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Kaiser des Mars

Kaiser des Mars

Titel: Kaiser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter
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kniete, neben sich den Jungen, Chaka, jetzt verängstigt und nicht länger nach meinem Blut lechzend; selbst der dicke Huw war auf die Knie gegangen.
    »Lord, wir haben dich mit Bronze bedroht und dir Namen des Hasses gegeben und dich einen Lügner genannt«, sagte Kuruk mit schwerer Stimme und wagte nicht, zu mir aufzublicken. »Schone den jungen Häuptling Chaka, der uns gebot, deine Frau zu nehmen und dich zu töten. Er ist eine wertlose Welpe und ein prahlerisches Kind, aber er ist ein Krieger des Monddrachen und meiner Schwester Sohn. Erschlage mich, wenn du willst, aber laß den Jungen leben – laß ihn leben, auf daß er an deiner Seite in den Heiligen Kriegen kämpfe.«
    »Steh auf, Kuruk«, sagte ich. »Ihr alle, steht auf. Niemand soll wegen ein paar übereilter Worte sterben. Wir werden jedes Schwert brauchen, wenn das Banner des Monddrachen im Wind des Krieges weht. Genügend Männer aus unserer Mitte werden unser Blut unter den zwei Monden vergießen, ehe wir diese Welt in den Händen halten. Steht auf!«
    Er erhob sich und wischte sich den Staub von den Knien.
    Auch der junge Häuptling stand mit verschämtem Gesicht auf. Wie ein geprügelter Hund wirkte er. Ich lachte und schlug ihm auf die Schulter.
    »Chaka! Du siehst aus wie ein Junge, der in den Wind gespuckt hat und dessen Gesicht jetzt feucht ist. Sei tapfer!«
    Der Junge grinste, und sein Gesicht rötete sich. In seinen leuchtenden Augen stand etwas, das ich schon lange nicht mehr gesehen hatte: eine Art Heldenverehrung; eine Art von Liebe.
    »Ja, Lord«, sagte er. Und ich wußte, daß er mir von diesem Augenblick an bis zum Tode ergeben sein würde.
    Der alte Huw gluckste und schlug auf seiner Harfe einen wilden Akkord an.
    »Eh, Lord … eine verrückte Welt, wenn verrückte Geschichten wahr werden«, keuchte er.
    Kuruk sah mich an. Er erwartete Befehle.
    »Wie weit ist es zu eurem Lager?«
    »Vier Stunden scharfer Ritt, Lord. Wir haben nicht genug Tiere für dich und deine Leute. Aber die Krieger werden stolz sein, im Staub gehen zu dürfen, während ihr ihre Sättel beehrt.«
    »Nicht heute nacht. Meine Freunde und ich sind den ganzen Tag gegangen. Kommt am Morgen mit frischen Tieren hierher, dann gehen wir gemeinsam zu eurem Lager, denn ich muß mit eurem Fürsten sprechen.«
    Er nickte: »Fürst Kraa, mein Vater, wird es als Gnade empfinden, dir sein Schwert zu Füßen zu legen. Ich gehe, Lord.«
    Ich stand da und sah zu, wie sie aufstiegen. Sie wirbelten herum, hoben den rechten Arm im Gruß der Krieger und verschwanden in einer Staubwolke. Und ich ging müde zum Lager zurück.
    Der Doktor war bleich und verstört, aber er strahlte.
    »Großer Gott, Junge! Das war ein spannender Augenblick … Mir stand das Herz im Hals, als sie von diesen scharlachroten Tieren sprangen. Sie sind vor Ihnen niedergekniet! Ein erstaunlicher Anblick! Wirklich erstaunlich!«
    Ilsas Gesicht war voll Verwunderung; Bolgov wirkte mürrisch und kleinlaut. Die Kraft der Macht hatte sie vielleicht mit ihren Rändern erfaßt; aber sie hatten die Gedankenbotschaft nicht donnern hören – weil sie F’yagha waren.
    »Am Morgen kommen sie mit Tieren für uns zurück«, sagte ich mit müder Stimme. »Wir gehen morgen zu ihrem Lager und holen uns Führer, die uns zu der Stelle bringen. Jetzt wollen wir essen und uns ausruhen. Morgen wird ein anstrengender Tag.«
     
    Etwas weckte mich. Ich kann nicht erklären, was es war: eine Spannung in der Luft, auf die feiner abgestimmte Sinne als die bekannten fünf reagierten. Jedenfalls erwachte ich aus den Tiefen des Schlafes in plötzliche prickelnde Wachheit, wie eine Katze.
    Ein seltsames Schweigen umgab mich. Ich sah auf die Uhr und stellte fest, daß es schon Morgen war. Irgend etwas stimmte nicht, sonst hätten die anderen mich bereits geweckt. Ich zog mich hastig an, meine Finger zitterten an den Verschlüssen meines Thermoanzugs. Dann öffnete ich das Zelt, zog den Zeltverschluß zurück und trat ins Licht der Sonne hinaus …
    Und erstarrte.
    Zweitausend schweigende Krieger saßen auf ihren Tieren, in zwei perfekten Reihen angetreten.
    Sie bildeten eine Doppelreihe, die von meinem Zelt bis zu einem alten, alten Mann mit silbernem Pelz reichte, der mich aus beträchtlicher Ferne musterte.
    Es war wie eine gespenstische Vision, diese Reihen regloser Männer, die mächtigen, scharlachroten Tiere, die alten Wimpel an langen, dünnen Speeren, alle im Glanz der Sonne, und alles totenstill.
    Ich wandte den Blick ab. Bolgov,

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