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Kafka am Strand

Kafka am Strand

Titel: Kafka am Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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verständlicher für dich ist, kannst du das ruhig glauben. Ganz wie du willst. Es ist egal.«
    Für Nakata bestand kein Unterschied zu den seltsamen Reden, die die Katze Kawamura führte.
    »Sie sind also Ausländer und doch kein Ausländer.«
    »So ist es.«
    Nakata beschloss, der Frage nicht weiter nachzugehen.
    »Also … Herr Johnnie Walker, Sie haben Nakata von dem Hund hierher bringen lassen.«
    »Genau«, sagte Johnnie Walker knapp.
    »Und was kann Nakata für Sie tun, Herr Johnnie Walker?«
    »Wahrscheinlich bin eher ich derjenige, der etwas für dich tun kann«, sagte Johnnie Walker. Er nahm wieder einen Schluck von seinem Whiskey-on-the-Rocks. »Soweit ich weiß, wartest du schon seit einigen Tagen auf diesem Grundstück auf mich.«
    »Ja stimmt, schon ganz vergessen. Nakata ist dumm und vergisst deshalb alles sofort. Es ist genau, wie Sie sagen. Nakata hat auf dem Grundstück auf Herrn Johnnie Walker gewartet, um sich nach einer Katze zu erkundigen.«
    Johnnie Walker schlug mit dem Stöckchen in seiner Hand an die Seite seines Stiefels. Er schlug nur leicht dagegen, aber das trockene Klatschen hallte laut durch den Raum. Der Hund bewegte etwas die Ohren.
    »Der Tag geht, die Flut kommt. Wollen wir das Gespräch nicht ein bisschen vorantreiben?«, sagte Johnnie Walker. »Du willst mich nach der gefleckten Katze Goma fragen, nicht wahr?«
    »Ja, genau. Nakata sucht im Auftrag von Frau Koizumi seit zehn Tagen nach Goma. Herr Johnnie Walker, wissen Sie, wo Goma ist?«
    »Ich kenne diese Katze.«
    »Und wissen Sie vielleicht auch, wo sie ist?«
    »Auch das weiß ich.«
    Nakata starrte Johnnie Walker einen Moment mit leicht geöffnetem Mund an. Er warf einen kurzen Blick auf dessen Zylinder und sah ihm dann wieder ins Gesicht. Johnnie Walkers schmale Lippen waren voller Überzeugung zusammengepresst.
    »Ist sie hier in der Nähe?«
    Johnnie Walker nickte einige Male. »Ja, ganz in der Nähe.«
    Nakata sah sich im Zimmer um, aber es war keine Katze zu sehen. Da waren nur der Schreibtisch, der Drehstuhl, auf dem der Mann saß, das Sofa, auf dem Nakata selbst saß, zwei weitere Stühle, die Stehlampe und ein Kaffeetischchen.
    »Dann«, sagte Nakata, »kann ich die kleine Goma doch mitnehmen, oder?«
    »Das hängt von dir ab.«
    »Von Nakata?«
    »Genau, von Nakata«, sagte Johnnie Walker, wobei er eine Augenbraue leicht in die Höhe zog. »Es ist deine Entscheidung, ob du Goma wieder nach Hause bringen kannst. Frau Koizumi und ihre Töchter würden sich riesig freuen. Vielleicht kannst du sie aber auch nicht mitnehmen. Dann werden alle sehr enttäuscht sein. Du willst doch nicht, dass alle enttäuscht sind, oder?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Natürlich nicht.«
    »Also, was soll Nakata machen?«
    Johnnie Walker wirbelte sein Stöckchen in der Hand herum. »Ich verlange etwas Bestimmtes von dir.«
    »Etwas, das Nakata kann?«
    »Ich verlange nichts von jemandem, das er nicht kann. Das wäre reine Zeitverschwendung. Findest du nicht?«
    Nakata überlegte. »Das könnte sein.«
    »Also muss das, was ich von dir verlange, auch etwas sein, das du kannst, stimmt’s?«
    Nakata dachte wieder nach. »Ja, wahrscheinlich.«
    »Zuerst einmal ganz allgemein – jede Hypothese erfordert eine Gegenthese.«
    »Hä?«, sagte Nakata.
    »Hypothesen ohne Gegenthesen verhindern den wissenschaftlichen Fortschritt«, erklärte Johnnie Walker und schlug mit dem Stock gegen seinen Stiefel. Es war ein sehr aggressives Schlagen. Der Hund bewegte wieder die Ohren. »Absolut.«
    Nakata hielt den Mund.
    »Offen gesagt, ich bin schon lange auf der Suche nach jemandem wie dir«, sagte Johnnie Walker. »Aber bisher konnte ich niemanden finden. Vor kurzem habe ich dann zufällig beobachtet, wie du dich mit einer Katze unterhalten hast. Das ist genau der, den du suchst, dachte ich da. Deshalb musste ich dich hierher bemühen. Entschuldige, dass ich dich auf diese Art gerufen habe.«
    »Aber nicht doch, Nakata hat ja Zeit«, sagte Nakata.
    »Dann habe ich mehrere Hypothesen über dich aufgestellt«, sagte Johnnie Walker. »Natürlich habe ich auch Gegenhypothesen vorbereitet. Es ist wie ein Spiel. Ein Spiel, das im Kopf stattfindet. Aber wie bei jedem Spiel muss es auch Sieg und Niederlage geben. In diesem Fall muss geprüft werden, ob meine Hypothese richtig oder falsch ist. Aber du verstehst nicht, worum es geht, oder?«
    Nakata schwieg, den Kopf zur Seite geneigt.
    Johnnie Walker schlug wieder mit dem Stöckchen gegen seinen Stiefel. Wie auf

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