Kaiser Trajan als Bauherr
Trajans, musste deshalb bei der Aufstellung der Goldenen Urne mit seiner Asche im Sockelbau der monumentalen Säule nur noch das ausgeführt werden, was nach dem vorausweisenden Willen Trajans schon längst geplant und fertig vorbereitet war (Abb. 21). Dabei war es nicht ungewöhnlich, dass bereits zu Lebzeiten eines Kaisers das Gebäude für dessen Grablege bekannt gewesen ist, zumal bisher beim |59| Tod eines Kaisers das Augustusmausoleum für die Beisetzung zur Verfügung stand. Allerdings hatte sich hierzu die Situation inzwischen grundlegend geändert, weil nach dem Tod von Trajans Vorgänger Nerva kein Platz mehr in diesem ersten kaiserlichen Mausoleum zur Verfügung stand, und dieser Grabbau wegen Überfüllung nach der Beisetzung der Asche Nervas defintiv geschlossen worden war
( Cassius Dio 68.23.1 )
. Deshalb war es durchaus naheliegend, dass sich Trajan selbst zu Lebzeiten um eine angemessene, neue Grabstätte bemühte. Allerdings könnte der hierfür mit dem Sockel der Trajanssäule bestimmte Ort für manchen Bürger Roms auch Anlass zu irritierten Fragen gewesen sein: Schließlich entsprach es bis dahin einer nahezu heiligen Vorschrift, die im Zwölftafelgesetz niedergelegt war, einem konsequent beachteten Brauchtum, dass die Beisetzung von Verstorbenen außerhalb der Stadt und keinesfalls innerhalb ihrer mit dem Pomerium gesetzten Grenzen stattzufinden hatte. Deshalb könnte die Frage besonders brisant gewesen sein, ob die Trajanssäule und ihr als Grab genutzter Sockelbau noch innerhalb des Pomeriums oder bereits außerhalb dieser Grenzlinie standen. Da für den Bau des Trajanforums und der großen Säule jedoch gerade jener Hügelzug abgetragen worden ist, auf dem zuvor die Servianische Stadtmauer verlief, deren Spur zugleich die heilige Pomeriumsgrenze sichtbar markierte oder deren Verlauf zumindest so verstanden werden konnte, war mit dem abgetragenen Hügelzug zugleich der alte Grenzverlauf zumindest undeutlicher geworden. Den Planern des neuen Forumprojekts mit dem in diese Anlage durch das Monument der Trajanssäule integrierten Grab des Kaisers kann dabei entgegengekommen sein, dass die Antwort auf die Frage, ob mit diesem Standort altes und heiliges Recht verletzt werde, angesichts der hier veränderten Topographie in der Schwebe bleiben musste.
Trotzdem wurden bei diesem Grabbau sehr hoch fliegende Ansprüche und Erwartungen keineswegs unterdrückt. Hierauf verweisen zum Beispiel die Adlerfiguren auf den Ecken des Sockels (Abb. 20), von denen jeder Römer wusste, dass sie als Diener Juppiters den Menschen die Botschaften des Göttervaters und damit der höchstens Instanz des Olymp zu überbringen hatten. Am Sockel der Trajanssäule schmückten sie gleichsam im Auftrag Juppiters das zukünftige Grab Trajans, dem sie damit zugleich die Apotheose und einen Zugang zur Welt der Götter verhießen. Wie wichtig dies für eine mit diesem Monument propagierte Aussage gewesen ist, unterstreicht das Münzbild (Abb. 7), in dem – entgegen allen tatsächlichen Größenverhältnissen, jedoch zu Gunsten einer unübersehbaren Bildaussage – die Gestalten der Adler völlig überdimensioniert dargestellt sind, so dass sie |60| keinesfalls zu übersehen waren. Deshalb entsprach es nicht nur einer architektonischen und damit formalen Entwurfsidee, durch das Säulenmonument als einem Fluchtpunkt der Achse, die das ganze Forum durchzieht, den Abschluss dieser Forumsanlage zu markieren, sondern zugleich einem programmatischen Willen, der hier eine inhaltlich abschließende Aussage des Bauprogramms sinnfällig werden ließ.
Da der bildliche und ornamentale Schmuck dieses Sockels deutlich darauf hinweisen, dass nach dem Tod Trajans mit seiner Apotheose und Erhebung zum Gott zu rechnen sei, ist vermutet worden, der Gesamtentwurf für dieses Forum habe bereits von Anfang an einen Tempel vorgesehen, der zu gegebener Zeit für eine göttliche Verehrung Trajans in angemessener Form fertiggestellt werden konnte. Dem entspräche ein Entwurfskonzept, nach dem ein solcher Tempel, der als abschließender Höhepunkt des Gesamtprojekts seinen Standort im Anschluss an die Trajanssäule finden sollte, bereits von Anfang an zu den mit dem Bau dieses Kaiserforums verfolgten Absichten gehörte. Diese Vermutung scheint nicht unberechtigt zu sein, weil den von Hadrian für Trajan und Plotina gestifteten Tempel sowohl eine schriftliche Quelle
( SHA Hadrianus 19.9
) als auch eine bereits 1695 bei Bauarbeiten gefundene Inschrift
( CIL
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