packte, aus der Menge löste und in Jachens’ Boot warf.
    „Siehst du, Rudi“, sagte er dabei, „ohne Würmer und ohne Angel! Nun kommt Nummer zwei. Au, der ist mir weggerutscht! Nehmen wir seinen Bruder. Komm, Freundchen, komm!“
    Schon lag der zweite Aal im Boot. Es folgten vier weitere. Da konnte Rudi seinen Eifer nicht länger bremsen.
    „Laß mir auch mal einen!“ rief er.
    „Das kannst du noch nicht, Rudi“, wehrte Max ab, „die sind nämlich verdammt glatt.“
    „Och, laß mir doch nur einen einßigen“, bettelte Rudi.
    „Na schön“, willigte Max ein, „aber paß auf, daß du nicht über Bord gehst!“
    Er machte Platz, und Rudi beugte sich über die Kiste.
    „Beeil dich“, sagte Wolfgang, „ich kann nicht mehr lange halten!“
    „Ich mach’ ja ßon“, lispelte der Kleine und reckte seine Hände dem glitschigen Durcheinander entgegen. Weil er aber nicht so lange Arme hatte wie Max, mußte er sich weiter hinabbeugen. Dabei bekam er plötzlich das Übergewicht und fiel mit dem Kopf zuerst in den Aalkasten hinein. Der entglitt Wolfgangs Händen und sauste ins Wasser, die Kette rasselnd nach sich ziehend.
    Kasten und Rudi waren weg.
    Erschrocken sah Wolfgang Blasen aufsteigen und dazwischen viele, viele Aale. Max wurde bleich.
    „Rudi kann noch nicht schwimmen“, schrie er.
    Da zögerte Wolfgang nicht eine Sekunde. Er streifte die Sandalen ab, richtete sich auf und sprang ins Wasser. Gerade bevor er eintauchte, sah er Rudi hochkommen. Die Strömung hatte ihn schon über zehn Meter abgetrieben. Wolfgang schwamm kraulend auf ihn zu, ließ ihn nicht aus den Augen, sah ihn untergehen und verzweifelt mit den Armen schlagen und erwischte ihn schließlich am Pullover. Es gelang ihm, den Kleinen über Wasser zu halten. Abschleppen aber konnte er ihn keinen Meter. Die Kleidung erschwerte alle seine Bewegungen.
    „Ich komme“, rief Max, „halt ihn fest!“
    Mit hastigen Schlägen ruderte er das Boot zu ihnen hin. Als er sich auf gleicher Höhe befand, legte er die Riemen ein und packte Rudi an der Hose. Er faßte einmal nach, zog und zerrte und hatte den Kleinen endlich im Boot. Nun half er auch

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