Kafka am Strand
aus Gummi. Ich tausche die Behälter gegen frische aus und wische die verklebten Soßenflaschen ab. Ich leere die Aschenbecher und stapele alte Zeitungen. Ich putze den Boden. Sakura mag eine Begabung für Massage haben, aber im Haushalt ist sie eine Null. Der Reihe nach bügele ich ihre unordentlich auf der Kommode liegenden Blusen und kaufe ein, denn ich habe Lust, am Abend ein Essen zu kochen. Um in Ruhe gelassen zu werden, habe ich zu Hause möglichst alle Hausarbeiten selbst erledigt, sodass diese Aufgaben mir keine Mühe bereiten. Aber vielleicht ist das, was ich bisher gemacht habe, zu viel?
Als ich fertig bin, setze ich mich an den Küchentisch und schaue mich um. Mir wird klar, dass ich nicht ewig hier bleiben kann. Solange ich hier bin, würde ich wohl pausenlos Erektionen und irgendwelche Fantasien haben. Es geht nicht, dass ich ihren kleinen schwarzen Höschen im Bad immer den Rücken zukehre. Dass ich ständig ihre Erlaubnis für meine Fantasien einhole. Und vor allem muss ich garantiert dauernd daran denken, was sie in der vergangenen Nacht für mich getan hat.
Ich hinterlasse Sakura einen Brief, den ich mit einem stumpfen Bleistift auf einen Block schreibe, der neben dem Telefon liegt.
Danke. Du hast mir sehr geholfen. Entschuldige, dass ich dich mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt habe. Aber ich begehre dich zu sehr, um hier zu bleiben.
Nachdem ich bis hierher geschrieben habe, mache ich eine Pause, um zu überlegen, wie ich fortfahren soll. Dabei sehe ich mich noch einmal im Zimmer um.
Danke auch, dass ich hier schlafen durfte, und für das Angebot, eine Weile hier zu bleiben. Es wäre schön, wenn das ginge, aber ich kann dir nicht noch mehr Ungelegenheiten bereiten. Ich kann es nicht richtig erklären, aber dafür gibt es alle möglichen Gründe. Ich werde es schon irgendwie schaffen. Ich wäre sehr froh, wenn du etwas Zuneigung für mich übrig hättest, wenn ich wieder einmal in Not bin.
An dieser Stelle mache ich wieder eine Pause. Irgendwo nebenan schaltet jemand laut den Fernseher ein. Ein Morgenmagazin für Hausfrauen. Alle Mitwirkenden kreischen laut, und die Werbung steht dem in nichts nach. Während ich am Tisch sitze und den stumpfen Bleistift zwischen meinen Fingern drehe, sammele ich meine Gedanken.
Aber um ehrlich zu sein, bin ich nicht fähig, deine Freundlichkeit anzunehmen. Ich müsste ein viel besserer Mensch werden, aber das kann ich nicht. Ich weiß nicht, ob ich, wenn wir uns das nächste Mal sehen, besser geworden bin. Wie ich das machen soll, weiß ich nicht. Was du gestern Nacht getan hast, war wunderbar. Danke schön.
Ich lege den Brief unter einen Becher. Dann nehme ich meinen Rucksack und verlasse das Apartment. Den Schlüssel verstecke ich, wie abgemacht, unter der Fußmatte. Mitten auf der Treppe hält eine schwarz-weiß gefleckte Katze ihren Mittagsschlaf. Sie ist wohl an Menschen gewöhnt und macht keine Anstalten aufzustehen, als ich die Treppe hinunterkomme. Ich setze mich neben den großen Kater und streichele ihn eine Weile. Wehmut ergreift mich. Die Augen des Katers werden schmal, und er fängt an zu schnurren. Lange sitzen wir so beisammen, und allmählich überkommt mich ein vertrautes, wohliges Gefühl. Bald darauf gehe ich und trete hinaus auf die Straße. Draußen fällt ein feiner Regen. Jetzt wo ich aus dem billigen Hotel ausgezogen bin und Sakuras Wohnung verlassen habe, gibt es nirgendwo einen Ort, an dem ich übernachten kann. Ich muss vor Sonnenuntergang ein Dach über dem Kopf haben, unter dem ich sicher schlafen kann. Wohin soll ich mich wenden? Erst einmal fahre ich mit der Bahn zur Komura-Bibliothek. Dann ergibt sich vielleicht etwas. Es gibt keinen Grund für diese Hoffnung, aber ich habe eine Vorahnung So nimmt mein Schicksal immer seltsamere Wendungen.
12
19. Oktober Showa 47 (1972)
Sehr geehrter Herr, wahrscheinlich erstaunt es Sie, so plötzlich einen Brief von mir zu erhalten. Entschuldigen Sie, falls Sie dies als aufdringlich empfinden sollten. An meinen Namen werden Sie sich wohl nicht erinnern – ich war Lehrerin an der kleinen Grundschule in ** in der Präfektur Yamanashi – aber möglicherweise fällt er Ihnen wieder ein, wenn ich ihn nenne. Ein Jahr vor Kriegsende ist hier eine Gruppe von Schülern, mit denen ich einen Ausflug machte, ohnmächtig geworden. Kurz nach diesem Ereignis kamen Sie als Facharzt der Universität von Tokyo mit einigen Militärs in unseren Ort, um den Fall zu
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