Kaiser des Mars
vorbereitet.
Der treue, tapfere Kuruk! Tapferer Gefährte in der Schlacht, unermüdlicher Freund! Ich kannte die Art von Mann, die er verkörperte, denn meine Legionen hatten viele seinesgleichen gekannt – aber nie genug. Die Art von Mann, die einem sein ganzes Herz, seine ganze Kraft und seine Loyalität gaben, wenn er einem Treue schwor.
Hätte ich tausend Kuruks gehabt, so hätte ich schon vor Jahren den ganzen Mars erobern können. Nein, nur hundert – und ich würde es schon versuchen!
Was Chaka betraf, so war der Junge der einzige, dessen strahlender Blick von den finsteren Riesen nicht beeinträchtigt wurde. Er ritt aufrecht dahin, und seine Augen funkelten aufmerksam in seinem hellen Gesicht, die jugendliche Erregung leuchtete aus ihnen, und er brannte förmlich darauf, mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Ich mußte lächeln. Einst würde er seinem Großvater auf das Podest von Farad folgen; bei den marsianischen Fürsten verläuft die Erbfolge durch die weibliche Linie, und der Sohn von Fürst Kraas verwitweter Tochter würde den Thron Farads erben, nicht sein eigener Sohn Kuruk. Und er würde einen starken Fürsten abgeben und einen guten, das wußte ich.
Wir ritten jetzt schon seit einigen Stunden. Ich wurde ein Gefühl der Unruhe nicht los, ein Prickeln im Nacken, so, als hätten meine Nackenhaare sich aufgerichtet und spürten unsichtbare Augen, die uns beobachteten …
Über diesem düsteren Land lag brütend eine Aura uralter Geheimnisse, wie ein Schatten. Man spürte das Fremde – und mehr als das: eine undeutliche Vorahnung des anderen lauerte an den Rändern unseres Wahrnehmungsvermögens.
Zum einen war da das Schweigen. Die dünne Luft des Mars trägt den Schall nur schlecht, dennoch war das angespannte, atemlose Schweigen, das uns umgab, unnatürlich. Warum klangen die Hufe unserer Reittiere nur so leicht auf dem harten Stein? Warum klang das Knarren unseres Sattelleders, das Klirren der Waffenketten, das Rascheln unserer Umhänge – warum klang all das so weit entfernt, so undeutlich, als ersticke es irgend etwas? Und warum ritt eine Gruppe von dreißig Kriegern in solch ernstem, lautlosen Schweigen dahin? Selbst der träge, stets zu Späßen aufgelegte Huw summte jetzt keines seiner Lieder mehr und hatte aufgehört, seine vielsaitige Odyar zu schlagen. Stumm und mürrisch im Sattel nach vorne gebeugt, ritt er dahin, und seine sonst so froh blickenden Augen waren umschattet.
Und dann war da die Straße selbst. Zu beiden Seiten dehnte sich das karge, felsige Tafelland, von zehntausend Spalten und Rissen durchzogen, bedeckt mit zahllosen Kratern. Aber die Straße führte immer weiter! Gerade, wie mit einem Lineal gezogen, spannte sie sich vor uns, ohne den geringsten Makel.
Als beschütze eine unsichtbare, allgegenwärtige Macht den steinernen Weg vor den Meteoriten des Himmels und dem Zahn der Zeit …
An jenem Tag schlugen wir früh das Lager auf und wählten uns die Straße selbst als Lagerplatz, so unheimlich uns auch die finsteren Blicke der Kolosse waren.
Aber irgendwie wußten wir, daß wir hier vor den Angriffen aller nächtlichen Raubtiere sicher waren. Wir konnten nicht sagen, woher wir es wußten – aber keiner von uns bezweifelte es.
Vielleicht hatte der lange Tag uns müde gemacht, vielleicht war es auch die schattenhafte Düsternis, die über diesem verlassenen, schrecklichen Land lastete, wo sich außer uns nichts bewegte; aber was auch immer der Grund war, unsere Herzen wurden nicht leichter, als die Dunkelheit kam. Der weiße Schein des Lagerfeuers wärmte uns nicht. Selbst das Fleisch, das wir aßen, stimmte uns nicht freundlicher. Auch der kalte, rote Wein von Farad brachte unseren Herzen keine Freude. Fast alle aßen und tranken stumm und begaben sich lautlos zu ihren Schlafplätzen.
Ich suchte Huw. Der fette Barde lag träge auf seinem Sattel und rieb sich die schmerzenden Beinmuskeln. Er blickte nachdenklich zu den Sternen empor. Wie Edelsteine waren sie auf den schwarzen Samt des Himmels hingestreut. Er wollte aufstehen, als er mich kommen sah, aber ich wies ihn mit einer Handbewegung an, liegen zu bleiben, und setzte mich selbst müde auf die hochgetürmten Satteltaschen. Er musterte mich ernst.
»Spürst du es auch, Lord?«
Meine Stimme war schwer. »Ja, wie ein schwarzes Tuch, das jemand auf mein Herz gelegt hat. Was ist es, Huw – du bist ein Barde, kennst die alten Sagen –, was ist es, das uns hier heimsucht?«
Er kratzte sich am Ohr und
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