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Kairos (German Edition)

Kairos (German Edition)

Titel: Kairos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gallo
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der Wand und ihrem Gesicht. In ihrem Gesicht stand reife, weise Entschlossenheit. Die Illusion hatte begonnen, ihnen von Som zu berichten, ihrer Heimat.
    Einst hatten die Som´ai Schiffe in alle Teile der Galaxis entsandt, um auf so vielen Planeten wie möglich dem Leben zur Entfaltung zu verhelfen – für Som das höchste Ziel. In einem Spiralarm fanden sie ein System, dessen dritter Planet primitives Leben barg.
    „Die Erde“, sagte Berg und stellte sie sich vor, getaucht ins reine Licht der Zeit.
    [Wir landeten], berichtete Galdea, [und fanden die Affenwesen in den Wäldern – den Urmensch.]
    „Wann hat sich das zugetragen?“, fragte Bals.
    [Eine Million Jahre zuvor.]
    Alle bekamen ein neues Bild von dem Universum und der Zeit, die darin verging.
    Doria schürzte die Lippen. „Warum werde ich das Gefühl nicht los, daß unsere Evolution und das Wirken der Som´ai in einem Zusammenhang stehen.“
    Ihr Gefühl trog nicht. Wie Galdea ihnen eröffnete, hatten die Som´ai wirklich eingegriffen und das Tier vom Menschen getrennt.
    Doria stieß sich von der Wand ab. „Also
sind
wir Laborratten.“
    Bals Blick fuhr zu ihr herum, sein Mund ein Strich. „Was geht hier vor, Patrick?“, fragte er.
    „Gott.“ Sie schielte zu Galdea. „Ich kann ihn nicht ausstehen.“
    „Captain, lassen Sie gefälligst Ihr unbotmäßiges Verhalten“, sagte Bals.
    Alle starrten sie an. Doria erwiderte die Blicke herausfordernd.
    Alain schüttelte langsam den Kopf. „Was für ein infantiles Gerede.“
    Doria sah zu Berg, und dieser schlug kurz die Augen nieder und nickte einmal. Zur Erleichterung aller zog Doria sich daraufhin wortlos einen Stuhl heran und setzte sich.
    Galdea weiter: [Es gab einen Konflikt.]
    Alain merkte auf.
    [Es gab Widerstand gegen uralte Gesetze. Manche sahen darin, dem Leben auf fernen Planeten bei seiner Entfaltung zu helfen, einen unerlaubten Eingriff in den rechten Weltenlauf. Aber die alten Gesetze siegten, und wir machten weiter und fanden schließlich die Affenmenschen. Wir griffen ein; die Affen entwickelten sich. Sie wurden zu Menschenaffen, und die Menschen wurden intelligenter.] Sie machte eine Pause, und nicht nur Alain beschlich das Gefühl, daß Galdea ihnen jetzt Bedeutsames in einer langen Reihe bedeutsamer Dinge offenbaren würde.
    [Wir schufen euch.]
    Der Mensch ist erschaffen nach dem Ebenbild Gottes,
dachte Alain und atmete tief ein.
Genetik vor einer Million Jahren
.
    Eiko sprach wie zu sich selbst: „Die Frage war immer, weshalb wir die Wälder verlassen und in den ungeschützten Savannen neuen Lebensraum erschlossen und gewisse Dinge getan und erlernt haben. Ein Affe würde niemals einen Fluß überqueren. Aber wir haben es irgendwann getan. Bislang ging man von einer erzwungenen Entwicklung aus, etwa wegen der großen Dürre in Afrika.“
    Alain sagte: „Aber es waren Galdeas Ahnen. Sie könnten aufgezeigt haben, wie man ein Steinmesser herstellt oder einen Speer wirft und das alles.“
    Berg sah die beiden Forscher an. „Wenn Sie etwas Hilfreiches im Hinblick auf unsere Situation wissen, würden wir es gerne hören.“
    Alain straffte sich. „Ich bin kein Paläontologe...“
    Eiko sprang ein. „Viele unserer Entwicklungsstufen durchliefen wir während der letzten Millionen Jahre. Wir bildeten Gruppen, begannen Großwild zu jagen, schufen familiäre Bande und Regeln, Kunst und Religion...“
    „Fahren Sie fort“, sagte Berg.
    „Viele Evolutionsforscher glauben, der Homo Sapiens sei zu jäh aufgetaucht. Vom Protoplasma, über Echse und Fisch, hin zumAffen – bis zu diesem Punkt dauerte es Jahrmillionen. Homo Sapiens Linné aber brauchte nur ein paar Jahrtausende. Dieser gen-evolutionäre Sprung gilt als Rätsel.“
    Mit den Gedanken bei Galdea sagte Alain: „Sie hat es gerade gelöst.“
    Eiko: „Tatsächlich wird die Erschaffung des Menschen durch die...“ Sie dachte an Som. „... Götter in vielen Überlieferungen alter Kulturen erwähnt.“
    Für Bals schmeckte es fad. „Also wären wir ohne Soms Zutun jetzt nicht hier?“
    „Ich würde sagen“, meinte Alain, „sie haben uns eine Tür geöffnet, die wir aus eigener Kraft erst viel später aufgestoßen hätten.“
    Galdeas Gedankenstimme machte eine Pause. [Dann kam die Vereinigung. Mein Volk und euer Volk wurden eines.]
    Alles schien für undefinierbare Zeit stillzustehen.
    Galdea klang seltsam kühl. [Die Wahrheit.]
    „Der Gilgamesch-Epos“, sagte Eiko. „Das große Buch der Sumerer. Es erzählt von Paarungen

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