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Kaiser des Mars

Kaiser des Mars

Titel: Kaiser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter
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helfen Sie dann mit, den Schatz aus Ilionis zu stehlen? Sie haben genauso das Goldfieber wie – wie Großvater!«
    »Erstens gibt es keine Verlorene Stadt und keinen Schatz, wie der alte Mann feststellen wird, wenn wir hinkommen«, fauchte ich sie an. »Und zweitens würde ich meine Seele für ein Ticket hierher verpfänden. Und vielleicht habe ich …«
    Sie sah mich verblüfft an.
    »Was soll das heißen? Keine Verlorene Stadt – kein Schatz? Aber Großvaters Gedankenaufzeichnung … Er ist überzeugt, daß das keine Fälschung ist!«
    »Und da hat er recht – das kann es auch nicht sein. Aber es kann eine Lüge oder eine Legende sein. Ein Dokument kann authentisch sein, aber das ist noch lange kein Beweis, daß das, was auf ihm steht, die Wahrheit ist. Ich kenne das Volk besser, als je ein Erdmensch es gekannt hat. Ich kenne das Volk und kenne seine Art. Kenne seine Sagen und Berichte. Sie verloren die grandiose Zivilisation, die sie einst hatten, als dieser Staubkloß von einer Welt frisch und jung war, als er eine reiche Atmosphäre und mächtige Meere hatte. Das Volk macht sich gerne vor, daß nicht all diese verschwundene Größe sie verlassen hat; daß irgendwo ein kleines Stück davon verweilt, wie die letzten Überreste des Goldenen Zeitalters.«
    »Sie meinen … es ist nur eine Fabel? Sie wissen, daß es nur eine Fabel ist, und lassen zu, daß Großvater das glaubt? Sie haben den Mund gehalten und ihn seinen Traum leben und all diese Gesetze brechen lassen – für nichts … nur, um von seiner Verblendung zu profitieren? «
    Ich antwortete mit leiser Stimme: »Hätte er mir geglaubt, wenn ich ihm gesagt hätte, daß es nur ein goldener Traum war? Nein. Er will diesen Traum, und er wird sich um jeden Preis daran festklammern, trotz aller gegenteiligen Beweise. Und wenn er verrückt genug ist, hierherzukommen, um diesem Traum nachzulaufen … nun, dann hätte ich ebenfalls verrückt sein müssen, sein Angebot nicht anzunehmen.«
    In diesem Augenblick hallte hinter mir eine harte Stimme:
    »Belästigt Sie dieser dreckige Katzenliebhaber, Miß?«
    Ich wollte mich umdrehen, aber ehe ich dazu im Stande war, traf mich eine Faust hinter dem Ohr. Ich ging in die Knie, krachte in den Staub, während die Welt sich um mich drehte. Dann traf mich ein Stiefel in die Rippen, ein Stiefel, der aus dem Nichts kam und mich zur Seite warf. Und dann wurde die Welt um mich ganz schwarz.
    Der Geruch von warmem, gelben Haar prickelte in meiner Nase, und ich öffnete meine verklebten Augen und sah das Gesicht des Mädchens, das sich über mich beugte, weiß und besorgt. Irgendwo daneben fluchte Bolgov böse. Ich zog den Kopf vom Schoß des Mädchens und erhob mich unsicher.
    Der Doktor war da, und sein schönes, altes Gesicht wirkte angestrengt und ernst. Er hielt eine kleine Energiepistole in der Hand; ihr Lauf war auf Bolgov gerichtet. Der Hüne stand breitbeinig da, das Gesicht gerötet und ärgerlich, seine Knöchel blutig.
    »Sind Sie okay, Bürger Tengren?« fragte der alte Mann mit etwas zitternder Stimme. Aber so unsicher auch seine Stimme klang, die Hand, die die Waffe hielt, zitterte nicht.
    »Ich bin noch ganz, danke.«
    Dann ging ich hinüber zu Bolgov. Meine Hand umfaßte seine Kehle in einem alten Akita-Griff. Er japste wie ein Fisch und ging vor mir auf die Knie; er hatte keine andere Wahl, sonst hätte ich ihm die Kehle herausgerissen. Keresny rief irgend etwas, aber ich hörte nicht zu.
    Bolgov würgte und versuchte meine Finger wegzuschieben.
    »Die Hände weg, sonst sind Sie erledigt«, sagte ich mit gleichmäßiger Stimme. Er gehorchte. Dann beugte ich mich zu ihm und blickte ihm gerade in die Augen. Sie waren weit aufgerissen und mit Angst erfüllt, diese Augen, und das Weiße in ihnen war blutunterlaufen.
    »Katzenliebhaber«, sagte ich. »Das ist das zweite Mal, daß Sie das zu mir gesagt haben. Das erste Mal hätte ich Ihnen beinahe die Kinnlade zerschmettert. Diesmal werde ich gar nichts tun. Aber hören Sie mir gut zu, Bruder Konstantin: Wenn Sie das noch einmal sagen, breche ich Sie in Stücke.«
    Ich ließ ihn los, und er fiel würgend und spuckend in den Sand. Ich machte auf dem Absatz kehrt, ging an dem weißgesichtigen Mädchen vorbei, ignorierte die Bitte in ihren weiten, blauen Augen und ging in mein Zelt.
    Es war ein harter Tag gewesen und eine anstrengende Nacht.
    Ich schlief wie ein kleines Kind.
     
    Den ganzen nächsten Tag schweiften meine Augen immer wieder an den Klippen entlang. Die

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