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Kairos (German Edition)

Kairos (German Edition)

Titel: Kairos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gallo
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hervor. „Es ist also wahr.“ Er sah Lori an, sah ihr stummes Nicken, und fragte Cromer: „Und es ist auch ganz sicher echt? Ich meine, ein brillant geschriebenes Programm könnte...“
    „Sie zweifeln an der Authentizität dessen? Habe ich auch zuerst. Einem spontanen Gefühl folgend, glaubte ich an irgendeinen gut ausgetüftelten Trick, eine raffinierte Kompressionsalgorithmenspiegelung, irgendeine Multiscan-Sache, etwas in der Art. Aber Sie vergessen neben all den Befunden, die auf Echtheit des Materials schließen lassen, die stichhaltigen Aussagen der Crew, deren lückenlose Kooperation. Und wir reden hier von Leuten wie Hans-Christian Belmuth oder Lucille Bonné. Das sind keine tapernden Nichtskönner, sondern Menschen mit Renommee. Undenkbar, daß sie etwas mit einem Betrug zu schaffen haben.“ Er hielt inne. Seine Haltung sprach von Verdruß durch anhaltend aufreibende Nachrichten und fortgeschrittene Übermüdung. „Um Ihre Frage zu beantworten, Alain: Wir warten zwar noch immer auf die Originalframes von
Pioneer Red
, aber nach der Auswertung der vorhandenen Fakten unter Berücksichtigung aller Indizien...“ Er sah ihn ernst an. „Also ja. Ja, es ist alles echt.“
    Alain hörte, was Cromer sagte, verstand das Bahnbrechende seiner Worte. Aber er bekam es mit seinem Verstand nicht zu fassen. Der Kern von Cromers Aussage entglitt seinem Bewußtsein wie ein schlüpfriger Fisch einem Angler. Was blieb, war ein unbestimmtes Gefühl, etwas Großem auf der Spur zu sein, überlagert von dem Bestreben seines logisch arbeitenden Verstandes, möglichst rasch etwas Licht in das Dunkle zu bringen. Also brach er nicht in Jubel aus, sondern fragte: „Und das ist alles an Material?“
    Nicken seiten Cromers.
    „Könnte ich es noch einmal sehen?“
    Selbstverständlich könnte er.
    Cromer gab den Sprachbefehl. Erneut wuchs vor ihnen der dreidimensionale Speicherfilm. Die Sequenz zeigte einen Himmel in Lachsrosa. Einfallendes Licht überstrahlte die Sterne, warf eine Korona um eine Gestalt in weißem Raumanzug. Deimos war ein Funkeln zuoberst, ähnlich dem Abendstern am Erdfirmament. Wie die Kamera dem Lichtgrad sich anpaßte, gewann das Bild an Schärfe und Helligkeit. Ein Ausschnitt wurde selektiv vergrößert; Deimos kam heran.
    Cromer stoppte die Aufzeichnung. Im Pausenmodus sah der nachkolorierte Mond detailmäßig verstümmelt aus, klobig und künstlich.
    „Ich muß mich für die mangelnde Qualität entschuldigen“, sagte Cromer, während er sich vorbeugte und einen Ausschnitt mit einem Lichtstift berührte.
    „Nicht doch.“ Alain wußte, daß Helmkameraaufzeichnungen nur bedingt vergrößert werden konnten, ehe die Algorithmen zerfallen und das Bild körnig wurde. „In Anbetracht der Umstände sind die Aufnahmen recht gut.“
    „Gut genug jedenfalls“, sagte Lori.
    Rechts unterhalb von Deimos tauchten eine kurze Liste astronomischer Daten und ein paar Textzeilen auf, die eine Computerstimme auch verlas. Cromer erklärte: „Er – es beschleunigt konstant. Mit Erdkurs.“ Drei Sekunden Stille. Alains Blick verlor sich im Nichts. Lori schluckte mit trockener Kehle.
    „Ich denke, das werden große Neuigkeiten“, sagte Alain schließlich.
    „Das denke ich auch“, meinte Cromer. „Visueller Erstkontakt. Heute, 11. Juni 2042, halb Elf MEZ.“ Er erklärte: „Die Bilder erreichten uns gemäß der zyklischen Entfernung zum Mars. Die Aufnahmen machte der Materialwissenschaftler Dr. Jonas Moravsky. Ihn begleitete die Turiner Xenobiologin Anna Burnacini.“ Er drehte seinen Rollenstuhl zum Fenster, legte die Fingerkuppen aneinander und stützte das Kinn mit den Daumen. „Der Missionsstab befragte sie eingehend. Wenn Sie möchten,sehen Sie die Protokolle ein.“ Er wandte sich ihnen zu. „Es war nur eine Routinefahrt, Proben und Messungen. Die Frau sieht zum Himmel, sieht Deimos, wie er einfach seinen Umlauf abbricht und verschwindet.“ Cromer hob die Brauen, verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Er erwartete eine Entgegnung, und seine Gesprächspartner wußten das.
    „Ein Mond ist durch Gravitation an die Planetenmasse gebunden“, sagte Lori. „Ein Schwerkrafttrichter oder eine Planetenkollision könnten bewirken, daß-“
    „Aber falls es einen Mond aus seinem Orbit reißt“, unterbrach sie Cromer, „stürzt er auf den Planeten zu; sicher verschwindet er nicht im Raum.“
    Alain merkte auf. „Professor, wollen Sie anzweifeln, daß es möglich ist? Es ist!“
    Cromer nickte und rieb sich die

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