Kafka am Strand
Dunkelheit sonderbar deutlich zu hören.
»Du kannst nicht schlafen, oder?«, sagt ihre Stimme leise aus der Dunkelheit.
»Nein«, erwidere ich.
»Ich auch nicht. Wieso habe ich bloß den Kaffee getrunken? Ich habe mir gar nichts dabei gedacht.«
Sie knipst ihre Nachttischlampe an, sieht auf die Uhr und löscht das Licht wieder.
»Versteh mich nicht falsch«, sagt sie. »Aber wenn du willst, kannst du zu mir rüberkommen. Ich kann ja auch nicht einschlafen.«
Ich krieche aus meinem Schlafsack in ihr Bett. Ich habe Boxershorts und das T-Shirt an, sie trägt einen hellrosa Pyjama.
»Weißt du, ich habe in Tokyo einen festen Freund. Ist kein besonders toller Typ oder so, aber wir sind irgendwie zusammen. Deshalb habe ich mit niemand anderem Sex. Damit nehm ich’s ziemlich ernst. Altmodisch, was? Früher war ich nicht so, sondern ganz schön forsch, aber das hat sich geändert. Ich bin seriös geworden. Also komm nicht auf komische Gedanken. Wir sind wie kleiner Bruder und ältere Schwester. Verstehst du?«
Ich bejahe.
Sie legt mir den Arm um die Schulter und zieht mich an sich. Dann legte sie ihre Wange an meine und sagte: »Du Armer.«
Natürlich bekomme ich eine Erektion. Eine überaus harte. Und es lässt sich nicht vermeiden, dass ich damit Sakuras Oberschenkel berühre.
»Na, na«, sagt sie.
»Das ist keine böse Absicht«, entschuldige ich mich. »Ich kann nichts dafür.«
»Ich versteh schon«, sagt sie. »Ich weiß, wie lästig das ist. Ihr könnt das nicht kontrollieren.«
Ich nicke im Dunkeln.
Sie zögert einen Moment, streift mir dann jedoch die Boxershorts herunter und umfasst sanft meinen steinharten Penis. Als würde sie ihn untersuchen. Wie ein Arzt, wenn er den Puls fühlt. Ihre weiche Hand an meinem Penis fühlt sich an wie eine ideelle Berührung.
»Wie alt ist deine Schwester jetzt?«
»Einundzwanzig«, sage ich. »Sie ist sechs Jahre älter als ich.«
Sie denkt einen Moment darüber nach. »Würdest du sie gern sehen?«
»Vielleicht«, sage ich.
»Vielleicht?« Die Hand um meinen Penis packt ein bisschen fester zu. »Was soll das heißen? Würdest du sie gar nicht so gern sehen?«
»Ich wüsste doch gar nicht, was ich mit ihr reden soll, und vielleicht möchte sie mich gar nicht sehen. Genauso ist es mit meiner Mutter. Vielleicht hat gar niemand Lust, mich zu sehen. Und niemand sucht mich. Und überhaupt sind sie ja weggegangen.« Ohne mich.
Sakura schweigt. Der Druck ihrer Hand um meinen Penis wird bald schwächer, bald stärker. Dementsprechend entspannt er sich oder wird heiß und hart.
»Möchtest du kommen?«, fragt sie.
»Vielleicht«, sage ich.
»Vielleicht?«
»Sehr gern«, berichtige ich mich.
Sie stößt einen leichten Seufzer aus und beginnt ihre Hand langsam zu bewegen. Es ist ein tolles Gefühl. Sie bewegt die Hand nicht nur einfach auf und ab. Das Gefühl ergreift meinen ganzen Körper. Zärtlich berühren und streicheln ihre Finger alle möglichen Stellen an meinem Penis und meinen Hoden. Ich schließe die Augen und stöhne.
»Mich darfst du aber nicht anfassen. Und sag mir auf der Stelle Bescheid, wenn du kommst. Ich will keine Flecken auf dem Laken.«
»Ja«, sage ich.
»Wie findest du es? Mache ich es gut?«
»Sehr!«
»Wie gesagt, ich habe eine angeborene handwerkliche Begabung. Das hier hat nichts mit Sex zu tun. Wie soll ich sagen – ich verschaffe dir nur körperliche Erleichterung. Heute war ein langer Tag, und du bist sehr aufgewühlt. So kann man nicht einschlafen. Verstehst du?«
»Ja«, sage ich. »Ich habe eine Bitte.«
»Welche?«
»Wäre es dir recht, wenn ich mir dich nackt vorstelle?«
Sakura hält in ihren Handbewegungen inne und sieht mich an.
»Du stellst dir meinen nackten Körper vor, während ich das hier mache?«
»Ja, ich habe mir zwar vorhin vorgenommen, damit aufzuhören, aber ich kann’s nicht.«
»Du kannst nicht?«
»Das kann man nicht abschalten wie einen Fernseher.«
Sie lacht amüsiert. »Versteh ich nicht. Sich etwas vorzustellen, nur so für sich und stillschweigend, tut doch keinem weh. Ich weiß doch eh nicht, was du denkst. Also musst du auch nicht extra meine Erlaubnis einholen.«
»Aber mich beschäftigt das. Ich finde, Vorstellungen sind etwas Wichtiges, und ich sollte dich fragen. Das hat nichts mit wissen oder nicht wissen zu tun.«
»Du bist sehr anständig«, sagt sie beeindruckt. »Aber von mir aus brauchst du nicht aufzuhören. Du kannst dir meinen nackten Körper vorstellen, soviel du magst.
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