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Kaiser Trajan als Bauherr

Kaiser Trajan als Bauherr

Titel: Kaiser Trajan als Bauherr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Knell
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getrieben haben. Zumindest war in Rom bekannt, dass sich zuvor nur Domitian, dessen Wirken in Rom auch durchaus kritisch be- und verurteilt worden ist, mit einem Reisterstandbild
( Statius
,
Silvae 1.1
) von mehrfacher Lebensgröße auf dem Forum Romanum derart betont als Herrscher zur Schau gestellt hatte. Außerdem konnte ein Vergleich mit dem in manchem verwandten Augustusforum zeigen, dass Trajan mit seinem Kaiserforum in einer unmissverständlichen Selbsteinschätzung demonstrierte, dass er sogar den als gültiges Vorbild schlechthin allgemein anerkannten Augustus noch übertraf: Hatte sich Augustus auf dem Platz seines Forums noch mit der ehrenvollen Bezeichnung eines Pater Patriae begnügt, so steigerte Trajan den von ihm beanspruchten Rang, indem er sich den Titel eines Optimus Princeps verleihen ließ
( Cassius Dio 68.23.1 )
. Getragen von diesem nicht mehr zu steigernden Superlativ präsentierte er sich mit dem Reiterstandbild im Mittelpunkt seines Forums als Sinnbild des Zentrums seiner Welt und Inbegriff einer nur ihm eigenen, omnipotenten Machtfülle.
    Abb. 13 Münzbild des Equus Traiani vom Trajansforum
    Darüber hinaus gehörte die Fassade der Basilica Ulpia, die den Platz im Nordwesten abschließt, zu den programmatischen Höhepunkten dieser Forumsarchitektur. Erneut bestätigen Münzbilder (Abb. 14), die in gezielter Absicht durch zeitlich |44| passende Prägungen in Umlauf gebracht worden sind, die Bedeutung dieser Architektur und den ihr aus offizieller Sicht zugesprochenen Rang. Mit ihrer großen und dem Forumsplatz zugewandten Schaufassade antwortete sie auf den wie ein Triumphbogen inszenierten Forumseigangs an der Gegenseite dieses weiträumigen Platzes und spannte damit sowohl formal als auch inhaltlich einen großen Bogen über dessen ganze Fläche. Nicht zuletzt wird durch die Basilica, die selbst noch in dem Münzbild als Ulpia den Familiennamen des Kaisers trägt, zusätzlich zu den von ihr wahrgenommenen Funktionen der Abstammung dieses Kaisers eine besondere Reverenz erwiesen. Wie bereits bei der Architektur des Forumseingangs bleibt man allerdings auch bei der Hauptfassade der Basilica Ulpia mangels baulicher Reste auf die Münzdarstellung angewiesen. Demnach besaß die Basilica einen dreitorigen Eingang, zu dem vorgeblendete Säulen und eine von diesen Säulen getragene, mächtige Attika gehören. Wahrscheinlich hatte sich diese formale Struktur des Fassadenaufbaus der Forumshallen (Abb. 12) in der Basilicafassade fortgesetzt und könnten auch hier großformatige Figuren zur Ausstattung ihrer Attikazone gehört haben. Soweit dies in der reduzierten Bildform einer Münze überhaupt noch zu erkennen ist, erinnern ihre Gestalten an die Figuren des triumphal ausgestatteten Forumseingangs und könnten deshalb deren inhaltliches Gegenstück gewesen sein.
    Abb. 14 Münzbild des Eingangs zur Basilica Ulpia
    Dank besonderer Umstände blieben nennenswerte Teile von einem einst mindestens 50m langen und 3m hohen, monumentalen Relieffries erhalten. Wahrscheinlich |45| gehörte er zu der über die ganze Platzbreite gespannten Langseitenfassade der Basilica. Als besonders bemerkenswertes Beispiel ist hiervon ein Relief (Abb. 15) erhalten, das später bei der Ausstattung des Konstantinbogens wiederverwendet worden ist. Den Reliefstil kennzeichnet eine kompakte und mehrschichtig dargestellte Gruppenkomposition, deren Figuren durch ihr stark ausgearbeitetes Volumen deutlich aus dem Reliefgrund heraustreten. Die Darstellung konzentriert sich auf eine Szene, in der die römische Kavallerie im Kampf gegen die Daker ihre Gegner niederreitet. Dabei wird vor allem jener Reiter besonders herausgestellt, der vor der Folie eines dicht verknoteten Kampfgetümmels wie in einer anderen Situation oder in einem anderen Zustand erscheint. Mit diesem Reiter, der hier in voller Feldherrenrüstung und mit einem weit zurückwehenden Mantel wie ein heroisch überhöhter Vorkämpfer an der Spitze seiner Truppen in |46| den Kampf eingreift, kann nur Trajan selbst gemeint sein. Dabei fällt auf, dass diese Szene zumindest indirekt an eine Darstellung erinnert, die Alexander d. Gr. in dem berühmten Alexandermosaik beim Angriff auf das persische Heer zeigt. Dieser Vergleich muss nicht zu weit hergeholt sein, weil die Szene einem Bildtypus entspricht, der – auch wenn das Mosaik nach dem Vesuvausbruch des Jahres 79 n. Chr. verschüttet war – in römischer Zeit zumindest grundsätzlich nicht völlig unbekannt gewesen ist.

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