Kaetzchen mit Koepfchen
müsste die Katze eine Vorstellung davon haben, was genau der Mensch sieht, wohin er schaut und ob er sie im Blick hat. Sie müsste etwa wissen, dass ein Mensch in einem anderen Raum sie nicht sehen und damit nicht wissen kann, was am gedeckten Tisch vor sich geht. Viele Katzen beherrschen diese Fähigkeit offenbar, sie beobachten den Menschen und ergreifen Gelegenheiten, just in dem Moment Leckerbissen zu ergattern, wenn ihr Mensch gerade das Zimmer verlässt oder die Zeitung liest.
Die schlaue Katze weiß, wann die Gelegenheit für einen kleinen Diebstahl günstig ist. (Foto: Ulrike Schanz)
Umgekehrt wissen sie auch sehr genau, wie sie sich in Szene zu setzen haben, damit ihr Zweibeiner sie auch ja nicht übersehen kann. So manche Katze, die sich zu wenig beachtet fühlt, wird sich auf der Computertastatur ihres schwer arbeitenden Menschen räkeln oder sich frech auf sein Buch setzen, was dann so viel heißt wie: „Hallo, du darfst jetzt deine wertvolle Zeit mit mir verbringen.“ Viele Katzen vergewissern sich auch immer wieder mit einem Blick in die Augen ihres Menschen, dass dieser sie auch wirklich verstanden hat, wenn sie ihn angestiftet haben, eine kleine Dienstleistung für sie zu verrichten.
Manche Katzen beweisen diese Fähigkeit im Spiel auf ganz erstaunliche Art und Weise. Sie wissen, dass ein gemeinsames Spielvergnügen nur dann funktionieren kann, wenn sie ihren Menschen dazu animieren, ein Papierkügelchen wieder und wieder wegzuschnippen. Verschwindet das Spielzeug aus dem Sichtfeld des zweibeinigen Spielpartners, etwa unter dem Sofa, und der Mensch findet es nicht sofort, holen viele Katzen den Gegenstand hervor und bringen ihn zurück. Sie wissen: Wenn ihr Mensch das Spielzeug nicht mehr sieht, ist das Spiel bestimmt gleich beendet. Also wird das Papierkügelchen flugs hervorgeangelt und zum bequemen Zweibeiner gebracht, denn wann ein amüsantes Spiel endet, entscheidet ja wohl noch immer der vierbeinige Chef des Hauses.
Spiel mal anders
Besonders aufgeweckte und agile Katzen entwickeln immer wieder neue Spielvariationen, wenn wir Menschen uns denn bereitwillig auf ihre Spielregeln einlassen. Achten Sie mal darauf: Häufig spielen Katzen nicht einfach Räuber und Beute mit einer Stoffmaus an der Angel, sondern sie beziehen andere Gegenstände als Steigerung des Schwierigkeitsgrades mit ein. So begeben sie sich etwa hinter ein Stuhlbein oder auf den Stuhl hinter die Lehne, um die Maus immer nur mit einer bestimmten Pfote zu angeln, ohne komplett über den Stuhl hinauszuschießen. Sie trainieren damit den Angriff aus schwieriger Ausgangslage oder im dichten Buschwerk.
Katzen können zählen
Eine weitere unterschätzte kognitive Fähigkeit der Katze ist ihr Zahlenverständnis. Lange Zeit ist man davon ausgegangen, dass Katzen keine Vorstellung von Mengen haben. Nun begannen Forscher aber die Katzen zu schulen, immer zu einem Schälchen zu gehen, wenn sie eine bestimmte Anzahl von Tönen gehört hatten. Diese Schälchen waren mit einem Deckel versehen, auf dem die Anzahl der gehörten Töne wie auf einem Spielwürfel abgebildet waren. Wenn also die Katze einen zweifachen Klingelton hörte, sollte sie zu dem mit einer Zwei markierten Schälchen oder bei vier Tönen zu dem Näpfchen mit den vier Punkten laufen.
Tatsächlich konnten die Katzen, wenn sie einmal das Prinzip verstanden hatten, auch noch nicht gehörte Zahlen auf Anhieb dem richtigen Deckel zuordnen. Sie hatten also eine innere Vorstellung und zählten die Anzahl der Töne mit, bevor sie das Gehörte auf die Würfelaugen bezogen. Um dieses erstaunliche Ergebnis abzusichern, wurden die Punkte sogar immer wieder verschieden angeordnet, sodass ausgeschlossen war, dass sich die Katze einfach das Muster merkte, sondern wirklich die Anzahl der Punkte bei jedem Versuch neu abzählen musste. Auch wurden die Töne in ihrer Tonhöhe oder Geschwindigkeit variiert, bis kein Zweifel mehr blieb.
Wer hätte das gedacht: Unsere verschmusten Schlauköpfe können tatsächlich zählen und fühlen sich sogar in der Welt der abstrakten Zahlen richtig wohl.
Manche Katzen bringen ihre ergaunerte Beute, etwa ein Papierkügelchen, wie eine echte Beute mit, um in einem anderen Umfeld weiterzuspielen. So kann man Katzen beobachten, die ihre Spielzeugmaus in eine Sandale ihrer Zweibeiner fallen lassen, um dort munter ihre Krallenfertigkeit zu testen. Wenn wir als Menschen nicht nur staunende Beobachter sein wollen, können wir uns auf die jeweils
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