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Kaiser des Mars

Kaiser des Mars

Titel: Kaiser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter
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wie sie sie nennen. Sie sind häßliche, rote Bestien, aber sie bewegen sich so leise wie der Schatten, der über den Sand gleitet.
    Sie waren am Klippenrand aufgereiht und hatten sich schnell gesammelt, waren auf lautlosen Füßen herangenaht. Und jene, die auf den großen, roten Slidars saßen, waren auch lautlos. Hochgewachsene, grimmig blickende Männer mit undurchsichtigen, kalten Augen und rötlichem Pelz anstelle von Haaren.
    Sie hatten Schwerter, lange Rapiere mit Peitschenschneiden, aber die hingen jetzt in Scheiden an ihrer Seite. In den Händen hielten sie lange Rohre. Ich kannte diese Rohre, und es lief mir eisig über den Nacken.
    »Katzen!« stieß Bolgov hervor. Und wie nicht anders zu erwarten, griff er nach seiner Waffe. Ich schlug sie ihm aus der Hand.
    »Nicht schießen, Sie Narr!« sagte ich. »Diese Rohre sind mit Bolzen gefüllt, wie hohle Nadeln. Die könnten Sie damit vollpumpen, ehe Sie auch nur den Abzug berühren. Und ein Bolzen genügt, um Sie tot umfallen zu lassen.«
    Er hatte Angst, und man merkte es ihm an. Und er war böse, daß ich es sah. Seine Lippen kräuselten sich.
    »Sie lausiger Feigling – ich wäre mit denen schon fertig geworden! Mag sein, daß Sie Angst haben, wie ein Mann zu kämpfen, aber ich …«
    »Wenn Sie den Unterschied zwischen Mut und Dummheit noch nicht gelernt haben, werden Sie diese Lektion nicht auf meine Kosten lernen. Wenn Sie noch einmal an Ihre Waffe greifen, sind Sie ein toter Mann.«
    »Bürger Tengren, wir tun genau, was Sie sagen«, sagte der Doktor stockend. Man mußte es dem alten Knaben lassen; seine Stimme zitterte etwas, aber seine Augen blickten gerade.
    »Rühren Sie sich nicht von der Stelle und machen Sie keine plötzlichen Bewegungen«, sagte ich.
    Und dann ging ich auf den Abhang zu. Der Schweiß brach mir aus; ich spürte, wie er mir über den Leib und aus den Achselhöhlen rann. Aber ich ließ mir meine Angst nicht anmerken; mein Gesicht war eine ausdruckslose Maske.
    Ich ging auf sie zu, bewegte mich langsam und bedächtig, ließ die Hände heruntersinken, obwohl ich keine Waffe trug. Zehn oder zwölf von ihnen hielten die langen, dünnen Rohre an den Lippen. Sie konnten mich mit einem Hauch töten, das wußte ich. Auf einem Niederschwerkraft-Planeten mit einer dünnen, windlosen Atmosphäre ist ein Blasrohr eine Waffe von phantastischer Reichweite und Treffsicherheit.
    Und jeder einzelne der Reiter hätte auf hundertachtzig Schritte einen Sperling im Flug treffen können.
    Also ging ich ganz langsam auf sie zu.
    Vielleicht war das mein letzter Gang.
     

 
6. Die Reiter von Chun
     
    Sie musterten mich mit schmalen, prüfenden Augen, während ich langsam auf den Fuß des Abhangs zuging. Als ich dort angekommen war, hob ich die Hände und machte den Gruß und die Aufforderung zur Verhandlung.
    Das überraschte sie! Sie murmelten untereinander und warfen mir seltsame Blicke zu. Nur wenige der Verhaßten, der F’yagha, haben sich je der Mühe unterzogen, die Zeichen zu lernen; der alte Keshkuz hatte sie mich gelehrt, in jenem endlosen Winter, den wir in Tharsis verbracht hatten, während wir darauf warteten, daß die Weiße Falkennation ihre Legionen zusammenrief und mit uns in den Heiligen Krieg ritt.
    Einer oder zwei lösten sich von den anderen und kamen den langen Abhang zu uns in die Rille herunter. Die hageren, scharlachroten Reittiere traten vorsichtig auf, und die Reiter lehnten sich in den hohen Sätteln nach hinten. Einer war ein grimmig blickender Mann in mittleren Jahren; sein Pelz begann an den Schläfen bereits grau zu werden; der andere war ein drahtig wirkender, langbeiniger Junge mit ärgerlich blickenden Augen, die es nach Blut gelüstete.
    Ein dritter folgte ihnen langsam; ein dicker, kleiner Mann, der inmitten der schlanken Krieger seltsam weich und deplaciert wirkte. Er hatte ein rundes, unschuldiges Gesicht und fröhliche Augen. Eine dreißigsaitige Odyar hing um seine Schulter.
    Ich kletterte den Felsen empor, um ihnen am Fuß des Abhangs entgegenzutreten. Als ich stehenblieb, machte ich eine höfliche Geste und begrüßte sie in der Hohen Sprache.
    Sie gaben keine Antwort. Der ältere Mann brachte sein Tier zum Stehen und musterte mich mit mißtrauischen, nachdenklichen Augen von Kopf bis Fuß.
    Der Junge saß stolz und aufrecht im Sattel. Sein glattes, junges Gesicht war so wild und schön wie das eines Falken. Die Finger seiner einen Hand spielten mit dem Heft seines Schwertes. Er dürstete nach meinem Blut,

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