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Käptn Snieders groß in Fahrt

Käptn Snieders groß in Fahrt

Titel: Käptn Snieders groß in Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Haus und sagte Lisabeth Bröders, daß sie heute nicht für ihn zu kochen brauche, er wolle eine kleine Ferientour machen und käme wahrscheinlich erst spät abends oder morgen im Laufe des Tages zurück.
    Dann setzte er seine blaue Mütze auf und machte sich auf den Weg zu Jochen Klampfer, dem Sohn seines alten Freundes, von dem er wußte, daß er ein schmuckes Kajütboot besaß.
     

Herr Schulrat, ich weiß was!
     
    Noch jemand anders benutzte den ersten Ferientag für eine Reise, für eine Landreise allerdings, genauer gesagt eine Reise mit der Eisenbahn: Frau Ruth Besenhoff.
    Sie hatte ihr knitterarmes Diolenkleid angezogen, eine silbergraue Stola aus nachempfundenem Nerz übergeworfen und den Schleierhut aufgesetzt. Diese kostspielige Aufmachung hielt sie für nötig, um auf den Schulrat von Oldenburg, bei dem sie „Schritte unternehmen“ wollte, einen guten Eindruck zu machen.
    Bis nach Berne lief sie zu Fuß. Dort bestieg sie ein Wagenabteil der Bimmelbahn, in dem schon zwei große Hunde neben einem riesigen Mann auf den Hinterkeulen saßen und sie sofort scharf ins Auge faßten. Sie verfolgten im Laufe der Fahrt jede Bewegung, die sie machte, jedes Husten, jedes Räuspern, und ab und zu streckten sie ihr die Zunge ’raus.
    Frau Besenhoff war froh, daß sie im D-Zug ein Abteil für sich alleine bekam.
    Gegen halb elf war sie in Oldenburg.
    Nachdem sie sich noch auf dem Bahnhof eine Bratwurst gegönnt hatte, machte sie sich auf den Weg zur Schulbehörde.
    Der Schulrat, der für ihren Wohnbezirk zuständig war, empfing sie freundlich und fragte sie, weshalb sie komme. Frau Besenhoff nahm vorsichtig auf dem angebotenen Stuhl Platz und holte tief Luft.
    „Ritzenfleth“, begann sie, „ich komme aus der Gemeinde Ritzenfleth“.
    „So?“ sagte der Schulrat erstaunt. „Aus Ritzenfleth! Das ist ein Zufall. Gerade eben habe ich mich sehr lange mit meinem Amtskollegen über die dortige Schule unterhalten.“
    „Herr Schulrat“, holte die Putzfrau nun aus und bemühte sich, beim Sprechen nicht auf den Schleier zu beißen, „das sind Zustände bei uns, die schreien zum Himmel, schreien die! So kann das nicht weitergehen.“
    „Um Gottes willen“, rief der Schulmann, „ist der Kapitän etwa auch krank geworden?“
    „Nein“, erwiderte die Raumpflegerin bedauernd, „der ist gesund wie ein Walroß.“
    „Na, dann bin ich ja beruhigt“, sagte der Beamte erleichtert. „Ich hätte mir sonst wirklich keinen andern Rat gewußt, als die Schule zu schließen.“

    „Herr Schulrat“, fing Frau Besenhoff wieder an und gab ihrer Stimme etwas Beschwörendes, „der hat einen Hund in der Klasse, hat der!“
    Der Schulrat nickte.
    „Ich habe davon gehört und muß schon sagen, das ist eine ganz...“
    „Nicht wahr, eine ganz und gar verbotene Sache ist das“, unterbrach ihn Frau Besenhoff. „Und vier Kleinkinder hat er auch noch bei sich, hat er, so lüttje Schietbüdels, die noch nicht bis drei zählen können. Da muß sofort ein Riegel vorgeschoben werden, muß da. Und außerdem, was die Minna ist, die sitzt ihm dauernd auf der Schulter, und das hat er auch noch gern, hat er!“
    Der Schulrat machte nun doch große, runde Augen.
    „Wie bitte?“ fragte er. „Wer sitzt ihm auf der Schulter?“
    „Na, die Minna, dieser schwarze Deubel!“
    „Was macht sie denn da?“
    „Lauter Dummheiten natürlich, was sonst! Und dabei schreit sie den ganzen Tag ,Minna und Käpten Snieders’“.
    Der Schulrat hatte dergleichen nie gehört. Darum erkundigte er sich genauer.
    „Ja, hält der alte Mann das denn aus?“
    „Pah! Dem wird das doch nie zuviel, wird ihm das. Am liebsten würde er sich auf die andere Schulter auch noch so ein Biest setzen.“
    Bei dem Schulrat stellten sich die wenigen Haare auf.
    „Wie alt ist denn diese... diese Minna?“ fragte er erregt. „Das weiß niemand. Er behauptet, er hätte sie von irgendeinem Häuptling geschenkt gekriegt zur Erinnerung oder so. Aber wer das glaubt, wird selig, wird der. Bestimmt hat er sie geklaut, als sie noch klein war.“
    „Gestohlen hat er sie?“
    „Natürlich, was denn sonst! Schließlich ist er ja ein Seemann, nicht? Und wenn die so was sehen, dann können sie doch nicht widerstehen, können sie.“
    Der Schulrat holte tief Luft.
    „Sagen Sie mal, liebe Frau, was sagen denn die Kinder dazu, wenn Minna da den ganzen Tag sitzt?“
    „Och, die freuen sich natürlich über die Zerstreuung. Die füttern sie mit Käse und Bananen und albern ’rum. Und

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