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Käptn Snieders groß in Fahrt

Käptn Snieders groß in Fahrt

Titel: Käptn Snieders groß in Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Kleeblatt, dachte er. Was die drei wohl zusammen zu besorgen hatten? Käpten Snieders freute sich aber, daß Wolfgang offensichtlich festen Anschluß gefunden hatte. Die beiden würden ihm schon die trüben Gedanken austreiben, denn das waren doch zwei Spitzbuben, wie man sie selten findet. Er lehnte sich zurück, als sie hinter dem Nachbarhaus verschwunden waren, und nahm die Zeitung auf.
    Die drei Jungen gingen in das einzige Geschäft Ritzenfleths, in dem man Lebensmittel, Schreibwaren, Textilien, Werkzeuge und sogar Kohlen kaufen konnte, letztere natürlich auf dem Hof. Der Laden war dunkel und hoffnungslos veraltet. Er sah so vollgestopft aus wie eine Rumpelkammer.
    Herr Feucht, der Inhaber, der ganz allein bediente, seit seine Frau verstorben war, hatte viel Mühe, sich in dem unglaublichen Durcheinander zurechtzufinden. Wie er es anstellte, daß er doch alles fand, was seine Kunden wünschten, wie er sich vor allem mit den Preisen der verschiedenen Artikel auskannte, war unbegreiflich.
    Er beantwortete den Gruß der drei Jungen freundlich, aber ein wenig zerstreut, da er eine eilige Bestellung von Düngemitteln niederschrieb.
    „Zehn Pfund Hühnerfutter“, sagte Kluten und setzte die Tasche auf den Fußboden.
    Hühnerfutter war in der Kiste neben dem Eingang. Herr Feucht füllte eine große Tüte damit, wog ab, verschloß die Tüte und stellte sie auf den Tresen.
    „Ein halbes Pfund Rahmkäse“, verlangte Kluten als nächstes. „Im Stück?“
    „Nein, geschnitten, bitte!“
    Herr Feucht unterdrückte einen Seufzer und humpelte mit seinem rechten langen und linken kurzen Bein in die hintere, finstere Ecke des Ladens, wo er Käse, Senf, Gurken und Gewürze stehen hatte. Er mußte einen neuen Käse auspacken und machte sich dann mit der alten Schneidmaschine zu schaffen, die sehr stumpf war.
    Mittlerweile verstaute Kluten das Hühnerfutter in der Tasche. Nach mehreren Minuten tauchte Herr Feucht aus der Finsternis wieder ans Licht.
    „Moment“, sagte er, leckte das Blut vom Finger und humpelte in den Flur, um ein Pflaster zu holen.
    „Für zehn Pfennig Senf!“ rief ihm Kluten entgegen, als er wieder sichtbar wurde, um ihm den Weg abzukürzen. Herr Feucht enteilte, mußte aber doch noch mal zurückkommen, denn er brauchte Klutens Glas.
    „Drei Tafeln Gelatine“, empfing ihn der junge Kunde, „weiß.“ Herr Feucht nickte ergeben, holte aus dem Flur die Anstelleiter und trug sie umständlich, mal den Bonbongläsern, mal der Stellage mit Schuhkrems ausweichend, unter die gewünschte Ware, die sich im höchsten Fach eines Regals gleich unter der Decke befand. „Sind nur noch zwei da“, rief er von der Leiter herab, „darf’s eine rosa sein?“
    „Na, geben Sie man her!“ sagte Kluten gönnerhaft.
    Der Mann kletterte herunter, stieß dabei in der Enge eine Dose mit Glaskugeln um, die sich sofort lustig im ganzen Laden verteilten, und stand schweratmend vor den Jungen.
    „Laßt nur liegen“, rief er, als die drei sich um die Kugeln bemühten. Er fürchtete mit Recht, daß sie auch Verwendung für die tückischen Dinger hätten.
    „Das wär’s dann“, sagte Kluten mit unschuldiger Miene. „Was macht es?“
    Herr Feucht nahm den Block, suchte eine Weile nach dem Bleistift, bis er ihn hinterm Ohr fand, und schrieb den Käse, die Gelatine und den Senf auf. Das Hühnerfutter vergaß er. Kluten auch. „Genau zwei Mark“, sagte der Mann.
    Kluten ließ sich das Wechselgeld auf seinen Zehnmarkschein in kleiner Münze herausgeben und sagte sehr freundlich „Auf Wiedersehen“.
    Herr Feucht war allein mit dem Problem, ob er erst die elenden Murmeln aufsuchen oder die Bestellung fertigschreiben sollte. Die Jungen wanderten die Straße zurück und fühlten sich um zwei Mark fünfzig reicher.
    Käpten Snieders sah sie mit der vollen Tasche zurückkommen. Zwanzig Minuten später entdeckte er sie ein drittes Mal, aber nun mit einem Schneeschieber und einem Segeltuchsack beladen. Sie bewegten sich auffallend unauffällig hinter dem Deich auf den Weserarm zu, überquerten ihn ohne Schuhe und Strümpfe und machten sich an der Weser in einem Gebüsch zu schaffen. Käpten Snieders’ Neugier erwachte.
    Er nahm das Fernglas vors Auge und beobachtete ihr Treiben. „Donnerwetter“, sagte er leise, „die scheinen ja was vorzuhaben.“ Als er das Floß sah, wußte er, daß die Jungen in See stechen wollten.
    Dem alten Kapitän zitterten die Hände, und auf einmal hatte er einen großartigen Einfall.
    Er ging ins

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