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Kafka am Strand

Kafka am Strand

Titel: Kafka am Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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Form von einem Reiskloß. So.«
    Nakata beschrieb mit den Händen etwa den Umfang einer Langspielplatte.
    »Hm. Anscheinend würdest du ihn erkennen, wenn du ihn siehst.«
    »Jawohl. Auf den ersten Blick.«
    »Ist er ein mythischer Stein mit einer Geschichte oder Überlieferung? Wenn er berühmt ist, ist er vielleicht in einem Schrein ausgestellt oder so?«
    »Wie? Weiß nicht, aber kann sein.«
    »Oder er liegt bei irgendeiner Familie als Gewicht auf dem Deckel von einem Fass mit eingelegtem Gemüse.«
    »Nein, das nicht.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil niemand ihn bewegen kann.«
    »Aber du kannst ihn bewegen?«
    »Jawohl. Nakata kann das vielleicht.«
    »Was passiert, wenn du ihn bewegst?«
    Ausnahmsweise dachte Nakata nach. Zumindest machte er ein nachdenkliches Gesicht. Dabei rieb er sich mit der Hand über den stoppligen Graukopf.
    »Nakata weiß nicht. Er weiß nur, dass jemand das allmählich bald machen muss.«
    »Und dieser Jemand bist du, oder? Jetzt.«
    »Jawohl.«
    »Gibt es diesen Stein nur in Takamatsu?«
    »Nein, nicht nur. Er ist überall. Jetzt ist er nur zufällig hier. Nakano wäre doch näher und praktischer gewesen.«
    »Ist es unter Umständen gefährlich, diesen Stein eigenmächtig zu bewegen?«
    »Jawohl, Herr Hoshino. Sehr gefährlich.«
    »Ich geb’s auf«, sagte Hoshino kopfschüttelnd. Er setzte seine Chunichi-Dragons-Kappe auf und zog seinen Pferdeschwanz durch die Öffnung am Hinterkopf. »Allmählich komme ich mir vor wie in einem Indiana-Jones-Film.«
     
    Am nächsten Morgen gingen die beiden zur Touristeninformation am Bahnhof und fragten, ob es in Takamatsu oder der Umgebung irgendeinen berühmten Stein gebe.
    »Einen Stein?«, sagte die junge Frau hinter der Theke und runzelte leicht die Stirn. Diese sehr spezielle Frage verunsicherte sie offensichtlich, da sie lediglich dazu ausgebildet war, Auskunft über die historischen Sehenswürdigkeiten zu geben.
    »Was ist das für ein Stein?«
    »Er hat ungefähr diese Größe und ist rund«, sagte der junge Mann und beschrieb, wie Nakata es getan hatte, mit beiden Händen die Größe einer Langspielplatte. »Und er wird ›Eingangsstein‹ genannt.«
    »›Eingangsstein‹.«
    »Ja, so heißt er. Ich glaube, es ist ein verhältnismäßig berühmter Stein.«
    »Um welchen Eingang handelt es sich dabei?«
    »Wenn wir das wüssten, hätten wir keine Schwierigkeiten, oder?«
    Während die Frau überlegte, musterte Hoshino sie die ganze Zeit. Sie sah nicht schlecht aus, auch wenn ihre Augen ein bisschen zu weit auseinander standen, wodurch sie ihn an ein scheues Weidetier erinnerte. Sie rief bei verschiedenen Stellen an, um sich zu erkundigen, ob jemand etwas über den Eingangsstein wisse, aber es kam nichts Verwertbares dabei heraus.
    »Es tut mir leid, aber niemand scheint etwas von einem Stein dieses Namens gehört zu haben«, sagte sie.
    »Überhaupt niemand?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Leider. Sind Sie eigens von weither gekommen, um diesen Stein zu suchen – wenn ich fragen darf?«
    »Ja, extra. Ich bin aus Nagoya, und er ist aus Nakano in Tokyo.«
    »Jawohl, Nakata aus Nakano in Tokyo«, erklärte Nakata. »Er ist in mehreren Lastwagen gefahren, und unterwegs gab es Aal. Ohne einen Yen auszugeben, ist er bis hierher gekommen.«
    »Oh«, sagte die junge Frau.
    »Schon gut. Wenn niemand diesen Stein kennt, kann man eben nichts machen. Dafür können Sie ja nichts. Gibt es hier in der Gegend nicht wenigstens irgendeinen berühmten Stein, auch wenn er nicht ›Eingangsstein‹ heißt? Einen historischen Stein, einen Stein mit einer Legende, einen heiligen Stein oder so was?«
    Nervös musterte die junge Frau den jungen Mann mit der Chunichi-Dragons-Kappe, dem Pferdeschwanz, der grünen Sonnenbrille, dem durchstochenen Ohrläppchen und dem Hawaiihemd aus Synthetikstoff.
    »Es tut mir wirklich leid, aber vielleicht möchten Sie, wenn ich Ihnen den Weg erkläre, einmal selbst in der Stadtbibliothek nachschauen? Denn mit Steinen kenne ich mich überhaupt nicht aus.«
     
    Leider war die Stadtbücherei auch kein Erfolg. Es gab dort kein einziges Buch speziell über Steine in Takamatsu oder Umgebung. »Es könnte sein, dass hier irgendwo etwas über Steine drinsteht«, sagte die zuständige Bibliothekarin. »Wenn Sie die mal durchsehen möchten?« Sie legte Hoshino einen Stapel mit verschiedenen Büchern hin: Überlieferungen aus der Präfektur Kagawa, Legenden um Kobo Daishi in Shikoku und eine Geschichte von Shikoku. Unter Ächzen und

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