Kaiser Trajan als Bauherr
umgebenden Bauten weit überragte und als konsequent formulierter Abschluss sowie Höhepunkt der gesamten Anlage genau jenen Platz eingenommen hatte, auf den Gestalt und Botschaft des Forums insgesamt ausgerichtet waren. Trotzdem stand dieses Monument unbeschadet seiner das ganze Forum formal und inhaltlich im wahrsten Sinne des Wortes überragenden Bedeutung an seinem als Peristyl |51| und wie ein eigenes Temenos ausgebauten Standort in einer derat beengten Situation (Abb. 10), dass eine ausreichende Betrachtung der auf der Säule geschilderten Reliefszenen kaum angemessen möglich sein konnte. Allerdings steigerte diese räumliche Enge die Wirkung dieses für die damalige Zeit einmaligen und einschließlich der bekrönenden Figur des Kaisers insgesamt gut 44m hohen Säulenmonuments so deutlich, dass es den Betrachtern noch größer, mächtiger und bedrängender vorgekommen war, als es ohnehin schon gewesen ist. Deren 27.40m hoher Schaft, dessen Durchmesser sich von unten nach oben von 3.66m bis auf 3.16m verjüngt, besteht aus 17 Zylindern aus Marmor von Luni (Carrara) und umschließt eine als Spindel ausgebildete Treppe (Abb. 17). Sie führt bis zur oben abschließenden Plattform, die wie der Abacus eines tuskanischen Kapitells formuliert ist, über der einst die bekrönende Skulptur mit der Gestalt des Kaisers auf dem oberen Abschluss der Säule stand. In den Mantel des Säulenschafts sind Schlitze eingeschnitten worden, um die Treppenspirale im Inneren des Schafts wenigstens mit etwas Tageslicht zu versorgen. Offensichtlich gehören auch solche eher technischen Vorrichtungen zur Eigenart und Ausstattung dieses in seiner Art vorbildlosen Monuments. Zugleich weisen sowohl die äußerst beengte Baustelle als auch die ebenso aufwendige wie komplizierte Materialbeschaffung und die baukonstruktiven Probleme nachdrücklich darauf hin, dass die Trajanssäule höchste Anforderungen an Logistik, Planung und Ausführung der hierfür verantwortlichen Architekten und Ingenieure stellte. Nur auf dieser Grundlage konnte ein Monument entstehen, das einschließlich seines mächtigen Sockels und der bekrönenden Kaisergestalt ein Format erreicht hatte, das diesem bis dahin architekturgeschichtlich einzigartigen Denkmal und zugleich sinnstiftenden Zeichen einer erfolgreichen und für alle Zeiten beanspruchten Weltherrschaft eine – auch zeitlich – weit reichende Fernwirkung garantierte.
|50| Abb. 17 Rom, Trajanssäule. Längsschnitt
|51| Auf welche Leistungen und Erfolge sich Trajan berufen konnte, zeigen die Szenen des großen Relieffrieses, der als ununterbrochenes Spiralband in 32 Windungen mit einer Länge von gut 200m vom Fuß der Säule (Abb. 18) bis zu ihrem oberen Abschluss führt. Dabei zeigt das Relief eine Abfolge einzelner Szenen, deren Inhalt in den dargestellten Bildsquenzen zumindest grundsätzlich eine Einheit des dargestellten Themas und die dabei betonten Prioritäten verständlich werden lässt. Hierzu gehören sowohl Reliefs mit der Darstellung von Kampfhandlungen als auch zahlreiche Szenen mit anderen Begebenheiten. Deshalb werden in dieser ebenso umfangreichen wie aufwendigen Reliefspirale der Kaiser und seine Truppen, sowie deren Gegner in verschiedenen Situationen oder auch bei unterschiedlichen |53| Tätigkeiten gezeigt. Am Säulenfuß beginnt das in einem kontinuierlich geschilderten Friesverlauf gezeigte Ereignis zuerst mit der Darstellung römischer Festungsanlagen, die am Ufer der Donau stehen, aus der eine in übermäßiger Größe gezeigte Flussgottheit emporsteigt. Ihr im Vergleich zu den am Ufer gezeigten Soldaten auffallendes Format unterstreicht ihren besonderen Rang als Gottheit. Es folgen Szenen mit Truppen, die bei einer Brücke den Fluss überschreiten oder mit vielerlei Vorbereitungen sowie sonstigen Aufgaben beschäftigt sind. Erst nach der umfangreichen Darstellung von scheinbar eher beiläufigen Begebenheiten kommt es zu einem Aufmarsch des Heeres und werden erste Angriffe gegen die Daker und auch die Zerstörung einer dakischen Siedlung geschildert. Anschließend erscheinen zwei dakische Gesandtschaften vor dem Kaiser und werden gefangene Frauen vorgeführt. Allerdings geht aus weiteren Reliefszenen hervor, dass mit den bisher gezeigten Kriegsereignissen der Feldzug gegen die Daker noch nicht zu Ende ist. Hierzu gehört, dass nochmals ein römisches Feldlager von Dakern angegriffen wird und außerdem dakische Truppen – wenngleich vergeblich und im Wasser ertrinkend – versuchen,
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