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Kafka am Strand

Kafka am Strand

Titel: Kafka am Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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Im Gegensatz zu uns. Es gibt viele hübsche Geschöpfe dort und kluge, gefährliche und eklige. Jemandem den Meeresboden zu beschreiben, der ihn noch nie gesehen hat, ist schwierig. Auf alle Fälle ist es eine völlig andere Welt. An die tiefsten Stellen kommt kaum Sonne. Dort wohnen besonders eklige Viecher. He, weißt du was, Nakata? Wenn dieses ganze Durcheinander vorbei ist, gehen wir beide mal zusammen in ein Aquarium. Ich war auch schon lange in keinem mehr. Das wäre doch interessant, oder? Takamatsu liegt so nah am Meer, hier gibt es bestimmt eins.«
    »O ja, Nakata möchte unbedingt ins Aquarium.«
    »Übrigens, Nakata –«
    »Ja, was denn, Herr Hoshino?«
    »Vorgestern um die Mittagszeit haben wir doch den Stein hochgehoben und den Eingang geöffnet.«
    »Ja, Nakata und Herr Hoshino haben den Eingang geöffnet. Genau. Danach hat Nakata fest geschlafen.«
    »Ich wüsste gern, ob durch das Offnen etwas passiert ist.«
    Nakata nickte. »Jawohl. Es ist etwas passiert.«
    »Aber was passiert ist, wissen wir noch nicht.«
    Nakata schüttelte entschieden den Kopf. »Jawohl. Das wissen wir noch nicht.«
    »Vielleicht … passiert es irgendwo genau in diesem Augenblick?«
    »Jawohl, ich glaube ja. Sie sagen es, es passiert jetzt gerade. Und Nakata wartet darauf, dass es zu Ende passiert. «
    »Und dann, wenn es zu Ende ist, ist das ganze Durcheinander gelöst, stimmt’s?«
    Wieder schüttelte Nakata entschieden den Kopf. »Nein, Herr Hoshino, das weiß Nakata nicht. Er hat nur getan, was er tun sollte. Aber was dadurch alles passiert, weiß Nakata nicht. Er ist zu dumm, um solche schwierigen Sachen zu verstehen. Er weiß nicht, was kommt.«
    »Auf alle Fälle kann es wohl noch dauern, bis die Sache zum Abschluss kommt, oder?«
    »Jawohl.«
    »Und in der Zwischenzeit müssen wir sehen, dass die Polizei uns nicht erwischt. Wir haben noch was vor.«
    »Jawohl, Herr Hoshino. Nakata hat nichts dagegen, zur Polizei zu gehen. Er macht alles, was der Gouverneur sagt. Aber im Moment passt es nicht so gut.«
    »Lass nur, alter Freund«, sagte Hoshino. »Wenn du denen deine Wahnsinnsgeschichte erzählst, biegen die sich für ihr Protokoll sowieso nur was zurecht. Zum Beispiel, dass jemand in das Haus eingebrochen ist, um zu klauen, dann ein Messer genommen und den Mann erstochen hat. Das kapiert jeder. So was wie Wahrheit oder Gerechtigkeit ist denen doch schnurz. Hauptsache, sie können ohne große Anstrengung einen Verbrecher schnappen und verhaften. Und du kommst ins Gefängnis oder in eine Anstalt oder so was Schreckliches. Und vielleicht lassen sie dich dann nie mehr raus. Kohle für einen anständigen Anwalt hast du auch nicht, also würden sie dir nur einen Pflichtverteidiger verpassen. Das liegt doch auf der Hand.«
    »Mit so schwierigen Sachen kennt Nakata sich nicht aus.«
    »Aber ich – genauso macht es die Polizei«, sagte der junge Mann.
    »Deshalb will ich mit denen nichts zu tun haben. Die Bullen und ich, wir werden niemals Freunde.«
    »Jawohl. Nakata macht Herrn Hoshino viele Ungelegenheiten.«
    Hoshino seufzte tief. »Weißt du, alter Freund, es gibt doch die Redensart ›das Gift bis zum Teller‹ auslöffeln.«
    »Was heißt das?«
    »Wenn man Gift isst, muss man es bis zum Teller aufessen.«
    »Aber, Herr Hoshino, wenn der Mensch den Teller aufisst, muss er sterben. Seine Zähne gehen kaputt, und er bekommt auch Halsschmerzen.«
    »Ja, stimmt«, sagte der junge Mann verwundert. »Wieso muss man eigentlich den Teller aufessen?«
    »Nakata ist zu dumm, um das zu verstehen. Gift geht, nur ein Teller ist zu hart zum Essen.«
    »Ja, genau. Ich blicke da auch nicht durch. Ich muss zugeben, dass ich selber nicht besonders helle bin. Damit wollte ich doch nur sagen, dass ich jetzt, wo wir so weit gekommen sind, weiter zu dir halte. Dass du was Schlechtes gemacht haben sollst, kann ich mir einfach nicht vorstellen. Ich lasse dich nicht im Stich. Das gelobe ich, so wahr ich Hoshino heiße.«
    »Vielen Dank. Nakata kann Ihnen wirklich nicht genug danken«, sagte Nakata. »Da Sie so freundlich sind, habe ich noch eine Bitte.«
    »Sprich dich aus.«
    »Vielleicht brauchen wir ein Auto.«
    »Geht auch ein Leihwagen?«
    »Nakata kennt keine Leihwagen, aber was für eins, ist egal. Klein oder groß, Hauptsache ein Auto.«
    »Wenn’s weiter nichts ist. Autos sind mein Spezialgebiet. Später besorge ich eins für uns. Und dann fahren wir irgendwohin?«
    »Jawohl, vielleicht fahren wir irgendwohin.«
    »Ach Nakata, alter

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