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Kaiser des Mars

Kaiser des Mars

Titel: Kaiser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter
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rieb sich langsam über das feiste Kinn. »Ein Zauber, denke ich … die Sagen berichten, daß die Alten über eine geheimnisvolle Kraft verfügten, um die Herzen der Menschen mit dunkler Trauer zu bedrücken. Häufig wurden in den alten Berichten die heiligen Orte so geschützt … oh, ich wette, es ist Unsinn, dieses Gerede von Zaubersprüchen. Und doch spüre ich es dennoch wie eine kalte Hand an den Wurzeln meiner Seele …«
    Ich runzelte nachdenklich die Stirn. Ultraschall? War es etwas so Einfaches wie eine Projektion von Schallwellen? Hatten die Alten gewußt, daß Schallwellen, die mit bestimmter Intensität und bestimmter Wellenlänge abgestrahlt werden, Leute unruhig, nervös, deprimiert machen können – oder in anderer Einstellung erregt und glücklich?
    Konnte das der Zweck dieser Reihe steinerner Kolosse sein? Verbargen sich in diesen Säulen Mechanismen, von denen eine Emission ausging – Schall, zu tief, als daß das Ohr ihn hören konnte; Schall, den Blut und Knochen unmittelbar wahrnahmen?
    »Es war ein großes Volk, Lord, ein Volk, das unbekannte Kräfte beherrschte«, murmelte Huw, als hätte er die Gedanken gelesen, die mir durch den Kopf gingen. »Wäre es nicht schlau, den Eindringling in dieses Land vermittels fremder Hexenkunst zu vertreiben, die an seinen Nerven zerrt, bis sie reißen, und er flieht, von einer Angst erfüllt, für die er keinen Namen kennt? Denn, siehst du, Lord, die Tiere selbst spüren es!«
    Ich wußte, daß er damit recht hatte. Den ganzen Tag, seit wir zwischen dem ersten Paar finster blickender, steinerner Dschinns durchgeritten waren, waren die Slidars unruhig und ungebärdig gewesen. Und als es dann Abend wurde, hatten wir sie außerhalb der Avenue der Monolithe anpflocken müssen, um zu vermeiden, daß sie in Panik gerieten und davonrannten.
    Einige der abergläubischen Krieger murmelten bereits von Flüchen und Geistern und vom Schatten eines alten, bösartigen Übels, das dieses Land verhext hatte … Aber war es möglich, daß diese hochaufragenden Steine etwas so Banales wie – Antennen waren?
    Ich schlug Huw auf die Schulter und erhob mich steif, um meinen eigenen Schlafplatz aufzusuchen und nachzudenken. Aber die Müdigkeit des langen Tages überkam mich statt dessen, und ich schlief ein. Aber es war ein unruhiger Schlaf, von schrecklichen Träumen erfüllt.
     
    Die Sonne stand als bleiche Scheibe kalten, grauen Feuers an der Himmelskuppel, als ich aus meinen Träumen erwachte. Aber selbst das Dämmern des Tagessterns vermochte unsere Stimmung nicht zu heben.
    Wir frühstückten und sattelten unsere Tiere. Keresny sah auf seinen Marskompaß und überprüfte seine Karten. Aber das war die Geistesabwesenheit des Gelehrten, vielleicht auch Gründlichkeit; denn die Straße zeigte wie ein ausgestreckter Arm in die Weite und wies uns die Richtung, in die wir reiten mußten.
    Den ganzen zweiten Tag lang bewegten wir uns auf Ilionis zu. Keiner von uns zweifelte daran, daß es dort sein würde, wenn auch keiner von uns das Wunder ahnen konnte, das uns erwartete.
    Die Slidars wurden wieder unruhiger und störrischer, warfen so manchen Krieger ab und schnappten nach ihren Reitern. Tatsächlich drehte gegen Mittag eine der roten Bestien durch und griff eine andere mit blitzenden Zähnen an. Am Ende mußten wir beide Tiere töten.
    Wir selbst litten unter der drückenden Stimmung. Unsere Nerven spannten sich zum Zerreißen, und plötzlich kam es zu Streitigkeiten, Wutausbrüchen. Wir aßen wenig und tranken noch weniger, und das Fleisch und der Wein wirkten irgendwie geschmacklos.
    Immer häufiger murmelten die Männer von Phantomen, von schrecklichen, alten Flüchen. Ihre Augen wanderten ruhelos hin und her, und gar manche schwielige Kriegerhand umfaßte insgeheim ein Amulett, so mancher harte Kämpfer murmelte den hundert Göttern des Mars Litaneien zu, bis an den Rand der Panik erschreckt vom – Nichts!
    Ich weiß nicht, wie lange wir diese Belagerung der Schatten noch ertragen hätten.
    Und dann – ganz plötzlich und ohne die leiseste Warnung – war sie vorbei!
    Das Land vor uns war von einem seltsamen Schleier verdunkelt gewesen, der unsere Sicht versperrt hatte. In der lastenden Lethargie, die uns alle umfaßt hatte, hatten wir gar nicht daran gedacht, uns darüber den Kopf zu zerbrechen: schließlich gibt es auf dem wasserarmen Mars kaum Nebel oder Wolken.
    Und dann verschwand der neblige Dunst plötzlich, und im gleichen Augenblick hörten die Unruhe und

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