Kafka am Strand
Meine Erlaubnis hast du.«
»Danke«, sage ich.
»Wie bin ich denn in deiner Fantasie? Hübsch?«
»Sehr!«, antworte ich.
Bald breitet sich ein gelöstes Gefühl in meinem Unterleib aus. Als ob gleich eine Flüssigkeit mit einem hohen spezifischen Gewicht herausspritzen wird. Als ich es ihr sage, nimmt sie ein Papiertaschentuch vom Nachttisch, um mein Sperma aufzufangen. Ich ejakuliere mehrmals heftig. Gleich darauf geht sie in die Küche, um das Taschentuch fortzuwerfen und sich die Hände zu waschen.
»Entschuldige«, sage ich.
»Kein Problem«, sagt sie und kommt ins Bett zurück. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Das ist doch nur ein Körperteil, und man braucht gar nicht so viel Theater darum zu machen. War es denn ein bisschen angenehm?«
»Sehr!«
»Dann ist es ja gut.« Sie überlegt eine Weile. »Ich dachte gerade, dass es schön wäre, wenn ich wirklich deine Schwester wäre.«
»Das fände ich auch«, sage ich.
Sie streicht mir leicht übers Haar. »Ich möchte schlafen. Gehst du wieder in deinen Schlafsack? Wenn ich nicht allein bin, kann ich nicht gut einschlafen. Außerdem halte ich es nicht aus, wenn sich im Morgengrauen noch mal so ein hartes Ding an mich drückt.«
Ich krieche wieder in meinen Schlafsack und schließe die Augen. Nun kann ich einschlafen. Ich falle in einen sehr tiefen Schlaf. Vielleicht den tiefsten, seit ich von zu Hause fort bin. Ich habe das Gefühl, langsam in einem ruhigen großen Fahrstuhl bis auf den Grund der Erde zu fahren. Bald sind alle Lichter erloschen und alle Geräusche verstummt.
Als ich nach neun aufwache, ist Sakura schon zur Arbeit gegangen. Der Schmerz in meiner Schulter ist fast weg. Wie Sakura gesagt hat. Auf dem Küchentisch liegen eine gefaltete Morgenzeitung und eine Notiz. Und ein Wohnungsschlüssel.
Ich habe die Sieben-Uhr-Nachrichten von Anfang bis Ende angeschaut und die Zeitung bis zur letzten Zeile gelesen. Hier in der Gegend gab es keinen blutigen Zwischenfall. Das Blut bedeutet also wahrscheinlich nichts. Gut, was? Im Kühlschrank ist nichts Richtiges, aber nimm dir, was du magst. Du kannst alles benutzen. Wenn du willst, kannst du eine Weile hier bleiben. Solltest du weggehen, leg bitte den Schlüssel unter die Fußmatte.
Ich nehme Milch aus dem Kühlschrank, und nachdem ich mich vergewissert habe, dass das Haltbarkeitsdatum nicht überschritten ist, esse ich Cornflakes. Danach brühe ich mir einen Beutel Darjeeling auf, breite die Zeitung aus und lese den Lokalteil. Es stimmt, es steht nichts von einem Gewaltverbrechen darin. Seufzend lege ich die Zeitung wieder zusammen. Vorläufig brauche ich wenigstens nicht vor der Polizei zu flüchten. Dennoch beschließe ich, nicht ins Hotel zurückzukehren. Ich muss vorsichtig sein, denn ich weiß immer noch nicht, was während der vier Stunden, an die ich mich nicht erinnern kann, passiert ist.
Ich rufe im Hotel an. Eine Männerstimme, an die ich mich nicht erinnere, ist am Apparat. Ich sage, ich müsse umständehalber plötzlich ausziehen. Ich bemühe mich, möglichst erwachsen zu klingen. Da das Zimmer im Voraus bezahlt sei, sollte es keine Probleme geben. Über die persönlichen Gegenstände, die ich zurückgelassen hätte, könne man nach Belieben verfügen. Er schaut im Computer nach und überzeugt sich, dass die Rechnung bezahlt ist. »Ist in Ordnung, Herr Tamura. Sie sind ausgecheckt«, sagt er. Die Karte, mit der das Zimmerschloss funktioniert, müsse ich nicht zurückzubringen. Ich bedanke mich und lege auf.
Dann gehe ich unter die Dusche. Im Bad sind Sakuras Unterwäsche und Strümpfe zum Trocknen aufgehängt. Bestrebt, diesen Anblick zu vermeiden, wasche ich mich wie immer lange und gründlich. Ich bemühe mich auch, möglichst nicht an die vergangene Nacht zu denken. Ich putze mir die Zähne und ziehe frische Unterwäsche an, rolle meinen Schlafsack zusammen und verstaue ihn im Rucksack.
Meine schmutzigen Sachen wasche ich in der Waschmaschine. Da es keinen Trockner gibt, falte ich die nach dem Waschen noch feuchten Sachen zusammen und packe sie in eine Plastiktüte in den Rucksack. Ich kann sie in einem Waschsalon trocknen.
Ich spüle das ganze Geschirr, das sich im Küchenbecken türmt, trockne es kurz ab und stelle es ins Regal. Dann räume ich den Kühlschrank auf und werfe die Lebensmittel weg, die schlecht geworden sind. Es stinkt fürchterlich darin. Ein Brokkoli ist verschimmelt, das Verfallsdatum vom Tofu längst abgelaufen, und die Gurken sind wie
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