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Käptn Snieders groß in Fahrt

Käptn Snieders groß in Fahrt

Titel: Käptn Snieders groß in Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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du was siehst, pfeifst du zweimal!“
    Er spähte nach der Käserei hinüber, deren Rückseite in tiefem Schatten lag. Ein grauer Fleck hob sich von der dunklen Umgebung ab.
    „Da stehen sie“, sagte Kluten. „Es sind bestimmt zwanzig Stück.“
    „Los, komm!“ befahl Max. Er setzte einen Fuß in den Draht, stemmte sich hoch, lehnte sich mit dem Oberkörper über den Zaun, griff mit der Hand weit nach unten in die Maschen und schwang Beine und Unterkörper nach. Kluten folgte auf dieselbe Art. Einige Sekunden standen die beiden regungslos, sicherten ein letztes Mal zur Käserei hinüber. Dann schlichen sie gebückt durch die Kohl-, Kartoffel- und Erbsenpflanzen auf das Haus zu. Ein Fenster im ersten Stock war erleuchtet, ein untrügliches Zeichen, daß Herr Pannemann in der Wohnung war und sich nicht auf dem Hof herumtrieb.
    Die Bretter lehnten am Gitter des Kellerniedergangs. Sie waren ganz hell. Vorsichtig legten die Jungen sie um. Forttragen konnten sie das Bündel aber nicht, es war zu schwer. Schon hatte Max sein Taschenmesser zur Hand, um die Bänder durchzuschneiden, da zeigte sich, daß die Bretter mit Draht zusammengehalten wurden.
    „Verdammter Mist!“ zischte er. Aber Kluten hatte an seiner Seite die Drahtenden schon gefunden und damit begonnen, sie aufzudrehen. Nach einer halben Minute fiel der Draht ab, die Bretter rutschten fächerartig auseinander. Kluten zog ein Brett heraus, dadurch lockerte sich der Haufen, und bald konnten sie den zweiten Draht abstreifen. Rasch legten sie mehrere Bretter aufeinander, faßten sie gemeinsam an und schleppten sie weg. Wie auf dem Hinweg benutzten sie nur die festen Wege zwischen dem Gemüse, um keine Spuren zu hinterlassen.
    Am Zaun angekommen, legten sie ihre Last ab und liefen zurück. Dreimal machten sie den Weg, dann lagen alle Bretter an Mitzkas Grenze.
    Wolfgang, der Aufpasser, war immer noch ängstlich.
    „Macht bloß schnell“, flüsterte er, „ich glaub’, ich hab’ da vorhin so was gehört.“
     „Quatsch mit Soße“, sagte Max. „Hier, faß an!“ Und er schob Wolfgang eins der Bretter zu. Kluten reichte ihm ein zweites. Und so ging es fort, bis alle drüben waren. Gerade machten sich die Jungen daran, ihr Diebesgut in drei Stapel zu teilen, da hörten sie Mitzkas Hund anschlagen.
    „Der alte Mitzka kommt nach Hause“, flüsterte Kluten.
    „Über den Zaun, los!“ befahl Max und war schon wieder im Garten der Käserei, wo er sich flach auf den Boden warf. Kluten lag wenige Sekunden später neben ihm. Wolfgang blieb mit dem Fuß im Zaun hängen und brauchte eine Weile, bis er ihn ausgefädelt hatte.
    Da hörten sie, daß der alte Mitzka sein Feierabendlied sang.
    „Im grünen Wald, dort wo die Drossel singt, Drossel singt“, grölte er heiser.
    „Och, der ist ja wieder besoffen“, sagte Max und stand auf. „Kommt, wir schieben ihn ein bißchen.“
    Sie kletterten über den Zaun und gingen frech durch Mitzkas Garten auf die Straße. Der Betrunkene lehnte an einer Laterne und fummelte in seiner Jackentasche herum. Sein Hund umlief ihn schwanzwedelnd und sprang ab und zu an ihm hoch.
    „…das muntre Rehlein springt!“ röhrte Mitzka. Dann hatte er gefunden, was er suchte. Er zog einen ganzen Ring Wurst aus der Tasche und hielt ihn dem Hund hin. Das zwang ihn, seinen Gesang zu unterbrechen.
    Die Jungen kamen heran.

    „’n Abend, Herr Mitzka“, sagte Max. „Sie haben Bonzo aber einen großen Tampen Wurst gegeben.“
    „Muß er haben, mein Junge, muß er haben“, rülpste Mitzka, „wo er doch so ’n großer Hund ist und ich doch Akkord gekriegt hab’.“
    „Guck mal, wie der sich freut“, sagte Wolfgang, „er frißt und wackelt gleichzeitig mit dem Schwanz.“
    Im Handumdrehen hatte der Hund die Wurst aufgefressen. Er leckte sich das Maul und sah seinen Herrn erwartungsvoll an. Aber mehr hatte der nicht zu verschenken.
    „Is alle, alle, Bonzolein“, lallte er, „jetzt komm’ in die Heia. Herrchen hat einen kleinen Schwips.“
    Er stieß sich ab von der Laterne und wäre lang hingefallen, wenn Max ihn nicht gestützt hätte.
    „Komm man mit uns, Vadder Mitzka“, sagte er vertraulich. „Wir haben denselben Weg und bringen dich ein Stück.“
    Damit war der Mann einverstanden.
    Sie halfen ihm nach Hause, schlossen ihm auch die Tür auf und drängten ihn hinein. Der Hund sprang hinterher. Und während der Alte nun taumelnd das Schlafzimmer und sein Bett suchte, gingen die drei in den Garten zurück, nahmen die Bretter

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