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Kafka am Strand

Kafka am Strand

Titel: Kafka am Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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Stöhnen ackerte der junge Hoshino die Bücher bis zum Abend durch. Nakata, der ja nicht lesen konnte, betrachtete begierig und aufgeregt Seite für Seite einen Fotoband mit dem Titel Berühmte Steine in Japan.
    »Nakata ist zum ersten Mal in einer Bücherei, weil er doch nicht lesen kann«, sagte er.
    »Es ist nicht gerade ein Ruhmesblatt, aber ich bin auch zum ersten Mal in einer, und das, obwohl ich lesen kann«, gestand Hoshino.
    »Macht richtig Spaß.«
    »Freut mich zu hören.«
    »In Nakano gibt es auch eine Bücherei. Von jetzt ab geht Nakata öfter hin. Vor allem, wo sie doch umsonst ist. Wusste nicht, dass auch welche, die nicht lesen können, in die Bibliothek dürfen.«
    »Mein Cousin ist blind auf die Welt gekommen. Trotzdem geht er gern ins Kino. Ich hab keinen Dunst, was er daran interessant findet.«
    »Wirklich? Nakata kann sehen, aber war noch nie im Kino.«
    »Wir gehen mal zusammen hin.«
    Die Bibliothekarin kam an den Tisch, an dem die beiden saßen, und ermahnte sie, bitte nicht so zu schreien. Die beiden verstummten und konzentrierten sich wieder auf ihre Bücher. Als Nakata Berühmte Steine in Japan durchgeblättert hatte, stellte er es zurück ins Regal und nahm sich Katzen der Welt, während der junge Hoshino weiter murrend die Bücher auf seinem Stapel durchforstete. Berichte über Steine waren leider nur wenige dabei. Er fand ein paar Aufsätze über die steinernen Mauern der Burg von Takamatsu, aber die riesigen Mauerquader hatten natürlich nicht gerade eine handliche Größe. Einen von ihnen hätte Nakata nie heben können. Außerdem gab es ein paar Legenden über Steine in Zusammenhang mit Kobo Daishi. Zum Beispiel die Geschichte, wie Kobo Daishi einmal einen Stein von einem Stück Ödland aufgehoben hatte, worauf Wasser darunter hervorgesprudelt und ein fruchtbares Reisfeld entstanden war. In irgendeinem Tempel gab es einen berühmten »Kindersegenstein«, der jedoch ungefähr einen Meter hoch war und die Gestalt eines Mannes hatte. Somit konnte es sich nicht um Nakatas »Eingangsstein« handeln.
    Resigniert verließen der junge Mann und Nakata die Bücherei und kehrten zum Abendessen in einem Lokal in der Nähe ein. Beide aßen Reis mit Tempura. Der junge Mann bestellte zusätzlich noch eine Portion Udon.
    »Das war vielleicht interessant in der Bücherei«, sagte Nakata.
    »Dass es so viele verschiedene Katzengesichter auf der Welt gibt, hat Nakata nicht gewusst.«
    »Über den Stein haben wir nichts rausgefunden. Nicht zu ändern. Immerhin war das erst der Anfang«, sagte der junge Mann. »Wir schlafen uns mal in Ruhe aus, und morgen sehen wir dann weiter.«
     
    Am nächsten Morgen gingen die beiden wieder in die Stadtbücherei. Wie am Tag zuvor suchte Hoshino Bücher zusammen, die entfernt mit Steinen zu tun hatten, stapelte sie auf dem Tisch und überflog eines nach dem anderen. So viele Bücher hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht gelesen. Zumindest lernte er auf diese Weise einiges über die Geschichte von Shikoku und erfuhr, dass alte Steine nicht selten zu einem Gegenstand der Verehrung werden. Aber die Hauptsache – eine Beschreibung des »Eingangssteins« – war nicht zu finden. Gegen Nachmittag stellten sich bei ihm vom vielen Lesen allmählich Kopfschmerzen ein, und die beiden verließen die Bibliothek, legten sich in einen Park in der Nähe und sahen lange den ziehenden Wolken zu. Hoshino rauchte, und Nakata trank braunen Tee aus seiner Thermosflasche.
    »Morgen gibt es Gewitter«, sagte Nakata.
    »He, das rufst du doch nicht wieder absichtlich herbei?«
    »Nein, Nakata ruft kein Gewitter. Die Kraft hat er nicht. Gewitter kommen einfach von selbst.«
    »Da bin ich ja beruhigt«, sagte der junge Mann.
     
    Nachdem sie im Hotel ihr Bad genommen hatten, legte sich Nakata zu Bett und schlief sofort ein. Hoshino schaute sich, den Ton leise gedreht, ein Baseballspiel im Fernsehen an. Da die Giants einen großen Punktevorsprung vor ihren Gegnern aus Hiroshima erzielten, bekam er schlechte Laune und schaltete ab. Er war noch nicht müde und hatte Durst. Also ging er aus, um sich in der erstbesten Bierkneipe ein Bier vom Fass und ein paar Zwiebelringe zu genehmigen. Er überlegte, ob er ein Mädchen ansprechen sollte, entschied jedoch, dass der Zeitpunkt für Vergnügungen dieser Art ungünstig sei, und ließ den Gedanken fallen. Am nächsten Morgen musste er schließlich wieder fit sein für die Suche nach dem Stein.
    Als er sein Bier ausgetrunken hatte, verließ er das

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