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Kaiser des Mars

Kaiser des Mars

Titel: Kaiser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter
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ruhten, fanden wieder zu ihrer üblichen Gelassenheit zurück.
    Am nächsten Tag organisierten wir mit Fürst Kraas’ Hilfe die Suchaktion. Die Ruinenstadt wurde in einzelne Viertel geteilt, und einem jeden Abschnitt der Verlorenen Stadt wurde eine Gruppe von Monddrachenkriegern zugeteilt, die unter der Leitung eines Erdenmenschen suchen sollten.
    Wir hatten uns vorgenommen, auf auffällige Strukturen, größere Monumente oder unbeschädigte Inschriften, die wichtig aussahen, zu achten. Den größten Teil des Tages verbrachten wir damit, den Schutt zu durchkämmen, halb in Ruinen gestürzte Gebäude zu erforschen und durch leere Straßen zu schlendern. Am späten Nachmittag versammelten wir uns wieder in unserem provisorischen Lager, um unsere Ergebnisse miteinander zu vergleichen. Wir hatten nur sehr wenige Dinge von Wert gefunden; Ilsas Gruppe hatte ein paar Inschriften entdeckt, die noch lesbar waren; meine Gruppe hatte einen noch intakten Schrein aufgespürt, und Bolgov hatte im Herzen der toten Metropole ein mächtiges Bauwerk entdeckt, das vielleicht der Haupttempel gewesen war.
    Aber in das müde Gesicht des Doktors hatte sich tief die Enttäuschung eingegraben, als er die Tiefenbilder studierte, die er aufgenommen hatte.
    »Die Inschriften sind entweder in einer der Verlorenen Sprachen gehalten, oder es handelt sich um reine Erinnerungssätze«, seufzte er und legte die Bilder beiseite.
    »Was ist mit meinem Schrein?« wollte ich wissen. Er zuckte enttäuscht die Schultern.
    »Die Gräber sind mit den königlichen Siegeln gezeichnet«, erwiderte er. »Und die Wandinschriften sind nichts anderes als antike Formen der vertrauten Huakan-Tafeln, die man zum Gedächtnis an die Ahnen der begrabenen Könige aufgestellt hat. Oh, ohne Zweifel natürlich von großem historischen Wert. Aber irgendwie hatte ich mehr erwartet …«
    Bolgov sprach in seiner primitiven Art die zentrale Frage aus.
    »Wo soll denn der Schatz sein, verdammt noch mal!«
    »Das ist es ja gerade, Konstantin«, sagte der Doktor traurig. »Wir wissen nicht, wo er ist; hier, irgendwo …«
    »Aber, Großvater, was ist dann mit der Gedankenaufzeichnung? War darin nicht ein genauer Platz beschrieben?«
    »Nein, meine Liebe. Ich hatte angenommen, daß das Gewölbe mit dem Schatz auffällig sein würde, deutlich markiert. Irgendein Gebäude, so riesig, daß es den Rest der Bauten der Stadt dominierte und die Aufmerksamkeit auf sich zog. Aber anscheinend habe ich mich geirrt«, sagte er, und tiefe Verzweiflung lag in seiner Stimme.
    Bolgovs Gesicht begann sich zu röten.
    »Wollen Sie sagen, daß wir für nichts so weit gekommen sind?« erregte er sich. »Bloß ein paar lausige Inschriften und diese verdammten Ruinen?«
    »Es ist noch zu früh, um das mit Bestimmtheit zu sagen, Konstantin«, meinte der Doktor leise. »Vielleicht ist der Schatz besser verborgen, als ich vermutet hatte …«
    »Was ist denn mit diesen Königsgräbern?« fragte er gierig. »Vielleicht hat man Gold und Edelsteine mit ihnen begraben; einen Versuch würde es doch lohnen!«
    »Ich bezweifle, daß unsere Gastgeber zulassen würden, daß die Königsgräber geöffnet werden«, warnte ich. »Wir sind hier nur geduldet und sollten nicht erkennen lassen, daß wir Schatzsucher sind.«
    Konstantin wollte mir schon ärgerlich etwas erwidern, aber Keresny brachte ihn zum Schweigen. »Die Grabgewohnheiten der Alten sind wohlbekannt«, sagte er. »Die alten Könige wurden verbrannt, und abgesehen von einer Kopie des Buches der Könige hat man nie etwas mit ihnen begraben.«
    »Da ist immer noch dieser große Tempel«, erklärte ich. »Der, den Bolgovs Gruppe entdeckt hat. Er sagte, er wäre zu groß, um ihn gründlich zu erforschen.«
    »Ja, richtig«, meinte Keresny und rieb sich nachdenklich die Stirn. »Morgen sehen wir ihn uns an …«
     
    Am folgenden Tag zogen wir ins Zentrum der Verlorenen Stadt, um den Tempel zu erforschen. Er beherrschte ohne Zweifel die Ruinen, die ihn umgaben, und stand auf einer kleinen Anhöhe; es war das größte Bauwerk, das noch stand.
    Er war in Kreuzform angelegt und mit den traditionellen fünf Kuppeln gekrönt, wobei die Flügel des Grundrisses sich nach den Himmelsrichtungen orientierten. Aber die Zeit hatte ihr schwerstes Belagerungsgeschütz gegen ihn aufgefahren, und zwei der Flügel waren zu Steinhaufen zerfallen. Aber das Mittelschiff, das Allerheiligste, und die westlichen und nördlichen Flügel hatten der Kanonade der Jahrtausende

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