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Käptn Snieders groß in Fahrt

Käptn Snieders groß in Fahrt

Titel: Käptn Snieders groß in Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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neulich, da hat sich der Hund mit Minna um so ’n lausiges Butterbrot gezankt, hat er. Auf einmal ist die Minna auf und davon und hockt oben auf dem Kartenständer. Und der Köter, der springt, stößt den Ständer um, daß der nur so auf den Boden kracht, und wie er denkt, er hat sie, da sitzt sie schon wieder auf dem Gardinenkasten, sitzt sie.“
    „Auf dem Gardinenkasten?“ rief der Schulrat erstaunt, „Sie wollen mir doch nicht erzählen, daß ein Mensch auf dem Gardinenkasten Platz hat?“
    „Was denn für ein Mensch?“ fragte die Besenhoff verblüfft zurück.
    „Na, die Minna! Sie berichten doch die ganze Zeit...“
    „Minna ist doch kein Mensch! Daß ich nicht lache! Die Minna ist doch ein Vogel, so ’ne ganz unverschämte Dohle ist das doch. Und Füllfederhalter klaut sie und versteckt sie und hat überhaupt nur Blödsinn im Kopf. Ich darf doch annehmen, daß Sie ganz energisch dagegen einschreiten, nicht wahr? Schließlich geht es um unsere Kinder, geht es, Herr Schulrat, wenn Sie das bitte bedenken wollen!“
    Der Schulrat hatte sich wieder gefaßt.
    „Wie kann man einen Vogel aber auch Minna nennen!“ murmelte er. Zu Frau Besenhoff gewandt, sagte er laut: „Liebe Frau, der Bürgermeister Ihrer Gemeinde, Herr Reiners, hat mir in einem langen Brief geschrieben, was der alte Kapitän alles für Ritzenfleth tut. Und ich kann nur sagen, alle Achtung! Wer es fertigbringt, mit einem Hund, einer Dohle, vier Kleinkindern und siebzehn Schülern in einem Klassenraum Unterricht zu halten, der verdient einen Orden.“
    „Aber, Herr Schulrat, ich bitte Sie“, wandte Frau Besenhoff ein, „wo kämen wir denn hin, kämen wir, wenn nicht von morgens bis abends richtig gelernt wird?“
    „Lernen und leben, liebe Frau, und sich vertragen und miteinander fröhlich sein, das alles gehört zusammen“, sagte der Schulrat. „Wenn eins davon fehlt, werden aus den Kindern keine tüchtigen Menschen, die neben sich auch andere anerkennen, sondern schiefe Streber, Einzelgänger, die nur sich und ihre Arbeit achten und ihre Mitmenschen vergessen.“
    „Da hört sich aber doch alles auf, hört sich da“, rief Frau Besenhoff. „Wir in unserer Schulzeit, wir haben aber was anderes im Kopf gehabt. Wir haben gelernt und gelernt und gelernt, haben wir.“
    „Jaja“, sagte der Schulrat langsam, „und trotz Ihrer vielen Lernerei kommen Sie zu mir und machen einen alten Mann schlecht, der sich unentgeltlich für Ihre Gemeinde abmüht. Wozu war da die Lernerei gut?“
    Als Frau Besenhoff eine halbe Stunde später in einer Konditorei saß und langsam eine Tasse Mokka trank, gingen ihr recht eigenartige Gedanken durch den Kopf, und noch im Zuge war sie so in Grübeleien vertieft, daß sie vergaß, in Berne auszusteigen und bis Elsfleth durchfuhr.
     

Mit dem Floß auf Große Fahrt
     
    Die drei Flößer hatten inzwischen Elsfleth längst passiert, und auch Brake lag schon hinter ihnen. Sie saßen neben ihrem Lebensmittelkorb, hatten die Beine angezogen und unterhielten sich. Das Floß trug sie gut. Zwar drehte es sich manchmal, wenn sie das Gewicht verlagerten, aber das störte sie nicht. Hin und wieder korrigierten sie die Treibrichtung mit dem Schneeschieber. Es ging allerdings nicht so schnell voran, wie sie gehofft hatten, denn in Ufernähe waren sie anfangs noch von der Gegenströmung aufgehalten worden. Erst als sie das Floß weiter zur Wesermitte bis nahe an die Begrenzung des Fahrwassers manövriert hatten, war die Fahrt flotter geworden.
    Und noch in einem andern Punkte hatten sie sich verrechnet: Sie hatten ihren Hunger unterschätzt! Bis auf einen Knust Brot war alles aufgegessen, was sie mitgenommen hatten. Im Augenblick beunruhigte sie das noch nicht, aber daß sie bald irgendwo anlegen mußten, um Lebensmittel zu kaufen, war klar.
    Die Sonne schien warm, so daß sie ihre Pullover ausgezogen hatten. Von manchem Motor- und Segelboot waren sie schon überholt worden. Junge Leute hatten ihnen Scherzworte, ältere Ermahnungen zugerufen.
    Jetzt war Kluten dabei, ein Bad zu nehmen. Er saß unbekleidet auf den Käsebrettern, hatte die Beine ins Wasser gehängt und spritzte, um sich abzukühlen.
    „Nun spring schon ’rein“, rief Max. „Kannst ja hinterherschwimmen und schieben, damit wir ein paar Knoten mehr machen.“
    Weil sie nun einem roten Paddelboot begegneten, beeilte Kluten sich, ins Wasser zu kommen.
    „Hallo“, rief einer der Paddler, „ihr wollt wohl nach Amerika auswandern, was?“
    „Nee, nach

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