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Kaiser des Mars

Kaiser des Mars

Titel: Kaiser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter
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Rille verengte sich, die perfekte Falle. Aber irgendwo dort draußen waren sie, das wußte ich.
    Als hätten wir es verabredet, sprachen wir den ganzen Tag kaum miteinander. Bolgov sagte nichts zu mir. Er sah mich nicht einmal an, wenigstens nicht, wenn ich ihn beobachtete. Aber wenn ich ihm den Rücken zuwandte, spürte ich seine harten Augen, die sich in meinen Rücken bohrten. Ich konnte fast körperlich spüren, wie es ihn in den Fingern juckte, nach seiner Waffe zu greifen.
    Der Doktor hatte wenig zu sagen; er war ganz in seine eigenen Gedanken versunken. Hatte Ilsa ihm meine wahre Meinung über diese verrückte Suche nach einer verlorenen Stadt, die es hier nicht gab, weitergegeben? Vielleicht. Es war schwer zu sagen, was ihn beschäftigte.
    Es war nicht meine Absicht gewesen, das von Ilionis herauszuplappern. Irgendwie war das Gespräch in diese Richtung gelaufen und hatte mich mitgerissen. Aber ich hoffte, daß sie ihm nicht gesagt hatte, was ich wirklich von seiner Expedition hielt; es hatte keinen Sinn, jetzt seine Illusionen zu zerstören.
    Was Ilsa betraf, so ging sie mit gesenktem Kopf, die Schultern unter einer Last gebeugt, die schwerer war als der Rucksack, den sie trug. Warum hatte ich ihr all diese häßlichen Dinge ins Gesicht geworfen? Weil ich anfing, mich in das Mädchen zu verlieben und meine Ehre vor ihr verteidigen wollte? Verräter ist ein häßliches Etikett, das niemand sich gerne auf die Stirn kleben läßt.
    Gegen Mittag, als ich eine Weile an einem Felsbrocken lehnte, um zu verschnaufen, kam der Doktor zu mir.
    »Bürger, glauben Sie, diese Monddrachen-Krieger, die Sie erwähnten, bilden eine Gefahr für uns? Ich bemerke, daß Ihr Blick immer wieder zu diesen Klippen hinüberwandert.«
    Ich zuckte die Schultern. »Sie sind irgendwo dort oben, das steht fest. Über kurz oder lang werden sie uns finden. Und wenn es soweit ist, dann überlassen Sie mir das Reden. Und sorgen Sie dafür, daß Bruder Konstantin nicht die Finger jucken.«
    »Sicher, sicher!« Er räusperte sich nervös. »Glauben Sie, daß es Schwierigkeiten bereiten wird, an ihnen vorbeizukommen?«
    »Nicht, wenn sie mich als ihren Jamad Tengru akzeptieren.«
    »Und … wenn nicht?«
    »Dann bekommen wir eine Menge Ärger. Aber dann werden wir nicht lange genug leben, um uns darüber den Kopf zu zerbrechen«, sagte ich und lachte grimmig.
    »Aber ich war der Ansicht, alle Eingeborenenclans würden Sie als ihren heiligen Souverän anerkennen.«
    »Nun, die Niedrigen Clans schon. Ich weiß nicht, wie es mit den Hohen Clans ist«, gab ich zu. »Ich habe sie nie kennengelernt, bin auch nicht an ihrer Seite in die Schlacht geritten oder habe unter den Zwillingsmonden Chardaka mit ihnen geteilt.«
    »Bestehen Zweifel, daß die Hohen Clans Ihren Anspruch anerkennen werden?«
    »Es gibt immer Zweifel, wenn es um die Hohen Clans geht«, sagte ich. »Sie sind die Stolzesten eines stolzen Volkes und die Ältesten einer alten Rasse. Sie stehen dem Zeitlosen sehr nahe, den Marsgöttern, die in dem unterirdischen Paradies von Yhoom wohnen, falls Sie ihre Legenden kennen. Sie sind zweite Vettern der Götter – fast selbst Götter. Die Erzpriester und die Propheten und die großen Kriegsführer der ganzen Geschichte stammen aus den Reihen der Hohen Clans. Seit einer halben Million Jahre war jeder Jamad ein Angehöriger eines Hochclans. Mit Ausnahme des letzten, Thyoma, der in meinen Armen starb, und ich natürlich.«
    Meine Worte beruhigten ihn nicht gerade. Das sollten sie auch nicht. Wenn wir der Kriegshorde begegneten, wollte ich, daß er so verängstigt war, daß er genau das tat, was ich von ihm verlangte. Und diesen verdammten Ukrainer mußte er unter Kontrolle halten. Das sagte ich ihm, und er beeilte sich, mir zu versichern, daß er meinen Befehlen gehorchen würde, sobald wir den Reitern begegneten.
    Wir brauchten nicht lange zu warten.
    An jenem Abend waren wir von dem Marsch durch den knietiefen Sand müde, also errichteten wir unser Lager vor Sonnenuntergang. Der Himmel war noch hell, als wir begannen, die Zelte aufzubauen. Ilsa hielt das Gestell eines der Zelte, während ich das Tuch straff spannte und es abdichtete, damit keine Luft verlorenging. Dann erstarrten ihre Hände.
    Sie unterdrückte einen Schrei.
    Ich wirbelte herum – und da waren sie. Zwanzig … dreißig … aber ich hatte keine Zeit, sie zu zählen. Das Herz war mir in den Hals gefahren, und meine Hände schwitzten.
    Sie saßen auf zähen Reittieren, Slidars,

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