Käptn Snieders groß in Fahrt
auf und trugen sie ohne Hast auf die Straße und weiter zu Max’ Pflegeeltern, die ganz in der Nähe wohnten. Ihr Schuppen bot Platz genug für dreißig Käsebretter, auch wenn sie gestohlen waren.
Reisevorbereitungen
Am andern Morgen fingen sie an, das Floß zu bauen. Kluten verstand sich aufs Hämmern und Max aufs Sägen. Wolfgang reichte zu und hielt fest.
Sie legten zwei Bretter auf den Boden des Schuppens und nagelten zwölf andere quer darüber. So entstand ein hölzernes Rechteck, halb so groß wie die Ladefläche eines mittleren Lastwagens. Rundum nagelten sie ein Brett hochkant. Das war die Bordwand, die sie vor dem Abrutschen schützen sollte.
Als sie das Floß anheben wollten, merkten sie, daß die Nägel bis in den Holzfußboden des Schuppens gedrungen waren. „Sauerei“, schimpfte Kluten. „Warum hast du mir so lange Nägel gegeben?“
„Weil keine anderen da sind“, verteidigte sich Wolfgang.
Mit Hilfe einer Brechstange gelang es ihnen, das Floß freizubekommen. Nun schlug Kluten die durchschauenden Nägel krumm und nagelte an der Unterseite noch ein Brett schräg von einer Querstrebe zur andern, so daß sich die Lade nicht mehr verziehen konnte.
Dann prüften sie, ob die Kanister, die sie vom Schuttplatz gesucht hatten, wasserdicht waren. Sechs konnten sie verwenden, drei waren durchgerostet. Mit Draht und Band befestigten sie die Blechbehälter an der Unterseite des Floßes. Sicherheitshalber nagelten sie auch noch unter der Wasserlinie eine Art Bordwand an, damit die Kanister nicht wegrutschen konnten.
Darauf trennten sie sich zum Mittagessen.
Als sie sich wiedertrafen, beratschlagten sie, wie sie das Floß am besten an die Weser bringen konnten.
„Wir nehmen unseren Handwagen“, schlug Kluten vor.
Aber Max tippte sich an die Stirn.
„Du spinnst, das ist viel zu auffällig. Nee, wir müssen es tragen.“
„Jetzt gleich?“ fragte Wolfgang.
„Quatsch! Wenn es dunkel ist! Wir verstecken es im Gebüsch und hauen morgen früh ab.“
Am späten Abend schleppten sie das Floß über den Deich und ließen es in dem Weserarm zu Wasser. Vorsichtig stiegen sie hinauf. Sie merkten, daß sie das Gewicht gut verteilen mußten, da das Fahrzeug doch recht schmal war. Betroffen stellten sie fest, daß sie gar keine Ruder hatten.
„So was Blödes“, schimpfte Max, „dabei hab’ ich doch den Schneeschieber extra an die Schuppentür gestellt!“
Mit den Händen paddelten sie ihr Gefährt über das Wasser. Dann trugen sie es bis an die Weser. Dabei lösten sich zwei Kanister und fielen herab.
„Prima, prima“, sagte Kluten, „wir saufen schon ab, bevor wir losfahren.“
„Nur keine Aufregung“, konterte Max. „Im Wasser kann das nämlich gar nicht passieren, weil die Kanister da gegen das Brett rutschen.“
In einem dichten Busch versteckten sie das Floß und zogen dann wieder nach Hause.
„In drei Stunden ist Niedrigwasser“, stellte Kluten fest. „Das paßt gut. Dann ist morgen mittag um zwei wieder Niedrigwasser. Wenn wir kurz nach acht losgondeln, kommen wir genau in den Ebbstrom.“
Am nächsten Morgen, dem ersten Ferientag, saß Käpten Snieders schon lange vor acht auf seiner Kommandobrücke auf dem Deich. Die Gewohnheit der letzten Wochen hatte ihn so früh aus dem Bett getrieben. Außerdem versprach der Tag wunderschön zu werden. Der Himmel war klar, und die Luft stand still. Schon jetzt war es draußen recht warm.
Der Kapitän räkelte sich auf der Bank und sah selbstzufrieden dem großen Frachter entgegen, der die Weser hinauffuhr. Er fühlte sich frisch und gesund. Man sollte nicht glauben, dachte er, daß man durch den Umgang mit der Jugend wieder so jung und lebendig wird. Richtig unternehmungslustig war er. Lisabeth Bröders mußte ihm das Frühstück draußen servieren, und er holte sich sein langes Fernrohr aus der Seekiste. In aller Ruhe schlürfte er seinen Tee, aß Toast und freute sich über den herrlichen Tag und sein Wohlbefinden.
Hin und wieder blickte er durch das Fernrohr, mit dem er alle Einzelheiten auf den vorbeifahrenden Schiffen erkennen konnte. Als er sich nach dem Essen gerade seine Pfeife anzündete, hörte er die Stimmen von Kindern. Seit er Lehrer war, interessierte es ihn natürlich, was die so trieben. Er schaute auf die Straße hinunter und sah Kluten Neumann, Wolfgang Lofing und Max Beerwein, in ein ernstes Gespräch vertieft, Vorbeigehen. Kluten hatte eine große Einkaufstasche in der Hand.
Das ist ja ein eigenartiges
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